Die Freude unter Naturschützern war groß, als vor einigen Wochen der erste Wolf seit 150 Jahren in Hessen gesichtet wurde. Schaf-, Ziegen- und zum Teil Mutterkuhhalter im Gebiet um den Reinhardswald sind jedoch wenig angetan. Nun ist auch möglicherweise schon genau das passiert, was sie befürchtet hatten: Der Wolf wird verdächtigt, Schafe gerissen zu haben. Fünfmal habe der Wolf in den letzten Wochen in seiner Herde zugeschlagen, sagt der Schafhalter Ottmar Grebe aus Trendelburg. Fünf erwachsene Schafe und 14 Lämmer habe er verloren. Insgesamt sei ein Schaden von 2 000 Euro entstanden. Die zuständige Behörde hat sich des Falls angenommen. Das hessische Landwirtschaftsministerium hat die Dringlichkeit der Problematik erkannt und in der letzten Woche ein erstes Abstimmungsgespräch mit Naturschutzverbänden und dem Hessischen Verband für Schafzucht und -haltung geführt. Ein Konzept, wie Nutztiere vor Übergriffen geschützt und die Schadensregulierung vorgenommen wird, muss entwickelt werden. Die Vereinigung Deutscher Landesschafzuchtverbände (VDL) als Vetretung der Schafhalter fordert, nicht nur für gerissene Tiere Entschädigungen staatlich bereitzustellen, sondern für alle zusätzlichen Aufwendungen, die entstehen, um Nutztiere vor Wölfen zu schützen: Zäune und Herdenschutzhunde kosten nicht nur in der Anschaffung, sondern auch in der Unterhaltung. Wenn Schafherden aus Angst vor dem Wolf von der Weide ausbrechen und Unfälle provozieren, verursacht dies Kosten in exorbitanter Höhe. Es kann nicht angehen, dass die Tierhalter dann alleine in der Beweispflicht sind und für alle Folgeschäden haften müssen. Wenn die Gesellschaft die Ansiedlung von Wölfen in Deutschland fördern will, muss sie für die damit verbundenen Aufwendungen auch aufkommen. Naturschutz gibt es nicht gratis und die Kosten auf die Landwirte abzuwälzen, wird der Berufsstand nicht akzeptieren.
Marion Adams