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Alle Wege führen nach Wirmighausen – Zumindest war die Diemelsee-Gemeinde am vergangenen Wochenende das Ziel für alle Mitglieder, Freunde und Förderer der Hessischen Landjugend, die dort ihr 60-jähriges Jubiläum feierte.
Drei Stunden führten die beiden Landesvorsitzenden Carina Ludwig aus Laisa und Henrik Schmidtke aus Wirmighausen durch ein abwechslungsreiches und unterhaltsames Programm. Mehrere, den jeweiligen Jahrzehnten angepasste, Kostümwechsel der beiden Vorsitzende, Grußworte der Ehrengäste, zeitgemäße Videobotschaften von Gründungsmitglieder und Bildpräsentationen vergangener Aktionen ließen 60 Jahre und drei Stunden Festakt kurzweilig und aufregend wirken. Die glamouröse Filmpremiere des Landjugendfilms „Auf der Suche nach…“ , bei dem 187 Landjugendliche mitgewirkt hatten, sowie die anschließende Preisverleihung des „Herrn-Ingeborg-Weber-Preis“ an die Akteure des Filmes verliehen der Feier einen Hauch von Hollywood und Noblesse. Seit sechs Jahrzehnten lautet das Motto der Landjugend und keine Spur altmodisch „Wir bewegen das Land“. Mit Inhalten und Geselligkeit in ausgewogener Harmonie, so funktioniert erfolgreiche Jugendverbandsarbeit, stellte Ludwig bei der Begrüßung heraus. Tradition und Moderne lassen sich in der Landjugend verbinden und geknüpfte Kontakte halten oft ein Leben lang, so Ludwig weiter.
Viele Ehrengäste kamen zur Feier nach Diemelsee
Bauernverbandspräsident Friedhelm Schneider freute sich über das Engagement der Jugendorganisationen im ländlichen Raum von Hessen und bedankte sich bei der Landjugend für 60 Jahre regen Gedankenaustausch und konstruktive Zusammenarbeit mit dem Hessischen Bauernverband. „Manchmal ist es zwar auch anstrengend mit Euch, aber meistens macht es Spaß“ betonte Schneider. Evelyn Moscherosch, Präsidentin der hessischen Landfrauen, lobte die Landjugend für ihre Experimentierfreudigkeit und ihr jugendpolitisches Engagement. Mark Weinmeister, Staatssekretär im hessischen Landwirtschaftsministerium, lobte die Landjugend für ihren umfangreichen Beitrag zur kulturellen Kinder- und Jugendarbeit im ländlichen Raum. Dass sie Landwirtschaft sowie Arbeits- und Lebensbedingungen von landwirtschaftlichen Familien den Kinder und Jugendlichen aus städtischen Regionen in ihren Ferienfreizeiten nahebringt, lobte Weinmeister besonders. Die Reihe der Gratulanten war lang. Sie brachten ihre Verbundenheit mit der Landjugend zum Ausdruck und sprachen Unterstützung für die nächsten 60 Jahre aus. Landjugend ist im ländlichen Raum unverzichtbar, so der Konsens der Laudatoren. Landtagspräsident Norbert Kartmann bezeichnete sich als „Fan der Landjugend“. Landschaft zu bewahren, sie zu pflegen und schonen sei auch Aufgabe der Jugend. Er meinte damit nicht nur die landwirtschaftliche Seite der Landschaftspflege, ebenso die Kultur- und Ehrenamtspflege legt er der Landjugend nahe. Diemelsees Bürgermeister Volker Becker sicherte der Landjugend Unterstützung zu. Als „Einheizer“ für die Laudatoren machten sich Kerstin Schmerer (Röllshausen) und Jürgen Scholle (Hofgeismar), beide im Landesvorstand, einen Namen. Mit prägnanten Vorabinformationen zu den Laudatoren und Anmoderationen gaben sie den Ehrengästen vor ihren jeweiligen Reden Vorschusslorbeeren. Katrin Biebighäuser, Vorsitzende der Deutschen Landjugend und ehemalige Landesvorsitzende, stieg mit einem Zitat in eine überzeugende Lobesrede zur Agrararbeit der Hessischen Landjugend ein: „Arbeit ist das Fleisch im Hamburger des Lebens“. Katrin Figge und Christian Pohlmann, beide aus Adorf, bedankten sich im Name der Kreislandjugend Waldeck für die Arbeit der Hessischen Landjugend und den gelungenen Abend. Sie überreichten den beiden Landesvorsitzenden den „Bruder“ für Herrn Ingeborg Weber, dem Maskottchen der Landjugend, Frau Eberhardt Weber. Gemeinsam mit den Ehrengästen, den zahlreichen Vertretern der landwirtschaftlichen Verbände und Behörden in Waldeck-Frankenberg sowie mit den Landtagsabgeordneten Reinhard Kahl (SPD), Claudia Ravensburg und Wilhelm Dietzel (beide CDU) und Heinrich Heidel (FDP) und den vielen landjugendlichen zog die Festgemeinde in einer Polonaise aus zum nahtlosen Übergang ins Live-Konzert der Band Vis à Vis!
Festivalcharakter in der Zeltstadt
Bereits am Freitagnachmittag reisten Landjugendgruppen nach Wirmighausen, um sich in der eigens für sie errichteten Zeltstadt für das Wochenende einzurichten. Allerdings war an Schlafen nicht zu denken, dafür war das Festprogramm der Hessischen Landjugend viel zu umfangreich.
Förderverein der Hessischen Landjugend
Der Förderverein der Hessischen Landjugend hatte am Abend zum Grillen eingeladen und bei Würstchen und Salaten stärkte sich die Feiergemeinde für die anstehende Party mit DJ Phantom in der Wirmetalhalle. Begrüßt wurden die Landjugendlichen von ihren Vorsitzenden Carina Ludwig und Henrik Schmidtke, die kurz das Programm der kommenden Tage vorstellten und anschließend den Startschuss für die Feier gaben: „Wir wünschen uns allen eine tolle Party und ein großartiges Jubiläumswochenende“, so Landesvorsitzender Schmidtke.
„Landjungs zum Kochen bringen“
Am Samstag öffnete der Markt der Möglichkeiten. Über den Markt führte das unterhaltsame Moderationsduo Christian Bug, Landesvorstandsmitglied, und Cornelia „Cörny“ Erlemann, aus Adorf. Die Landfrauen hatten sich eine sehr praktische Präsentation ihre Verbandes überlegt: „Landjungs zum Kochen bringen“, lautete das Motto. Unter den Küchenneulingen befand sich auch Lars Döppner aus dem Landesvorstand, der sich mit großem Eifer der Zubereitung von Bratkartoffeln mit Rührei widmete. Zudem stand noch Pfannkuchen mit Apfelmus auf der Speisekarte. Henrik Schmidtke, seines Zeichens gelernter Koch, testete die Ergebnisse und konnte sich zu einem positiven Urteil durchringen: „Die Bratkartoffeln sind fürs erste Mal in Ordnung. Aber noch nicht ganz perfekt.“ Döppner versprach an seiner Kochkunst weiterzuarbeiten. An Stangen gebundene Menschen, die nach einem Ball treten, konnten beim Menschenkicker bestaunt werden. Den Anstoß nahmen die Landesvorsitzenden persönlich vor und es dauerte nicht lange, bis der Ball im Netz zappelte.
Viele Aktionen für jung und alt gab es
Carina Ludwig ließ es sich nicht nehmen, die Hüpfburg für die jüngeren Gäste mit einigen Sprüngen einzuweihen. Moderatorin Cörny stand kurz darauf knietief im Maisschwimmbad, das vom Agrarausschuss der Hessischen Landjugend betreut wurde, und beschrieb die wohltuende Wirkung des kühlenden Mais. Der benachbarte Mini-Agri-Cup lud Groß und Klein zum Schleppergeschicklichkeitsfahren – allerdings kam hierbei ein ferngesteuerter Spielzeugtraktor zum Einsatz, der über einen aufgebauten Hindernisparcours gesteuert werden musste. Gleich nebenan hatte die Landjugend aus Rosenthal für Kinder das Q-Mobil der Hessischen Landjugend aufgebaut und bot neben vielen Spielen auch die Möglichkeit, sich am Melken einer Spielzeugkuh auszuprobieren. Wie man das am besten macht, zeigte stellvertretender Landesvorsitzende Mark Trageser, der innerhalb von kürzester Zeit das Plastikeuter einer „Hessi“-Kuh leerte. „Gelernt ist gelernt“, meinte er.
Regionale Energiewirtschaft begutachtet
„Wenn eine Kuh rülpst, kommt brennbares Methan-Gas raus. Dieses Prinzip machen wir uns bei der Biogasanlage zunutze.“ Mit diesen Worten eröffnete Karl-Heinz Kahlhöfer-Köchling den Rundgang auf seiner Biogasanlage, die sich unweit des Marktes der Möglichkeiten befand. Etwa zwei Dutzend Zuhörer hatten sich eingefunden, um die Anlage unter die Lupe zu nehmen. Die Biogasanlage wurde Anfang 1999 in Betrieb genommen und versorgt seit sechs Wochen die Wirmetalhalle, die in unmittelbarerer Nachbarschaft liegt, mit Wärme und Strom. Der Überschuss wird ins Netz eingespeist.
Ehrenamt ist für Gesellschaft und den ländlichen Raum wichtig
„(B)isst du billig“ – lautete das Thema der Podiumsdiskussion durch die die Bundesvorsitzender der Landjugend Katrin Biebighäuser führte. Auf der Bühne waren als Diskutanten HBV-Präsident Friedhelm Schneider, Michael Schwab, Vorsitzender der Europäischen Landjugend, Reiner Jäkel, Geschäftsführer des Hessischen Jugendrings und Mark Trageser. Zentrales Thema dieses Podiumsgespräches war auch das ehrenamtliche Engagement. Der Grundstein für dieses Engagement müsse in der Kindheit gelegt werden, sonst fehle später der Bezug dazu, war die einhellige Meinung auf dem Podium. Ehrenamt müsse ein Verbund mit Gemeinschaftssinn und definierten Themengebiet bleiben. „Kritik ist die Würze“ so Friedhelm Schneider in seinem Redebeitrag. Die Landjugend hat sich seiner Ansicht nach hinsichtlich ehrenamtlichen Engagements deutlich verändert. Sie ist freier, offener, kritischer und mutiger geworden und „auch der Bauernverband kann noch von der Landjugend lernen“, so Schneider anerkennend. Antje Krauß