Auch in diesem Jahr veranstaltete das Obstbauteam des DLR Rheinpfalz Oppenheim zwei Obstinfotage. Ende Januar in Worms-Pfeddersheim und Anfang Februar in Klein-Winternheim kamen zahlreiche Besucher um sich zu Pflanzenschutz- und Anbauthemen rund um den Obstbau zu informieren. Erfahrungen und Versuchsergebnisse aus der letzten Saison wurden dargestellt und zahlreiche nützliche Hinweise und Tipps für das kommende Obstjahr gegeben.
Andrea Schneider vom Bauern- und Winzerverband stellte eine Kampagne zur Imagestärkung von deutschem Obst vor. Durch regelmäßige professionelle Öffentlichkeitsarbeit soll Transparenz geschaffen werden, Vertrauen des Verbrauchers aufgebaut und auch prekäre Themen wie Pflanzenschutz positiver besetzt werden.
Hoher Infektionsdruck im vergangenen Jahr
In Rückblick auf die Saison 2016 ging Elke Immik auf den Witterungsverlauf ein. Das Jahr war geprägt von einem extrem niederschlagsreichen Frühjahr, das den Pflanzenschutz aufgrund der lang anhaltenden Blattnässe und des hohen Infektionsdrucks vor besondere Herausforderungen stellte. Zwei Hagelereignisse im Mai und Juni führten zu teils enormen Schäden in einigen Obstanlagen, Sonnenbrand an Früchten trat 2016 verstärkt auf. Hinsichtlich des Wasserhaushalts starteten die Pflanzen gut versorgt in die Saison, in den trockenen Monaten Juli und August kam es dann jedoch phasenweise zu Stresssituationen durch Wassermangel.
Hilfestellung für ein bedarfsorientiertes Bewässerungsmanagement bietet ein kostenfreier Internetservice des DLR Rheinpfalz (www.obstbau.rlp.de / Warndienst / Prognosen). Durch Berechnung der klimatischen Wasserbilanz werden je nach Standort und Kultur für den Obstbau Empfehlungen zum aktuellen Wasserbedarf gegeben. Eine Weiterentwicklung hinsichtlich Anwenderfreundlichkeit und Genauigkeit ist vorgesehen, erläuterte Immik.
Der etwas moderate Fruchtbehang im vergangenen Jahr lässt für 2017 ein Ausdünnungsjahr erwarten. Dies nahm Obstbauberater Peter Hilsendegen zum Anlass, die Ausdünnungsmöglichkeiten für Kern- und Steinobst vorzustellen. Vor allem die Wirkmechanismen und Einsatzbedingungen des neu verfügbaren Wirkstoffs Metamitron mit dem Produktnamen Brevis werden anhand langjähriger Versuchserfahrungen genauer erläutert. Der Wirkstoff greift in die Photosynthesereaktion der Pflanze ein und fördert den Fruchtfall. Für eine gute Ausdünnwirkung sind die Witterungsfaktoren im Anwendungszeitraum entscheidend: Vor der Anwendung mindestens drei warme Nächte in Folge, mit einer Durchschnittstemperatur über 10 °C und anschließend ein paar Tage bedeckter Himmel. Die Herausforderung besteht darin, die Stärke des Fruchtansatzes, die Witterung und die Aufwandmenge optimal zu kombinieren, um den gewünschten Fruchtbehang zu erreichen.
Das wird sicherlich nicht jedes Jahr gleich gut gelingen. Deshalb ist die Einbindung des neuen Wirkstoffs in eine Gesamtstrategie die zuverlässigere Methode. In diesem Fall stehen bereits ab der Blüte die ersten Ausdünnmaßnahmen an (Ausdünnmaschine, Ethephon, ATS). Im Verlauf der Fruchtentwicklung wird der Fruchtbehang genauer auf die erforderliche Fruchtanzahl pro Baum eingestellt (Metamitron, Benzyladenin, Ethephon).
Optimaler Fruchtbehang mit geringem Zeitaufwand
Ziel ist, den optimalen Fruchtbehang für eine gute Fruchtqualität mit möglichst wenig Handausdünnung zu erreichen. Die Zulassung und Anwendungsempfehlungen gibt es nur für Apfel und Birne. Vor dem Einsatz von Metamitron im Steinobst muss gewarnt werden, da schon kleine Aufwandmengen zu starken Schäden an Blättern und Früchten führen.
Pflanzenschutzberater Werner Dahlbender erläuterte die Strategien im Kern- und Steinobst. Die Bekämpfung der Kirschessigfliege war eine große Herausforderung für den Berufsstand. Schon die frühen Kirschsorten wurden im letzten Jahr befallen und die Bekämpfung gestaltete sich auch durch das feuchte Wetter alles andere als einfach. Anhand letztjähriger Versuche wurden die einzelnen Präparate, die zur Verfügung stehen, vorgestellt und bewertet.
Zur richtigen Zeit eingesetzt, konnte so Schlimmeres verhindert werden. Auch in 2017 ist davon auszugehen, dass die Kirschessigfliege Kirschen und das Beerenobst befällt. In einzelnen Strategien wurden Maßnahmen erläutert, wie der Befall verhindert werden kann.
Bedingt durch die feuchte Witterung im letzten Frühjahr galt es die Bäume und Früchte auch vor Infektionen durch Schadpilze zu schützen. Hier musste vorbeugend behandelt werden, damit die reifen Kirschen gesund und ohne Fäulnis ins Lager gebracht werden konnten und nicht vom Monilia-Pilz geschädigt wurden.
Im Kernobst ist der Schorfpilz ein wichtiger Schaderreger. Durch das Prognosesystem „RimPro“ konnten die wichtigsten Termine zur Bekämpfung bestimmt und die Bekämpfung optimiert werden. In den Empfehlungen wurden die einzelnen Vorgehensweisen dargestellt, in denen man versucht die Schädlinge und Schaderreger gezielt zu bekämpfen und auch Pflanzenschutzmittel einzusparen.
Werner Dahlbender lud die anwesenden Obstbauern zu den ab März wieder stattfindenden Feldbegehungen ins Gebiet ein. Ebenfalls ab März wird der automatische Auskunftgeber 06131/930390 wieder besprochen und aktuelle Hinweise auf der Webseite www.obstbau.rlp.de veröffentlicht.
Wie man den Baumstreifen übers Jahr sauber hält berichtete Franz-Josef Scheuer. In seinen Versuchen, die er in den letzten Jahren durchgeführt hat, verglich er die einzelnen Kombinationen von Kontakt- und Bodenherbiziden um einer Verunkrautung lang anhaltend entgegen zu wirken. Er zeigte deutlich, dass durch den Einsatz von Bodenherbiziden, die im letzten Jahr dank feuchter Witterung besonders gut wirkten, bis in den Herbst die Verunkrautung gezielt klein gehalten werden konnte.
Susanne Auhl von der AGIO stellte wie gewohnt die Ergebnisse des QS-Rückstandsmonitorings vor und erläuterte die Neuigkeiten, die in diesem Jahr bei QS-GAP auf die Betriebe zukommen. Es wurde viel diskutiert und das Publikum konnte zahlreiche Anregungen und Informationen für die eigene Arbeit und die kommende Obstsaison mit nach Hause nehmen.
Obstbauteam DLR Rheinpfalz – LW 10/2017