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Gute Aussichten, aber knappes Pflanzgut

Frühkartoffeltag in Dirmstein

Der traditionelle Frühkartoffeltag bei Raiffeisen Agrarhandel Pfalz in Dirmstein am vergangenen Dienstag war wieder gut besucht: Neben Kartoffelerzeugern aus der Region nutzen auch viele Vertreter der Züchterhäuser und der Verarbeitungsindustrie den Tag, um sich einen Überblick über die Entwicklung der Bestände und der Sorten in der Pfalz zu verschaffen.

Berichteten über die Aussichten der Frühkartoffelsaison (v.l.:) Valentin Beckmann, Vertriebsleiter Raiffeisen Agrarhandel Pfalz, Geschäftsführer Moritz zu Dohna-Schlodien und Ferdi Buffen von Weuthen. Rechts daneben der Geschäftsführer des Deutschen Kartoffelhandelsverbandes, Dr. Sebastean Schwarz. Foto: Brammert-Schröder

„Die Marktaussichten für Frühkartoffeln aus der Pfalz sind in diesem Jahr gut wie lange nicht mehr.“ Mit diesen Worten eröffnete Vertriebsleiter Valentin Beckmann seinen Vortrag und erläuterte seine Markteinschätzung für die Speisefrühkartoffeln. Am 17. Mai seien bereits die ersten losschaligen Kartoffeln für Sackware gerodet worden und eine Woche später auch lose Ware zum Verpacken, zur Verarbeitung und für Schälbetriebe in andere Gebiete verkauft worden. „Das war außergewöhnlich früh“, so Beckmann.

„Die Pfalz hat eine große Bedeutung für den Markt.“ Heute sei die Ausgangslage am Kartoffelmarkt ähnlich wie 2023. Während im vergangenen Jahr aber hohe Importe aus Israel, die eigentlich nach Einschätzung der Marktakteure nicht vorhanden gewesen sein sollten, für eine Verschiebung des Markteinstiegs von Pfälzer Grumbeere gesorgt haben, sieht die Situation heute anders aus. Der Markt ist nach den Worten Beckmanns knapp ausreichend mit Frühkartoffeln versorgt und die Läger sind leer.

„Israel, Spanien und Ägypten haben viel geliefert, aber die Anbauflächen nicht ausgedehnt. Pflanzgut war nicht ausreichend verfügbar.“ Dafür machte der Vertriebsleiter nicht nur die feuchte Witterung im vergangenen Jahr verantwortlich, sondern auch die politischen Rahmenbedingungen, die eine Erzeugung von gesundem Pflanzgut durch Verbote von Wirkstoffen erschweren.

Reifeförderung jetzt beginnen

Der LEH habe früh auf Importware umgestellt, dadurch seien keine Bestände aufgebaut worden. Beckmann erwartet, dass nur noch wenig spanische Kartoffeln für Programmware importiert wird. „Wir müssen nun die Versorgung des Marktes sicherstellen. Eine Reifeförderung der Kartoffeln ist nötig, um den Markt zu beliefern.“

Das Zeitfenster für Pfälzer Grumbeere schätzt Beckmann als ausreichend ein. „Die Ausgangslage ist gut. Viele Gebiete sind noch nicht mit dem Pflanzen fertig. Die Haupternte wird sich verzögern.“ Der hochpreisige Markt-Einstieg sei für die Verbraucher nicht hinderlich gewesen. Dennoch mahnte Beckmann an, bei allen Erwartungen an hohe Erzeugerpreise ein Preisniveau zu finden, mit dem auch der LEH leben kann.

Ferdi Buffen, Geschäftsführer der RWZ-Tochter Weuthen, ging auf die Markterwartung bei Veredlungskartoffeln ein. „Der Bedarf der Verarbeitungsindustrie ist groß und wird es bleiben“ sagte er. Buffen verwies darauf, dass in Belgien bis zum Jahr 2027/28 weitere Verarbeitungskapazitäten für mindestens 2 Mio. t Kartoffeln entstehen werden – und die müssen bedient werden.

„Wir brauchen Spezialisten für den Anbau von Verarbeitungskartoffeln und werden an allen Schrauben drehen müssen, um den Bedarf zu erfüllen.“ Er könne sich vorstellen, dass hierzu künftig auch Verarbeitungsware aus der Pfalz in entferntere Werke gefahren wird.

Ein großes Problem sei das knappe Pflanzgut. Das wird voraussichtlich auch im nächsten Jahr knapp bleiben. „Trotzdem wird die Fläche ausgedehnt“, so Buffen. Teilweise würden immer noch Kartoffeln gepflanzt, weil die Flächen, auch in Belgien und den Niederlanden, bisher zu nass gewesen seien. Er geht dennoch von einer um rund 15 Prozent kleineren Ernte aus. Buffen prognostizierte hohe Preise für einige Wochen. „Es ist keine Hektik angezeigt. Die Notierungen am 1. Juli könnten ähnlich sein wie heute.“

Ibs – LW 24/2024
Guter Saisonstart für die Pfälzer Grumbeere Informationsveranstaltung zum Erntestart