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Handel und Politik bei der Tierwohl-Initiative gefordert

Krüsken: Landwirtschaft hat ihre Hausaufgaben gemacht

Verstärkte Anstrengungen innerhalb der Wertschöpfungskette zur Umsetzung der Tierwohl-Initiative hat der Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Bernhard Krüsken, angemahnt. „Die Landwirtschaft hat ihre Hausaufgaben gemacht“, so Krüsken in einem Gespräch mit dem Pressedienst Agra-Europe. Er sieht jetzt den Lebensmittelhandel gefordert, sein Bekenntnis umzusetzen.

DBV-Generalsekretär Bernhard Krüsken Foto: imago/Metodi Popow Foto: imago images/Metodi Popow

Gleichzeitig räumte Krüsken Schwierigkeiten bei der Realisierung ein. Der Teufel stecke auch hier im Detail, so dass die ursprünglichen zeitlichen Vorstellungen nicht zu halten seien. Der DBV-Generalsekretär geht davon aus, dass bis Mitte des Jahres die ersten Tierwohl-Betriebe zertifiziert sein werden. Spätestens Ende 2014 könnten dann die ersten Produkte in den Läden sein. Deren möglichen Marktanteil veranschlagt Krüsken auf 20 bis 30 Prozent.

Für die Landwirtschaft bestehe mit der Tierwohl-Initiative die Chance, den gesellschaftlichen Erwartungen an die Tierhaltung näher zu kommen und gleichzeitig die Wirtschaftlichkeit der tierischen Erzeugung zu sichern. Gelingt das nicht, befürchtet Krüsken eine Verschärfung des Ordnungsrechts und damit letzten Endes eine Abwanderung der Produktion aus Deutschland. Gefordert sieht er beim Thema „Tierwohl“ in erster Linie die Wirtschaft. Aufgabe der Politik sei es, „die von uns mit angestoßene Initiative zu unterstützen.“

Tierhaltung eines der vorrangigen Themen

Nach Krüskens Einschätzung wird die Debatte um die Tierhaltung eines der vorrangigen Themen für den Bauernverband im neuen Jahr sein. An Bedeutung gewinnen werde jedoch eine zunehmend kritische Diskussion um den Ackerbau und hier besonders um den Pflanzenschutz. „Wir stellen unsere Kommunikation darauf ein“, kündigte der DBV-Generalsekretär an.

„Wir sind dabei, unsere Öffentlichkeitsarbeit nach innen und außen zu modernisieren“, erläuterte Krüsken. Ziel müsse es sein, dass sich der Verband in der Kommunikation breiter aufstelle und alle Kanäle nutze. Das reiche von der klassischen Pressemitteilung bis zu den Möglichkeiten, die die sozialen Medien bieten würden.

Neue Antworten in der Öffentlichkeitsarbeit

Im Mittelpunkt der Kommunikation stehe der landwirtschaftliche Unternehmer. „Wir müssen erreichen, dass jeder Landwirt die Öffentlichkeitsarbeit als wichtigen Bestandteil seiner unternehmerischen Tätigkeit begreift“, erklärte der 50-Jährige Diplomagraringenieur, der Anfang September 2013 die Nachfolge von Dr. Helmut Born an der Spitze der DBV-Geschäftsstelle übernommen hat. Gesellschaftliche Fragen im Bereich des Tier- und Umweltschutzes, der Lebensmittelsicherheit oder insgesamt der Akzeptanz moderner Landwirtschaft brauchen seiner Auffassung nach neue Antworten in der Öffentlichkeitsarbeit.

Zwar will Krüsken „nicht ganz ausschließen“, dass der Bauernverband auch in Zukunft noch einmal zu einer Demonstration aufruft; allerdings würden die Themen, die sich dafür eigneten, deutlich weniger. Wichtiger sei, dass der einzelnen Landwirt „sprechfähig“ sei. Dazu gehöre, „dass wir den einzelnen Landwirt bei seiner Kommunikation unterstützen und gleichzeitig kampagnenfähiger werden“.

Mit der Internetplattform www.meine-bauernfamilie.de habe der DBV hierzu einen vielversprechenden Ansatz entwickelt. In dieser Richtung werde man weiter arbeiten. Der Generalsekretär betonte zugleich die Notwendigkeit, die Öffentlichkeitsarbeit innerhalb des Agribusiness bei einigen grundlegenden Themen stärker zu bündeln, ohne dafür gleich eine neue Plattform oder Institution aufzubauen. „Wir brauchen Vieles, aber bestimmt nicht noch einen Club“, stellte Krüsken fest.

Bestandsgrenzen faktisch vorhanden

Zurückhaltend äußerte sich Krüsken zur gegenwärtigen Agrarstrukturdiskussion. Der Forderung nach politischen Bestandsobergrenzen in der Tierhaltung erteilte er eine Absage. Durch geltende Vorgaben etwa im Emissionsrecht und im Düngerecht seien dem Größenwachstum der Tierhaltungsanlagen de facto Grenzen gesetzt. Auch für die Frage der Akzeptanz von Stallbauvorhaben spiele die Bestandsgröße eine wichtige Rolle.

Gemeinsam mit den Landesbauernverbänden sehe der DBV seine Aufgabe nicht zuletzt darin, den Landwirten Hilfestellung bei Stallbauvorhaben zu geben. Dabei spiele der Umgang mit einer sensiblen Öffentlichkeit eine wichtige Rolle. Gleichzeitig setze sich der Bauernverband mit Nachdruck dafür ein, dass der Rechtsrahmen auch in Zukunft Investitionen in die Tierhaltung zulasse.

Mit seinem Leitbild „Tierhaltung“ hat der Bauernverband laut Krüsken einen wichtigen Schritt für eine gesellschaftlich akzeptierte Tierhaltung getan. Ein Leitbild sei aber „nicht in Stein gemeißelt“, sondern müsse stetig weiterentwickelt werden. „Daran arbeiten wir“, sagte der DBV-Generalsekretär.

age – LW 2/2014