Oft verursachen eisenchelathaltige Dünger Fruchtberostungen, besonders an anfälligen Apfelsorten. Um herauszufinden, ob es möglicherweise innerhalb der handelsüblichen Eisenblattdünger Verträglichkeitsunterschiede gibt, wurden am Kompetenzzentrum Gartenbau verschiedene Dünger überprüft.
Eisenchelate hinterlassen nach Blattapplikation oft phytotoxische Schäden, vor allem Fruchtberostungen. Diese Verletzungen werden zum einen durch Chelatoren verursacht, die aus Natriumsalzen bestehen, vor allem von EDTA- und DTPA-Chelaten. Im Verlauf bestimmter Entwicklungsstadien und vor allem bei Hitze greifen sie empfindliche Pflanzenteile an. Darüber hinaus liegt das Eisen in den Handelsprodukten nicht immer vollständig chelatisiert sondern teilweise in elementarer und damit in einer noch gefährlicheren Form vor.
Kontinuierliche Eisenversorgung über Boden und Blatt
Wie bei der Nutzung von eisenhaltigem Beregnungswasser wird so die phytotoxische Wirkung verstärkt. Bei Gefahr von Eisenmangelchlorosen lassen sich, wegen der schlechten Beweglichkeit von Eisen in der Pflanze, zufriedenstellende Behandlungserfolge nur durch kontinuierliche Versorgung über Boden und Blatt erzielen. Am effizientesten ist die Kombination aus Fertigation und Blattdüngung. Bei den meisten Obstarten entstehen unter normalen Temperaturbedingungen (unter 25 °C, über 60% LF) mit moderaten Aufwandmengen keine nennenswerten Probleme. Bei Äpfeln hingegen wird vor dem Einsatz eisenhaltiger Blattdünger, insbesondere in der berostungskritischen Zeit, gewarnt und abgeraten. Viele Obstbauern beschränken bei dieser Obstart den Einsatz eisenhaltiger Blattdünger auf Vorblüte- und Nacherntebehandlungen.
Eisenmangelstandorte sind meist auch Manganmangelstandorte
Um herauszufinden, ob es innerhalb der handelsüblichen Eisenblattdünger Verträglichkeitsunterschiede gibt, wurden deren berostungsfördernde Eigenschaften bereits im Jahr 2004 und 2005 am KoGa überprüft und zwar bei den Sorten Golden Delicious und Pinova. Hinsichtlich Effizienz und Verträglichkeit nahm Lebosol Eisencitrat den ersten Rang ein, gefolgt von Chelal Fe/Mn. Im Jahr 2008 wurde mit ProChel Fe IDHA ein neues Eisenchelat der Firma proagro auf Basis von IminoDibernsteinSäure = IDS) im Vergleich zu den bisherigen Spitzenreitern getestet, gleichzeitig Kombinationen mit manganhaltigen Blattdüngern. Hinsichtlich der pH-Wert- und feuchtigkeitsabhängigen Verfügbarkeit gibt es zwischen Eisen und Mangan viele Gemeinsamkeiten, das heißt Eisenmangelstandorte sind in der Regel auch Manganmangelstandorte. Auf solchen Böden kombinieren deshalb viele Praktiker Mischungen aus Eisen- und manganhaltigen Blattdüngern. Neben dem Standardprodukt Lebosol Mangan 500 wurde in den Versuchen ein IDS-haltiges Manganchelat (=ProChel Mn IDHA) eingesetzt.
Auf dem Standort Klein-Altendorf wurde eine zweijährige Parzelle mit dem berostungsanfälligen Golden Delicious Klon B ausgewählt. Die vier vorgesehenen Behandlungen erfolgten in der berostungskritischen Zeit von Mai bis Juni bei hohen Temperaturen (> 25 °C), um das Auftreten von Schäden zu provozieren (Tabelle 2). Die Voraussetzungen waren damit sowohl für die Aufnahme wie auch für die Stabilität der Eisenchelate suboptimal, denn bei der hohen UV- Strahlung sind sie extremen Zerfallsbedingungen ausgesetzt. Als Behandlungsabstände wurden zehn Tage veranschlagt, in Abhängigkeit vom Auftreten ausreichend hoher Temperaturen.
Die Aufwandmengen der Handelspräparate wurden auf eine einheitlich hohe Eisen- und Manganmenge, 300 g Fe und 100 g Mn/Hektar/Behandlung eingestellt, woraus sich die in Tabelle 1 aufgeführten Produktaufwandmengen ergeben. Die Versuchsprodukte wurden mit Hilfe des Schachtner Parzellensprühgerätes vorgenommen mit einem Wasseraufwand von 300 l/mKh/ha (600 l/ha), einem Druck von 4 bar, mit AVI 8003 Düsen, bei einer Fahrgeschwindigkeit von 5 km/h.
Im Juli und September 2008 wurden in den einzelnen Behandlungsvarianten die Eisen-, Mangan- sowie Chlorophyllgehalte gemessen. Die Untersuchungen wurden an der Uni Bonn durchgeführt. Die Analyse der Mineralstoffe in Blättern erfolgte am Atomabsorptionsspektrometer (AAS). Die Chlorophyllgehalte der Blätter unterschieden sich nur marginal. Es wurden die Fe- und Mn-Blattgehalte vom 22. Juli 2008 festgestellt, als Mittelwert von drei Proben (Wiederholungen) sowie die Endergebnisse der Berostungsbonitur, bei der 450 Früchte pro Variante ausgewertet wurden.
Zur Beurteilung der Berostung wurden die Früchte, analog ihres prozentualen Berostungsumfangs, neun verschiedenen Berostungsklassen zugeordnet aus denen der sogenannte Berostungsindex ermittelt wurde, und zwar nach folgender Formel: Anzahl Früchte in der Berostungsklasse 1x1 + Anzahl Früchte in der Berostungsklasse 2x2 + Anzahl Früchte in der Berostungsklasse 3x3 usw./Gesamtzahl der Früchte.
Auswertungen der Berostungsbonituren
Berostungsklassen bei der Sorte Golden Delicious Klon B: Berostungsklasse 1 = keine Berostung; Berostungsklasse 3 = 6 bis 10%; Berostungsklasse 5 = 21 bis 30 %; Berostungsklasse 7 = 41 bis 50 %; Berostungsklasse 9 = extreme Berostung. Aus den Auswertungen der Berostungsbonituren geht Folgendes hervor:
Fazit und Konsequenzen für die Praxis
Fetrilon 13% verursachte von allen Eisenblattdüngern die stärkste Berostung, aber nur eine mittlere Steigerung der Fe-Blattgehalte. Lebosol Eisencitrat induzierte eine mittelstarke Berostung aber die höchsten Blatt-Eisengehalte von allen Versuchsgliedern. Chelal Fe/Mn löste eine mittlelstarke Berostung aus, eine normale Erhöhung der Eisengehalte, jedoch nur eine unzureichende Verbesserung der Mangangehalte im Blatt. Das neue Eisenchelat ProChel Fe IDHA führte zu einer mittelstarken Berostung jedoch zur geringsten unter den Eisenspezialdüngern. Die Blatteisengehalte vermochte es in normalem Umfang zu erhöhen.
Die Kombination aus Lebosol Eisencitrat und Mangan 500 rief unter allen Eisenapplikationen die geringste Berostung hervor, führte zu den zweithöchsten Eisengehalten im Blatt und verbesserte die Manganwerte deutlich. Beide Manganprodukte verursachen eine leichte Berostungsverstärkung, die bei normalen Applikationsbedingungen wahrscheinlich vernachlässigbar gering ausgefallen wäre.
Das neue Manganchelat ProChel Mn IDHA steigerte die Blatt-Mn-Gehalte am deutlichsten. Bei den Chlorophyllgehalten zeigten sich keine Unterschiede zwischen den Varianten.
Neben dem Lebosol Eisencitrat und Chelal Fe/Mn steht mit der neuen IDS-Chelatformulierung ProChel Fe IDHA ein weiteres nicht natriumsalzhaltiges und damit weniger stark berostungsförderndes Eisenchelat zur Verfügung. Neben dem Einsatz vor der Blüte und nach der Ernte kann die Anwendung dieser Produkte durchaus im Verlauf der Vegetation riskiert werden, wenn die Ausbringung in kühlen Abendstunden (< 20°C) mit geringen Aufwandmengen erfolgt. Bei berostungsanfälligen Apfelsorten und in der berostungsgefährdeten Zeit (Mai/Juni) sollte, wenn möglich, keine Eisenblattdüngung durchgeführt werden. Da auf Böden mit hohem pH-Werten nicht nur Eisenmangel, sondern oft auch Mangan-, Magnesium-, und Bormangel induziert wird, ist der Einsatz eines Kombinationsproduktes mit Eisen und Mangan oder deren abwechselnde Anwendung ratsam. Die effizienteste und gleichzeitig „mildeste“ Mischung bestand in den vorliegenden Versuchen aus Lebosol Eisencitrat und Lebosol Mangan 500. Für den wechselnden Einsatz kommen beispielsweise auch die beiden neuen IDS-Chelate (ProChel Fe oder ProChel Mn) in Frage. Gerhard Baab, DLR Rheinpfalz, Kompetenzzentrum Gartenbau Bad Neuenahr-Ahrweiler, Dr. Michaela Schmitz-Eiberger, Uni Bonn