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Hälfte der Ausgaben für Maschinen- und Pachten

Exkursion der VLF Fritzlar und Ziegenhain nach Thüringen

Mit über 60 Teilnehmern haben die Vereine für landwirtschaftliche Fortbildung Fritzlar und Ziegenhain (VLF) kürzlich eine gemeinsame Tagesfahrt nach Thüringen durchgeführt. Dabei wurden der landwirtschaftliche Betrieb die Agrargesellschaft Pfiffelbach in Pfiffelbach, die „Kloßwelt“ in Heichelheim sowie die Stadt Weimar besichtigt.

Die Fahrtteilnehmer des VLF Fritzlar und des VLF Ziegenhain vor dem Kongresshotel der Agrargesellschaft Pfiffelbach mbH. Links der Geschäftsführer Lars Fliege. Foto: Jürgen Lütjens, VLF Ziegenhain

Das erste Besichtigungsobjekt war die Agrargesellschaft Pfiffelbach mbH in der Großgemeinde Ilmtal. Der Ort Pfiffelbach liegt im Landkreis Weimarer Land am nördlichen Rand des Thüringer Beckens. Geschäftsführer Lars Fliege stellte den Betrieb mit seinen Betriebszweigen vor.

Ertragreicher Ackerbaustandort

Die landwirtschaftliche Nutzfläche umfasst 5 100 ha, wovon 4 950 ha Ackerland und 120 ha Grünland sind. Es werden die Feldfrüchte Raps, Zuckerrüben, Körnererbsen, Kartoffeln, Winterweizen, Sommergerste, Durum, Feldgras und Silomais angebaut. 80 Prozent der Böden sind Lössböden mit einer durchschnittlichen Ackerzahl von 69. Die Witterungsdaten liegen in der Region bei 530 mm Jahresniederschlag, 9,6 Grad Celsius Jahresdurchschnittstemperatur und 260 Vegetationstage. Dies sind alles gute Voraussetzungen für einen hohen Ertrag. Der Ackerbau wird auch mit einer hohen Intensität gefahren. Die Sommergerste wird zu 100 Prozent als Braugerste verkauft. Der Durum Hartweizen wird zu 50 Prozent als Winterdurum und zu 50 Prozent als Sommerdurum angebaut. Die Kartoffeln werden als Speisekartoffeln an die Firma Tegut vermarktet. Auch die Verpackung erfolgt im Betrieb. Mit 1 500 ha hat der Winterweizen den größten Anteil an der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Es werden alle Qualitätsstufen angebaut.

Greening mit Körnererbsen und Blühstreifen erfüllt Die Greeningauflagen werden mit dem Anbau von Körnererbsen und der Anlage von Blühstreifen erfüllt. Bei der Fruchtfol­ge handelt es sich in der Regel um eine Vierfelderfruchtfolge wo Blattfrüchte, Halmfrüchte, Futterpflanzen und Sommerkulturen integriert sind.

Eine Feldrundfahrt zeigte den Ackerbau im Betrieb in allen Facetten. Besonderheit im Ackerbau ist, dass keine Dünnsaaten an­gestrebt werden. Bei allen Getreidearten werden mindestens 300 Körner pro Quadratmeter gesät.

GPS-Lenksystem rechnet sich

Im Jahr 2014/15 hatte der Betrieb große Probleme mit einer Mäuseplage. Dieser ging man konsequent mit einer Bekämpfung nach. Ein weiteres Problem ist das Auftreten von Gelbrost im Winterweizen. Die Ackerflächen werden sowohl gepflügt als auch mit einer Mulchsaat durchgeführt. Das GPS-Lenksystem wird im Ackerbau in allen Tätigkeitsbereichen umgesetzt. Bei den Kosten im Ackerbau sind die Maschinenkosten und Pachtaufwendungen mit fast 50 Prozent die Hauptausgabepositionen. 80 Prozent des Betriebs sind Pachtflächen.

Leistungsstarke Tierhaltung

Als weitere Betriebszweige sind die Rinderhaltung, die Schweinehaltung, ein Landwarenhandel und die Bioenergieerzeugung vorhanden. Im Betrieb werden 1 000 Milchkühe der Rasse Schwarzbunt gehalten. Die Jahresdurchschnittsleistung beträgt 10 000 Liter Milch pro Kuh. Als Grundfutter werden 80 Prozent Silomais und der Rest als Feldgrassilage eingesetzt.

Sämtliche Feldarbeiten erledigt der Betrieb selbst. Beim Feld­gras werden zur Qualitätssicherung heterofermentative Milchsäurebakterien zugesetzt.

Das Kraftfutter wird im betriebseigenen Mischfutterwerk hergestellt. In der Schweinehaltung werden 1 650 Sauen zur Ferkelproduktion gehalten. Mit 31 verkauften Ferkeln pro Sau und Jahr werden hohe Ergebnisse erzielt. Das Zuchtmaterial stammt aus Dänemark.

Die 530-kW-Biogasanlage wird mittels Rindergülle und Energiemais betrieben. Im Betrieb können, neben der Stromerzeugung, durch die Wärmenutzung 100 000 Euro eingespart werden. Ein eigenes Landhandelsunternehmen rundet die Betriebszweige ab. Im gesamten Betrieb arbeiten 85 Mitarbeiter. Diese werden übertariflich entlohnt. Ein zusätzliches Monatsgehalt zum normalen Jahreslohn fördert die Motivation der Arbeitskräfte.

Kartoffeln im Vertragsanbau

Nach dieser Betriebsbesichtigung wurde die Thüringer Kloß – Welt in Heichelheim aufgesucht. Es ist ein Kloßmuseum wo die Thüringer Klöße im Mittelpunkt stehen. Jochen Richter erläuterte der Gruppe den Kartoffelanbau in Thüringen und die Herstellung der Klöße in der Firma Ablig. Die Firma hat mit Thüringer Landwirten 2 200 ha Vertragsfläche abgeschlossen. 11 000 Tonnen Speisekartoffeln werden pro Jahr verarbeitet. Es sind die Sorten Agria, Finka und Annabelle. Die Kloßherstellung erfolgt zu zwei Dritteln aus rohen Kartoffeln und zu einem Drittel aus gekochten Kartoffeln. Neben dem Stärkegehalt sind der Vitamin- und Mineralstoffgehalt wichtige Qualitätskriterien. Auf der Verpackung ist die Herkunft dargestellt. Aus hygienischen Gründen konnte die Produktion in der Firma Albig nicht in Augenschein genommen werden. Im Museum wurden alte Geräte aus der Kartoffelproduktion und der Kloßherstellung betrachtet.

Den Abschluss der Tagesfahrt bildete eine Besichtigung der Stadt Weimar. Diese hat 63 000 Einwohner und zwölf Ortsteile. Sie liegt auf 200 m über Normalnull. Seit 2004 ist Weimar Universitätsstadt. Die Weimarer Klassik und das Leben und Wirken von Persönlichkeiten stand im Mittelpunkt. So waren der deutsche Dichter, Theologe und Philosoph Johann Gottfried Herder, der Dichter Johann Wolfgang von Goethe, der Dichter, Philosoph und Historiker Johann Christoph Friedrich von Schiller und der Dichter Christoph Martin Wieland in Weimar zuhause. Seit 1998 ist die Stadt UNESCO Weltkulturerbe. Mit vielen Informationen und guten Eindrücken kam die Gruppe wieder nach Hessen zurück.

Freimut Krug, VLF Fritzlar  – LW 28/2015