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Große Resonanz bei der Initiative Tierwohl

2 142 Betriebe zugelassen – 4 653 hatten sich registrieren lassen

Seit dem 28. April ist die erste Registrierungsphase der Initiative Tierwohl für schweinehaltende Landwirte abgeschlossen. Nun stehen die Teilnehmerzahlen fest: Zunächst werden 2 142 schweinehaltende Betriebe zur Auditierung für die Initiative Tierwohl zugelassen, sodass insgesamt 12 030 514 Tiere von den Tierwohl-Maßnahmen profitieren können. Dies teilt die Trägergesellschaft, die Gesellschaft zur Förderung des Tierwohls in der Nutztierhaltung mbH, in einer Presseerklärung mit.

10 Prozent mehr Platz, organisches Beschäftigungsmaterial sowie ein ständiger Zugang zu Raufutter sind einige der Kriterien, die Schweinehalter in ihren Betrieben umsetzen möchten. Foto: agrarfoto, Brammert-Schröder

In Erstaudits werde nun überprüft, ob die Betriebe die ausgewählten Kriterien tatsächlich ab dem von den Landwirten angegebenen Datum umgesetzt haben – andernfalls gilt das Audit als nicht bestanden und Schweinehalter von der Warteliste rücken nach. Mit bestandenem Audit und freigegebenem Prüfbericht erhalte der Tierhalter einen Auszahlungsanspruch über eine Laufzeit von drei Jahren. Innerhalb dieser drei Jahre gewährleisteten unangekündigte Folgeaudits die kontinuierliche Einhaltung der Kriterien.

1 345 Mast-, 324 Ferkelaufzucht- und 473 sauenhaltende Betriebe

Vier Wochen lang hatten schweinehaltende Landwirte Zeit, um ihren Betrieb über die 47 zugelassenen landwirtschaftlichen Bündler für die Initiative Tierwohl registrieren zu lassen. Die zugelassenen Betriebe teilen sich nach Angaben der Trägergesellschaft auf in

1 345 Schweinemastbetriebe mit 4 492 567 Tieren, 324 Ferkelaufzuchtbetriebe mit 2 822 322 Tieren und 473 sauenhaltende Betriebe mit 4 715 625 Tieren. Die zur Auditierung zugelassenen Landwirte wurden bereits informiert. Insgesamt hatten sich 4 653 Landwirte registrieren lassen, darunter 2 961 Schweinemastbetriebe mit 10,1 Mio. Tieren, 704 Ferkelaufzuchtbetriebe mit 6,5 Mio. Tieren und 988 sauenhaltende Betriebe mit 8,9 Mio. Tieren. Registrierte, aber nicht für die Auditierung zugelassene Landwirte werden vorerst auf eine Warteliste aufgenommen.

Organisches Beschäftigungs-Material und mehr Platz

Die jeweilige Höhe der Bonusansprüche ergibt sich laut Trägergesellschaft aus den ausgewählten Wahlpflicht- und Wahlkriterien in Kombination mit den Pflichtkriterien. Besonders häufig gewählte Wahlpflicht- und Wahlkriterien in der Schweinemast seien zusätzliches organisches Beschäftigungsmaterial, 10 Prozent mehr Platz und Saufen aus offener Fläche. Auch in der Ferkelaufzucht seien dies die beliebtesten Kriterien, wohingegen sauenhaltende Betriebe vermehrt auf organisches Beschäftigungsmaterial, ständigen Zugang zu Raufutter in der Gruppenhaltung, Bereitstellung von organischem Nestbaumaterial und 10 Prozent mehr Platz setzen. Die Grundanforderungen müsse jeder der teilnehmenden Betriebe umsetzen. Finanziert werde der Mehraufwand der Landwirte durch die teilnehmenden Unternehmen des Lebensmitteleinzelhandels. Diese führen für die seit Januar 2015 verkaufte Ware vier Cent pro kg Schweine- und Geflügelfleisch sowie Wurst ab. Im ersten Jahr rechnet die Initiative Tierwohl mit einer Summe von 85 Mio. Euro für Schwein und Geflügel insgesamt, in den ersten drei Jahren mit 255 Mio. Euro. Die Registrierung für geflügelhaltende Betriebe werde noch in diesem Sommer starten.

Allen Interessierten die Teilnahme ermöglichen

Zur Initiative Tierwohl äußerte sich auch Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes in einer Presseerklärung: „Die Resonanz unserer Schweinehalter auf die Initiative Tierwohl ist hervorragend und übertrifft alle Erwartungen. Die Teilnehmerzahlen dokumentieren, dass unsere Tierhalter umgehend in zusätzliche Verbesserungen des Tierschutzes investieren, wenn sie die Mehrkosten erstattet bekommen.“ Kein anderes Markenfleischprogramm, kein anderes Tierschutzlabel sei bisher auf ein solch breites Interesse gestoßen wie die Initiative Tierwohl, sagte Rukwied. Wegen der hohen Beteiligung könnten nicht alle interessierten Schweinehalter von Beginn an teilnehmen. „Jetzt ist die gesamte Wertschöpfungskette gefordert, allen teilnahmewilligen Tierhaltern die Beteiligung zu ermöglichen“, erklärte Rukwied.

Wertschöpfungskette steht für Innovationen

Laut einer Pressemeldung des Deutschen Raiffeisenverbandes steht mit Ende der ersten Anmelderunde für schweinehaltende Betriebe bei der Ini­tia­tive Tierwohl fest: Die Stufe Landwirtschaft kann den deutschen Markt mit mehr als dem Doppelten der kalkulierten Fleischmenge bedienen. „Die Wertschöpfungskette Lebensmittel unterstreicht damit eindrucksvoll, dass sie für Innovationen steht. In weniger als zwei Jahren ist es durch enge und intensive Zusammenarbeit gelungen, ein einzigartiges System für noch mehr Tierwohl zu entwickeln “, so Dr. Henning Ehlers, Generalsekretär des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV).

LW – LW 19/2015