Hessen ist von Sturm Friederike und von der lang anhaltenden Trockenheit sowie dem folgenden Borkenkäferbefall besonders stark betroffen: Über zwei Millionen Festmeter Sturmholz und rund 500 000 fm Käferholz fielen 2018 an. Damit hat das Land innerhalb von 14 Monaten mit einem Holzaufkommen von einem drei- bis vierfachen Fichten-Jahreseinschlag zu kämpfen. Und es ist kein Ende in Sicht, es werden weitere 500 000 fm Käferholz erwartet. Benjamin Krug, Sachbereichsleiter Holzverkauf bei HessenForst in Kassel, gab Auskunft über die schwierige Marktlage.
„Der Waldschutz hat oberste Priorität“, sagt Benjamin Krug. Man wolle nicht noch höhere Waldverluste hinnehmen. Der Fichtenmarkt sei so stark unter Druck, dass mittlerweile die Holzverkaufspreise gerade mal die Holzerntekosten decken, vielfach reicht auch das nicht und erst Recht nicht um künftig stabile und klimaangepasste Waldbestände anzupflanzen. Die Schadensschwerpunkte liegen zwar in Nordhessen, doch seien alle Forstämter betroffen. Denn Nesterwürfe und Käferbäume finden sich nicht nur in Windwurfregionen, sondern auch in scheinbar stabilen Fichtenbeständen in Mischwäldern in nahezu allen Waldentwicklungsstadien. Gerade dies stelle die Forstbetriebe vor große arbeitsorganisatorische Herausforderungen.
Es wird alles getan, um die erste Käfergeneration abzuschöpfen
Krug zählt die Waldschutzmaßnahmen, die gegen den Käfer unternommen werden auf: „Wir schälen, legen Holz ins Nass- und ins Trockenlager, sorgen für einen flotten Abtransport der Käferbäume und als letztes Mittel werden mit behördlicher Anordnung Pflanzenschutzmittel eingesetzt“, bemerkt Krug. Der Frischholzeinschlag sei weiterhin bis Ende des Jahres 2019 gestoppt. Der Preis für Fi 2b BC-Mischqualität liege derzeit zwischen 60 und 70 Euro/fm. Das Käferholz BCDbei 50 Euro/fm und leicht darunter. Die heimische Sägeindustrie hat bereits die Verarbeitungskapazitäten voll ausgeschöpft, sodass der Absatzkanal in den Export geöffnet wurde. HessenForst nutzt diesen, um den Holzüberfluss im Land zu reduzieren: China, Korea, Japan und Vietnam seien die Abnehmer.
Das große Problem seien die knappen Fuhrkapazitäten. Zwar wurde die Tonnage auf 44 t je LKW erhöht. Doch ginge es nach Krug, dann müsste das Kabotageverbot aufgehoben werden für solche Fälle, um genügend Fuhrkapazität im Land zu haben. Unter Kabotage versteht man das Erbringen von Transportdienstleistungen innerhalb eines Landes durch ausländische Fuhrunternehmen. Derzeit dauere es viel zu lange bis das Holz aus dem Wald gelange. „Denn es bleiben nur rund sechs Wochen vom Ei bis zum Käfer“, so Krug. Neue Nasslagerplätze einzurichten, ist in dieser Situation wichtig. Dazu brauche es die konstruktive Zusammenarbeit aller Beteiligten in den Genehmigungsbehörden, meint Krug, denn den Wald zu schützen, das komme der ganzen Gesellschaft zugute.
Nach dem frischen Windwurf mit ungefähr 280 000 fm durch Eberhard weiß Krug von Waldbesitzern, die auf Stockverkauf setzen, um sich die Aufarbeitungskosten zu sparen. „Man verdient aktuell nichts daran“, ist er sich sicher und malt ein düsteres Bild für viele Forstbetriebe, die er in Schieflage geraten sieht. Das Fichtenindustrieholz werde zwischen 15 und 19 Euro/Rm und Palettenholz D zwischen 40 und 45 Euro vermarktet.
HessenForst selbst hat die Staatswaldfläche in Areale von 300 ha aufgeteilt und hier jeweils eine verantwortliche Person zur Kontrolle der Käferentwicklung geschult. Mithilfe einer App werden die Daten der Mitarbeiter vor Ort direkt in ein System eingearbeitet, sodass die Aufarbeitung schnell erfolgen kann. „Unser Ziel ist es, möglichst viele Borkenkäfer der ersten Generation abzuschöpfen“, sagt Krug. 90 Holzerntesysteme sind in den hessischen Wäldern derzeit im Einsatz. Im Sog des Käferholzes werde kaum Kiefernholz nachgefragt. Doch auf einem normalen Niveau halte sich die Douglasie und die Lärche mit rund 90 Euro/fm. Vor allem die Douglasie sei sehr gefragt und halte Preise zwischen 100 und 104 Euro/fm. „Es gibt hier keinen Grund herunterzugehen.“
Fast ganz vom Nadelholzmarkt getrennt, zeigt sich der Laubholzmarkt. Die Eiche erzielte die höchsten Erlöse bundesweit und hat im Durchschnitt 20 Euro im Vergleich zum Frühjahr 2018 zugelegt, sodass Preise in der 5. Stärkeklasse, B-Qualität von rund 485 Euro/fm und C-Qualität von 215 Euro/fm bezahlt werden. Die Nachfrage sei ungebrochen hoch, wie auch die Submissionsergebnisse zeigen, so Krug.
Bei der Buche stiegen die Preise im Durchschnitt um 2 bis 5 Euro/fm auf rund 122 Euro/fm in der 5. Stärkeklasse, B-Qualität; 82 Euro/fm in C-Qualität. „Insgesamt wurde trotz guter Preise weniger Laubholz eingeschlagen als sonst, da ein Großteil der Aufarbeitungskapazitäten mit der Fichte gebunden ist“, bemerkt Krug. Leider gleichen die hohen Laubholzpreise nicht die Verluste im Nadelholz aus, denn es werden derzeit rund 80 Prozent Nadelholz eingeschlagen und nur 20 Prozent Laubholz, in normalen Jahren sei das Verhältnis 60 Prozent Nadelholz zu 40 Prozent Laubholz, erklärt Krug.
zep – LW 18/2019