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Große Jubiläen in der Pflanzguterzeugung

Fachtagung der Rebenpflanzguterzeuger

An der diesjährigen Mitgliederversammlung der Rebenpflanzguterzeuger in Bad Dürkheim konnten gleich zwei Jubiläen gefeiert werden: Das 50-jährige Bestehen des Deutschen sowie das 70-jährige Jubiläum des Pfälzer Rebenpflanzguterzeuger-Verbandes.

Edwin Schrank, Vorsitzender der Verbands Deutscher Rebenpflanzguterzeuger begrüßt Gäste und Mitglieder zur Fachtagung. Foto: Isabelle Willersinn

Per Videobotschaft überbrachte Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner ihre Glückwünsche: „Mit einer pfiffigen und guten Idee hat es mit Ihrer Hilfe geklappt, dass der deutsche Weinbau wieder einen Aufschwung bekommen hat“, beschrieb sie die Zeit nach der Reblausplage in Europa. Auch Staatssekretär Andy Becht bedankte sich bei den Rebveredlern. „Sie leisten einen großen Beitrag zu unserem Weinbau und legen die Grundlagen, um Antworten auf den Klimawandel und den Pflanzenschutz zu finden.“ Durch den Zusammenschluss und die gute Zusammenarbeit habe der Verband bewiesen, dass hohe Internationalisierung bei Forschung und Co. hier weiterhilft.

Klaus Schneider, Präsident des Deutschen Weinbauverbandes, blickte zurück auf viele Erfolge, die die deutschen Winzer dank und mit Hilfe der Rebveredler erreichen konnten.

Langfristige Strategien entwickeln

Manche Dinge seien allerdings auch schiefgelaufen: Sorten mit hoher Zuckerleistung, wie für Auslese-Weine, waren vielleicht nicht so gut. Man müsse zukünftig langfristige Strategien entwickeln und auch das Ende bedenken, folgerte er.

Auch der Präsident des internationalen Rebveredler-Verbandes (IRV/CIP), Franz Backknecht, ließ sich den Besuch zur Jubiläumsfeier nicht entgehen. An der Problematik des Berufsstandes habe sich in den letzten Jahrzehnten nicht viel geändert, Probleme seien immer noch da, auch wenn es andere sind, so der Präsident. Viele Ideen und Vorschläge „von oben“ seien einfach nicht durchsetzbar. „Manches was kommt ist überzogen und hat außer Bürokratie und Kosten keinen Nutzen“, so Backknecht. Deshalb ist er froh über alle Fachleute, die sich im Sinne der Winzer und Rebveredler einsetzten. Er lobte auch die gute Zusammenarbeit mit dem Deutschen Rebveredler-Verband und bedankte sich dafür.

Derzeit Esca im Fokus der Rebveredler

Ein großes Problem für Winzer und Rebenpflanzguterzeuger stellt die Krankheit Esca dar. Mit Hochdruck arbeiten die Rebveredler daran, mehr über die Krankheit herauszufinden. Dabei steht auch im Fokus, wie und zu welchem Zeitpunkt die für Esca verantwortlichen Pilz in die Rebe gelangen. Dr. Valerie Hofstätter, Agroscope Changins (Schweiz), berichtete über aktuelle Forschungsergebnisse. Sie fand heraus, dass sich die Pilze nur im Holz der befallenen Stöcke ansiedeln, denn in den Blättern konnte sie keine Pilze nachweisen. Zudem untersuchte Hofstätter verschiedene Hypothesen, die zum Ausbrechen der Krankheit führen könnten, denn die Anwesenheit von bestimmten Pilzen im Holz, muss noch nicht zu einem Ausbruch der Krankheit führen. Die Anfälligkeit gegenüber Esca könnte mit der Rebsorte, vielleicht sogar auch mit unterschiedlichen Klonen zusammenhängen, so Hofstätter.

Prof. Dr. Hans Schulz von der Hochschule Geisenheim warf einen Blick auf den Klimawandel: Er beleuchtete die Anbaueignung von Rebsorten in Deutschland und folgerte „eigentlich wissen wir gar nicht, wie warm es verschiedene Rebsorten aushalten“, denn die bisher aufgezeigten Temperaturobergrenzen seien lediglich bisherige Erfahrungswerte. Eine Klimaerwärmung heißt allerdings auch, dass sich die Verdunstung erhöht. Im Hang ist die Verdunstung noch einmal höher als im Flachen, was zukünftig häufiger zu Wasserknappheit führen wird. „Wir werden aber das Bewässerungsproblem nicht lösen können“, zeigt Schulz auf, da das Wasser in solchen Jahren meist an anderer Stelle benötigt wird. Auch die Bodentemperatur habe sich in den letzten 40 Jahren um etwa 4 °C erhöht (in 1 m Tiefe). Das führt zu einer höheren CO2-Emission aus dem Boden sowie einer Abnahme der Wasserviskosität was wiederum eine Steigerung der Transpirationsrate um bis zu 30 Prozent zur Folge hat! Die Trockenstressresistenz von Unterlagen wird daher wichtiger! Auch siedeln sich immer mehr Schädlinge in Deutschland an: „Alte Probleme werden schlimmer, neue Schaderreger kommen hinzu“, so Schulz.

Dr. Joachim Eder berichtete von einem vermehrten Auftreten von starkem Befall mit Reblaus-Blattgallen in Zusammenhang mit dem Klimawandel. Die starke Vermehrung der Reblaus findet an wildem Rebenaufwuchs in Drieschen statt. Von dort aus greift die Reblaus auch auf Ertragsanlagen über. Zudem gäbe es Hinweise aus der Forschung, dass sich der Biotyp der Reblaus verändert (hat). So verbreitet sie sich zum Beispiel häufiger im Geiztrieblaub. Eder zeigte Untersuchungen auf, die zeigen, dass die Anfälligkeit der Rebe für die Reblaus Sortenabhängig ist. Es gebe aber keine Hinweise darauf, dass Piwis anfälliger seien als klassische Rebsorten. Da die Reblaus nur schwer bekämpft werden kann, erachtet Eder es für notwendig, vorbeugend zu bekämpfen. Vor allem bei neu gezüchteten Rebsorten sei es wichtig, auf ihre Anfälligkeit gegenüber der Reblaus zu achten.

Herausforderungen liegen vor der Weinbranche

Bevor es die Teilnehmer der Fachtagung zum Festmenü führte, ergriff Volker Freytag, stellvertretender Vorsitzender des Verbandes der Pfälzer Rebenpflanzguterzeuger das Schlusswort. „Viele Dinge haben wir als Rebenpflanzguterzeuger gut gelöst und weiterhin liegen Herausforderungen vor uns.“ Die Weinbranche stehe in der Kritik und alle müssen ihren Beitrag leisten, die Probleme zu lösen. „Heute haben wir eine Zeitreise gemacht und gesehen, dass es gute Gründe gab, die Vereine zu gründen und wir haben gesehen, dass es wichtig ist, gut zusammenzuarbeiten“, so Freytag.

iw – LW 30/2019