Mit der Weinlese, die bis auf wenige edelsüße Spezialitäten beendet ist, wurde ein Jahrgang eingelagert, der die Winzer im Jahresverlauf viel Nerven gekostet hat. Schon Ende August begann die Traubenernte, so früh wie nie zuvor, teilweise aufgrund von Hagelschäden oder wegen Vogel- oder Wespenfraß. Außerdem führten Starkniederschläge zu aufgeplatzten Beeren und Fäulnis, sodass unverzüglich gelesen werden musste. Insgesamt hat die frostbedingt verringerte Traubenbildung zu einer beschleunigten Vegetationsentwicklung geführt. Nervös machte auch die drohende Gefahr eines Befalls durch die Kirschessigfliege zur Reifezeit.
Vernünftigerweise wurde das Mindestmostgewicht für Dornfelder in Rheinland-Pfalz rückwirkend von 68 auf 65 °Oechsle gesenkt, was Mengen und Qualität bewahrte. Die Säuerung wurde zugelassen, weil man aus Erfahrung mit frühen Jahrgängen die Notwendigkeit erwartete. Doch im Verlauf des Herbstes zeigte sich, dass manche Partien eine Entsäuerung brauchen. Dieser Jahrgang erfordert das Fingerspitzengefühl der Kellermeister. Insgesamt sind aber gute Weinqualitäten zu erwarten, weil die Winzer mit den Herausforderungen umgehen können.
Die Erträge sind unterdessen, durch den Spätfrost im April, sehr standortabhängig und schwer zu schätzen. Die EU-Kommission prognostiziert die aktuelle Weinmosternte auf 146 Mio. Hektoliter in den 28 EU-Mitgliedstaaten, das wären europaweit 13 Prozent unter dem Mittel der letzten fünf Jahre. Erhebungen des Deutschen Weinbauverbandes und der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz lassen in Deutschland mit 7,4 Mio. Hektolitern eine um 18 Prozent geringere Menge im Vergleich zum langjährigen Mittel erwarten.
Die geringere Menge und oftmals sehr gute Qualität sollte auf eine gute Nachfrage der Kellereien treffen. Die Winzer sehen derzeit aber noch keinen angemessenen Erzeugerpreis. Die Fassweinpreise sind zwar etwas gestiegen, werden aber den Ertragsausfall kaum ausgleichen. Die Kellereien wiederum beklagen, dass höhere Preise beim Handel nicht durchzusetzen sind. Es bleibt also weiterhin spannend.
Bettina Siée – LW 41/2017