Katrin Biebighäuser hat lange Zeit die Hessische Landjugend gelenkt und geht nun in den Bundesvorstand der Landjugend. Carina Ludwig fängt gerade erst an und steht seit voriger Woche an der Spitze der Hessischen Landjugend. Das LW hat bei beiden nachgefragt:
LW: Katrin Biebighäuser, Sie waren vier Jahre Landesvorsitzende der Hessischen Landjugend. Mit insgesamt fünf Jahren im Vorstand der Hessischen Landjugend haben Sie viel erlebt und blicken auf viele Ereignisse zurück: Was ist Ihnen in dieser Zeit besonders wichtig gewesen? Katrin Biebighäuser: Mir war es wichtig, die Interessen der Jugendlichen im ländlichen Raum zu vertreten. Da ich das auch in Zukunft in meiner Position als stellvertretende Vorsitzende im Bund der Deutschen Landjugend noch immer tun kann, fällt der Abschied vom Amt der Landesvorsitzenden nicht ganz so schwer.
LW: Was hätten Sie rückblickend anders gemacht? Biebighäuser: Da fällt einem bestimmt viel ein. Gleichzeitig war mein erster Impuls zu dieser Frage: „Nichts!“, ich bereue nichts. Und auch wenn ich mit Sicherheit Fehler gemacht habe, so haben diese zu meiner Entwicklung dazu gehört.
LW: Wie können Jugendliche im ländlichen Raum von den Angeboten der Landjugend noch besser angesprochen werden? Biebighäuser: Meiner Meinung nach lebt die Landjugendarbeit vom Erleben der Landjugendveranstaltungen. Daran, dass man die Stimmung erlebt und ein Gefühl für Landjugend bekommt. Mit meinelaju.de gibt es seit letztem Jahr eine Online-Community, in der sich Landjugendliche und Landjugend-Interessierte austauschen und informieren können. Dieses Angebot hat meiner Meinung nach ein großes Potenzial.
LW: Was raten Sie Ihrer Nachfolgerin? Biebighäuser: Dass Sie vor allem mit dem Herz bei der Sache sein soll. Leidenschaft und Freude sind das wichtigste Rüstzeug für das Amt des Landesvorsitzes. Außerdem ist eine gute Zusammenarbeit im Team wichtig; dies gibt einem auch unheimlich viel zurück.
LW: Ist es sehr schwierig, ein Ehrenamt – wie in Ihrem Fall mit einem Studium – verbinden zu können? Biebighäuser: Man braucht natürlich die Unterstützung und das Verständnis von Freunden und Familie. Aufgrund der Flexibilität des Studiums ist es generell gut möglich, besonders da es nun die Studiengebühren nicht mehr gibt, so dass Studienjobs, um dies zu finanzieren, nicht nötig sind. Allerdings braucht man auch eine gewisse Selbstdisziplin, das Studium nicht zu vernachlässigen, da Landjugendarbeit so viel Spaß macht, dass sie fast süchtig macht. Aber ehrenamtliches Engagement bringt jedem persönlich so viel, man lernt Dinge, die man in keinem Studium erlernen kann. Es lohnt sich!
LW: Carina Ludwig, Sie sind seit drei Jahren im Vorstand der Hessischen Landjugend und jetzt zur Landesvorsitzenden gewählt worden. Fühlen Sie sich „nah dran“ an den Interessen der Landjugend? Carina Ludwig: Ich sehe mich sehr nah dran an den Interessen, Zielen und Stimmungen der Landjugend. Bei meinen früheren Tanzauftritten mit der Trachtengruppe Laisa und auf den vielen, herrlichen Landjugendbällen in Hessen und über die Landesgrenzen hinaus haben wir viel Spaß gehabt und uns auch offen darüber ausgetauscht, was Jugendlichen im ländlichen Raum bewegt.
LW: Was wollen Sie für die Jugend auf dem Land bewegen, wie sehen Ihre wichtigsten Ziele mit der Hessischen Landjugend aus? Ludwig: Die wichtigsten Diskussionen, denen sich künftig die Hessische Landjugend stellen muss, sind meiner Meinung nach diejenigen, bei denen es um die Frage des Land-oder Stadtlebens geht. Für mich ist bezüglich dieser Frage besonders wichtig, „Bleibeperspektiven“ aufzeigen zu können. Wichtig ist dabei, ein realistisches und kein „verzerrtes“, Bild zu zeichnen, indem man die Vor- und Nachteile, die für oder gegen das Leben im ländlichen Raum sprechen, deutlich macht. Außerdem ist mir das Vernetzen der Ortsgruppen der Landjugend und der enge Kontakt zum Landesverband sehr wichtig. Ich möchte die Jugendlichen aus den ländlichen Regionen Hessens ausdrücklich einladen, sich an unserem Jugendverband aktiv zu beteiligen, sei es in ihrer Ortsgruppe oder in einem der vielen überregionalen Projekte und Arbeitsgemeinschaften der Hessischen Landjugend. Mein Ziel ist, kreativ die hessische Landjugend in der Öffentlichkeit darzustellen und viele Jugendliche vom Ehrenamt und den Möglichkeiten unserer Organisation zu überzeugen. Darüberhinaus mit viel Spaß und einem guten Team unsere Ideen umzusetzen.
LW: Wichtig ist, die Jugend mit attraktiven Angeboten anzusprechen. Wie wollen Sie dies für die Landjugend in Hessen erreichen? Ludwig: Die Landjugend ist eine spannende Jugendorganisation. Wichtig ist aus meiner Sicht, dass wir unsere Identität bewahren. Gleichzeitig sollten wir ganz viele junge Menschen im ländlichen Raum mit unseren Projekten und Veranstaltungen ansprechen können, unabhängig davon, ob sie einen landwirtschaftlichen Hintergrund haben oder nicht. Daher hat sowohl die Betreuung der Mitglieder einen sehr hohen Stellenwert. Gleichzeitig müssen ständig neue Projekte und Maßnahmen entworfen und umgesetzt werden, die unseren Verband weiter öffnen und damit für viele neue Jugendliche in ländlichen Regionen attraktiv machen.
LW: Wie entwickelt sich die Zusammenarbeit der Landjugend mit anderen Verbänden im ländlichen Raum? Ludwig: Durchaus gut aus meiner Sicht. Die Rednerinnen und Redner auf der Vertreterversammlung der Hessischen Landjugend machten dies vorige Woche sehr deutlich. Trotzdem sollte man sich nicht einfach zurücklehnen, denn einerseits müssen gute Verbindungen gepflegt werden und andererseits kann und sollte dies weiter vorangebracht werden. Vorrangig möchte ich mich dafür einsetzen, die Verknüpfung zum Landfrauenverband Hessen weiter auszubauen. Ein inzwischen sehr gut bekanntes gemeinsames Projekt dieser beiden Verbände ist der Mädchentag, der von vielen „höchste Noten“ bekommen hat. Klar ist, wir wollen etwas bewegen! Moe