Bei der großen Agrarausschusssitzung der Hessischen Landjugend, Ende März in Alsfeld, wurde Andreas Kornmann im Amt des Agrarsprechers der Hessischen Landjugend mit eindeutigem Votum bestätigt. Der 28-jährige Landwirtschaftsmeister aus Romrod-Zell bewirtschaftet gemeinsam mit seinen Eltern einen Ackerbaubetrieb mit spezialisierter Ferkelerzeugung. Die LW-Redaktion befragte ihn zum Stellenwert des Ehrenamtes junger Leute in der Landwirtschaft.
LW: Herr Kornmann, welche Bedeutung hat der Agrarausschuss in Bezug auf die Vertretung von Interessen junger Landwirte und der Menschen im ländlichen Raum? Andreas Kornmann: Der Agrarausschuss der Hessischen Landjugend setzt sich für eine zukunftsfähige Landwirtschaft in Hessen ein. Damit dies weiterhin gewährleistet ist, ist es meiner Meinung nach besonders wichtig, dass die Interessen derer, die in den nächsten Jahrzehnten erfolgreich Landwirtschaft betreiben wollen, stärker berücksichtigt werden. Damit werden auch die Aufgaben für die Vertretung der Interessen von uns Landwirten wichtiger, um weiterhin das notwendige Gehör in der Gesellschaft für unsere Anliegen zu finden. Das ist auch für ein gutes Zusammenleben aller Bewohner im ländlichen Raum wichtig. Also das von Familien landwirtschaftlicher Unternehmen mit denen zum Beispiel von Berufspendlern, die zwar auf dem Lande wohnen, aber hier nicht arbeiten oder einen Betrieb bewirtschaften.
LW: Und was sind die konkreten Themen? Kornmann: Im Agrarausschuss der Landjugend werden vorrangig aktuelle und zukunftsorientierte Themen für die landwirtschaftlichen Betriebe aufgegriffen und ausdiskutiert. Das bedeutet, dass Problemlösungen gemeinsam gesucht werden und Anregungen der hessischen Junglandwirte auf diese Weise gebündelt an die Politik und das Verbandswesen weitergereicht werden. Ich möchte alle interessierten jungen Landwirte in Hessen einladen, sich an unserer Arbeit zu beteiligen und eigene Ideen einzubingen. Unsere aktuellen Veranstaltungen erfährt man in der Geschäftsstelle der Hessischen Landjugend (Telefon: 06031/794610).
LW: Was motiviert Sie zum Engagement für den Berufsstand, und warum setzen Sie sich so intensiv für den Berufsnachwuchs ein? Kornmann: Im Agrarausschuss vertreten wir als angehende Betriebsleiter wichtige Ziele des landwirtschaftlichen Berufsnachwuchses: Unser Berufnachwuchs sind die Betriebsleiter von morgen. Sich für eine gute Ausbildung und die bessere Wahrnehmung der Landwirtschaft in der Bevölkerung, Stichwort: Öffentlichkeitsarbeit, einzusetzen, macht vor allem dann große Freude, wenn eigene Ideen Zuspruch bei anderen finden. Es ist sicherlich bequemer, die Dinge einfach auf sich zukommen zu lassen. Kommt es dann aus landwirtschaftlicher Sicht zu falschen Entscheidungen, ist man unzufrieden. Ich bin dies zwar auch, wenn ich mich für etwas eingesetzt habe, weil ich es für richtig gehalten habe, es aber letztlich dennoch nicht umsetzen konnte. Und doch setzte ich mich weiter für die Interessen der jungen Landwirtegeneration in Hessen gerne ein. Denn es gibt ebenso viele Erfolge in unserer Arbeit zu verzeichnen. Ich bin gerade deshalb sehr motiviert, weil man an die Dinge aktiv heran geht und einiges für uns jungen Landwirte wirklich bewegen kann.
LW: Kürzlich haben Sie am rund zwei Monate dauernden Top-Kurs der Andreas-Hermes-Akademie für landwirtschaftliche Nachwuchskräfte teilgenommen. Was bietet der Top-Kurs zusätzlich zur umfangreichen Ausbildung zum Landwirt, Meister beziehungsweise Agrartechniker? Kornmann: Die landwirtschaftliche Ausbildung gibt einem fundiertes produktionswirtschaftliches Fachwissen mit auf dem Weg. Bei den weiterbildenden Schulen, wie die einjährige Fachschule, die Techniker- oder Meisterschule, werden einem neben der Vertiefung von produktionstechnischem Wissen auch betriebswirtschaftliche Kenntnisse vermittelt. Um das Fachwissen, verbunden mit den eigenen Plänen, nach außen besser darzustellen, ist dieser Top-Kurs sicherlich eine gute Sache. Man wird auf den Gebieten Rhetorik, Versammlungsleitung, öffentliches Auftreten oder auch im Umgang mit Medien geschult. Ferner halte ich das Kennenlernen der Verbandsstruktur beziehungsweise des „Netzwerkes Landwirtschaft“ sowie der Interessensvertretung für wichtig. Unter anderem diskutiert man mit Entscheidungsträgern aus Politik und Wirtschaft und gewinnt Erfahrung. Ein derartiges Fortbildungsangebot kann ich daher allen jungen Menschen, die in Zukunft etwas bewegen wollen, bestens empfehlen.
LW: Wie sehen Ihre Pläne im Bezug auf die betriebliche Fortentwicklung aus und wie kann dies verbunden mit dem ehrenamtlichen Engagement weiterhin geschehen? Kornmann: Eindeutig steht die betriebliche Fortentwicklung im Vordergrund meiner persönlichen Ziele. Allerdings dürfen Wachstumsschritte nicht nur mehr Arbeit bedeuten. Vielmehr muss es darum gehen, durch innovativen und effizienten Technikeinsatz den Betrieb weiter voran zu bringen und sich die Arbeit zu erleichtern. Dazu ist unter anderem ein gutes Zeitmanagement nötig und nicht zuletzt auch Verständnis von der Familie, wenn man mal wieder tagsüber oder abends unterwegs ist. Die ehrenamtliche Arbeit bringt einem persönlich sehr viel, jedoch dürfen durch die Tätigkeit der eigene Betrieb und die Familie nicht in den Hintergrund treten.
LW: Wie können junge Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter in der Landwirtschaft die Herausforderungen am besten meistern? Kornmann: Als Betriebsleiter ist man Unternehmer und man sieht meiner Meinung nach am besten durch aktives Herangehen an die Probleme den Herausforderungen entgegen. Außerdem sollte man offen für neue Ideen sein und seine Pläne konsequent verfolgen, gerade wenn es darum geht, die einzelnen Schritte dafür umzusetzen. Beispielsweise betrifft das die Spezialisierung auf einen Betriebszweig, für den man sich selbst mit seinem Fachwissen und seinen persönlichen Fähigkeiten gut gerüstet sieht. Man sollte auch offen für neue Betriebszweige sein. Derzeit können diese meiner Ansicht nach besonders auf den Gebieten der erneuerbaren Energien, der Lohnarbeit, der Betriebskooperation oder auch in der Direktvermarktung liegen. Auf jeden Fall sollten Junglandwirte mit viel Optimismus an die Dinge gehen, um den Betrieb zukunftsfähig aufzustellen, sich dabei im Handeln markorientiert verhalten – und das mehr als unsere Vorgängergeneration. Und natürlich auch den Willen aufbringen, jeden Tag auch an sich selbst zu arbeiten und besser zu werden. Moe