Die Graukresse (Berteroa incana) ist eine schöne, noch relativ unbekannte Giftpflanze. War sie bislang vereinzelt in Dänemark zu finden, so tritt sie nun auch vermehrt in Deutschland, Österreich, Polen und der Schweiz auf.
Die Graukresse ist ursprünglich aus dem eurasischen Raum nach Mitteleuropa eingewandert. Sie enthält Senfölglycoside und einen bisher unbekannten Giftstoff, auf den Pferde sensibel reagieren. Die Aufnahme führt zu Fieber, Hufrehe und Ödemen. Bei großen Mengen (etwa 30 Prozent Bestandsanteile) kann nach ein bis zwei Tagen der Tod des Tieres eintreten.
Während die Pflanze von erfahrenen Weidetieren aufgrund des kohlähnlichen Geschmacks oft gemieden wird, kann sie in der Futterkonserve kaum noch herausselektiert werden. Eine Giftigkeit für andere Weidetiere kann bislang nicht ausgeschlossen werden.
Bis zu 7000 Samen pro Pflanze
Allgemein zählt sie zur Familie der Kreuzblütengewächse und wurde erstmals im Jahre 1753 von Carl Linné beschrieben. Die Graukresse ist eine ein- oder zweijährige krautige Pflanze. Sie erreicht eine Wuchshöhe von 20 bis 80 cm, kann aber auch bis 110 cm hoch werden. Ihren Namen trägt sie aufgrund der graugrün filzigen Behaarung des Stängels und der Blätter.
Es wird nur ein einziger Stängel gebildet, der sich vielfach verzweigt und an dem die Samenstände ausgebildet werden. Die vier geschlitzten weißen Blütenblätter sind von Mai bis August zu sehen, von Juni bis September werden die Schoten ausgebildet. Aus den Schoten können pro Pflanze bis zu 7000 Samen ausfallen.
Kraut wandert in durch Dürre geschädigtes Grünland ein
Man findet sie an Straßenrändern, Bahndämmen, Böschungen oder nach Erdbewegungen (beispielsweise an Baustellen). Nach den letzten drei Trockenjahren wandert sie aber leider auch verstärkt in die Grünlandbestände ein. Wertvolle Futtergräser fielen der Dürre zum Opfer, die Narben wurden lückig und die Graukresse konnte sich zum Teil rasant ausbreiten. Betroffen sind vor allem leichte, sandige Standorte wie Fluss-Auen (beispielsweise entlang der Fulda, Eder etc.) oder das hessische Ried.
Bekämpfen und verdrängen
Kurzfristig kann durch ausreißen (möglichst mit Wurzel) und den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln (Wirkstoff: MCPA zum Beispiel U46 M, Aufwandmenge 2 l/ha im Rosettenstadium) eine Bekämpfung erfolgen. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn nach der Wartezeit (14 Tage) gemäht werden soll. Die welkenden, absterbenden Pflanzen sind noch immer toxisch.
Um ein weiteres Aussamen und den damit einhergehenden Anstieg des Samenpotenzials im Boden zu verhindern, sollte zumindest im Juni gemulcht werden. Andernfalls überdauern die Samen im Boden mehrere Jahre und keimen, wenn die Witterung passt und die Konkurrenz durch den Altbestand fehlt.
Der beste Schutz ist also eine dichte Narbe. Erzielt wird diese durch eine ausreichende Nährstoffversorgung (Boden-pH beachten) und trockentolerante Arten wie Knaulgras, Wiesenlieschgras oder Wiesenrispe.
Sandra Höbel, Katharina David, Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen – LW 48/2020