In Michelstadt im Odenwald wird traditionsgemäß zu dem den Bienenmarkt abschließenden Sonntag die Erwin-Hasenzahl-Halle zum Treffpunkt des Tieres, dem die Einheimischen ihren Spitznamen „die Bie“ verdanken. Jahrhunderte lang brachte man die Bezeichnung mit dem Fleiß oder gar der Stechlust der Bürger in Verbindung, doch seit der Einführung der Bienenköniginnenversteigerung ist zusätzlich eine direkte Verbindung zu dem Insekt und der Imkerei hergestellt.
Zu der 35. vom Landesverband Hessischer Imker ausgerichteten Veranstaltung waren auch diesmal nicht nur wieder Bieter aus den waldreichen Regionen Deutschlands sogar mit dem Bus in den Odenwald gekommen, auch viele Neugierige informierten sich über die schöne und nützliche Feierabendbeschäftigung.
Wirtschaftlichkeit und Ertrag
Manch ein Interessent mag hierbei Umweltbewusstsein oder auch wirtschaftliche Überlegungen im Auge gehabt haben. Zumal bei einem friedlichen und respektvollen Umgang der Stachel des Honigsammlers keineswegs mehr zu fürchten ist. Für die Züchter von Bedeutung waren wiederum Wirtschaftlichkeit und Ertrag, abhängig von der Leistungsfähigkeit eines Volkes. Mit dem Erwerb einer „Michelstadt-Königin“ erhofften sie sich Sanftmut, Wabensitz, Schwarmneigung, Frühjahrsentwicklung und Gesundheit. Obwohl der Winter lang und kalt war, durfte die Qualität der diesmal angebotenen leistungsgeprüften Zuchtlinien sowohl bei den Landbelegstellenköniginnen als auch bei den besamten Königinnen als hoch bezeichnet werden. Denn nach einem guten Start und einem wegen der gleichzeitigen Blüte etwas stressigen Frühjahr kann schon jetzt die erste Honigernte eingefahren werden. Grund also für die Bieter, die Signalscheiben schnell zu heben, um beim Hammerschlag des wortgewaltigen und gewieften Auktionators Gerhard Pleik aus Alsbach-Hähnlein ein Schnäppchen zu machen.
Ansatzpreise 30 bis 150 Euro
Die Ansatzpreise lagen zwischen 30 Euro und 150 Euro, je nachdem es sich um einen künstlich-besamten oder belegstellen-begatteten, leistungsgeprüften und gekörten Zuchtanleger handelte. Anbieter waren wie in den Vorjahren Hans Guthier aus Heppenheim, Werner Raich aus Darmstadt, Wolfgang Schäfer aus Fischbachtal-Steinau, die Züchtergemeinschaft Starkenburg (Hans und Wilfried Guthier, Heppenheim) sowie die Züchtergemeinschaft Weiterstadt mit Heinz Geißler und Heinz Schwinn. Sie alle durften für ihr mit Merkmalsuntersuchungsdaten belegtes Zuchtmaterial durchaus respektable Erlöse mit nach Hause nehmen. In der Tat, den erzielten Betrag war sie allemal wert, die mit einem weißen Punkt gezeichnete Königin, jeweils die Schönste im Staate. Sie ist größer als ihre Artgenossen, hat einen schlanken, verführerischen Hinterleib. Befruchtet wird sie gleich von mehreren Drohnen, deren Samen sie in einer Blase sammelt. Und wenn es warm wird im Wonnemonat Mai, dann legt sie mehr als 2 000 Eier an einem Tag. Wird das Ei mit einem Samen befruchtet, entsteht eine Arbeiterin, bleibt es unbefruchtet, wachsen Drohnen. Drei bis vier Jahre alt werden die Königinnen, die Arbeitsbienen hingegen nur vier bis sechs Wochen.
Honigkönigin in Michelstadt
Über alles „rund um die Inkerei“ konnten sich Züchter und Schauensleute im Rahmen von Ausstellung und Verkauf auf vielfältige Weise informieren. Angeboten und vorgeführt wurden Honigschleudern, Entdeckelungsmaschinen, Rühr- und Mischgeräte, doch auch ganze Hubwagen mit Gabeln. Landesverbandsvorsitzender Walter Leukel und Bürgermeister Reinhold Ruhr hatten es zu Beginn der Versteigerung verstanden, Bieter und Schauleute auf die Bienenauktion einzustimmen. Dem Publikum ihre Reverenz erwies als Honigkönigin auch die 27-jährige Studentin Anke Reinstätt aus Gelnhausen, selbst Besitzerin von drei Bienenvölkern. Schmerker