Die diesjährige Düsseldorfer Weinmesse ProWein wurde mit viel Spannung erwartet. Wird sich die angespannte Wirtschaftslage auf die Weinbranche ausweiten oder kann die Weinszene der Krisenstimmung trotzen, fragten sich viele Aussteller. Nach der Messe kann der Schluss gezogen werden, dass es nicht nur Zweckoptimismus gibt, sondern der Handel großes Interesse zeigte, obwohl auch Bremsspuren zu erkennen waren. Vor allem der Export nach Asien und Osteuropa ist eingebrochen und in den USA wird es ebenfalls schwieriger, während in Großbritannien bereits seit längerem der deutsche Weinabsatz zurück geht. Als Stabilitätsfaktor erwies sich bisher der deutsche Markt. Zwar werden die Einkäufer der Handelsunternehmen den Druck auf die Lieferpreise erhöhen, was bekannterweise aber nichts völlig Neues ist, und auch die Fachhändler ordern teilweise kleinere Mengen. Daraus aber mangelndes Interesse der Konsumenten für deutsche Weine ableiten zu wollen, wäre eindeutig überinterpretiert. Klar ist auch, dass gerade jene Kellereien und Genossenschaften, die in der Vergangenheit schon wirtschaftliche Probleme hatten, jetzt besondere Schwierigkeiten haben, weil sie am ehesten zu Preiszugeständnissen bereit sind, um eine gewisse Liquidität zu erreichen. Besuchermagnete waren auch dieses Jahr wieder die Gemeinschaftsstände Rheinhessens und der Pfalz. Während die Pfalz auf Bewährtes setzte und mit den zahlreichen Ständen und dem Marktplatz wieder für viele Besucher der Anlaufpunkt war, präsentierte sich Rheinhessen mit neuem Standkonzept. Damit konnte der alte Kritikpunkt, dass es im bisherigen Stand Plätze erster und zweiter Klasse gab, entschärft werden. Ob aber der moderne Standlook dem eher emotionalen Produkt Wein so völlig gerecht wird, ist eine Frage, die noch zu diskutieren ist.
Henning Seibert