Der Odenwald ist eine klassische Milchviehregion. Oftmals lassen sich die Hänge des Mittelgebirges zwischen Südhessen, Unterfranken und Baden nur mit Kühen landwirtschaftlich nutzen. In dieser reizvollen Mittelgebirgslandschaft, genauer gesagt im Mossautal, ist die kleine Privatmolkerei Hüttenthal angesiedelt, die mit ihren Produkten auf regionale Herkunft und auf handwerkliche Verarbeitung setzt. Mitglieder der VDAJ-Landesgruppe Hessen-Rheinland-Pfalz Saarland haben sich Anfang November dort informiert.
Die Milch bezieht das Unternehmen, das von Kurt und Britta Kohlhage geführt wird, aus einem Umkreis von 20 Kilometer rund um den Standort im Mossautal. 19 Kuhhalter liefern pro Jahr rund 5 Mio. Kilogramm Milch. Sie wird in der Molkerei zu Frischmilch, Sahne, Butter, Joghurt, Quark, Schichtkäse sowie Weich- und Schnittkäse und anderen Produkten verarbeitet. Diese werden im Umkreis von etwa 80 Kilometer in Lebensmittelgeschäften aber auch in Metzgereien und Bäckereien sowie auf Wochenmärkten verkauft. Darüber hinaus werden die Produkte in den Brot- und Butterläden der Firma Manufactum vertrieben, beispielsweise in Berlin, München, Düsseldorf, Waltrop und neuerdings in Frankfurt. Diese Lebensmittelläden bieten ein exklusives Angebot an Waren in gehobener Qualität.
Spezielles Kundensortiment
Etwa 40 Prozent der Hüttenthaler Produkte werden an Gastronomiebetriebe und Bäckereien in größeren Gebinden geliefert. „Besonders der Schichtkäse, der etwas trockener ist als der Quark, ist bei den Bäckern für die Zubereitung von Käsekuchen sehr beliebt“, sagt Kurt Kohlhage. Quark wird außerdem von einem anderen Käsereibetrieb in der Nachbarschaft zu Kochkäse verarbeitet.
Eigener Molkereiladen
Etwa 10 Prozent des Umsatzes erzielt das Unternehmen im eigenen Molkereiladen. Hierher kommen sogar regelmäßig Leute aus Frankfurt oder Heidelberg, die neben den Milch- und Käseprodukten die Odenwälder Landschaft genießen wollen. Verstärkt nachgefragt wird die Hüttenthaler Frischmilch, die lediglich pasteurisiert wird. Zu den Spezialitäten der Molkerei gehört der Odenwälder Frühstückskäse. „Er ist einer von nur vier Käsesorten, die in Deutschland mit einer geschützten Ursprungsbezeichnung (g.U.) vermarktet wird“, so Kurt Kohlhage. Voraussetzung dafür ist, dass die Milch nur aus dem Odenwald kommt und dort verarbeitet wird.
Zu den Chancen einer kleinen Molkerei gehört die Produktion von kleinen Mengen. Seit einiger Zeit stellt die Molkerei einen Quark nach russischer Art her, der für deutsche Gaumen sehr gewöhnungsbedürftig ist, aber genau den Geschmack von russischen Spätaussiedlern trifft. Ein Händler, der sein Warenangebot auf diese Verbraucher ausgerichtet hat, hatte bei Kohlhage nachgefragt. Für große Molkereien mit großen Produktionsanlagen wären solche Nischenprodukte uninteressant, beziehungsweise die Herstellung zu teuer.
Auszahlungspreis ist höher
Auf der anderen Seite erfordern die große Vielfalt und die Ausrichtung auf handwerkliche Herstellung, wie der handgeschöpfte Schichtkäse, relativ viele Arbeitskräfte. 20 Leute sind in der Molkerei beschäftigt. Das sind vier pro eine Million Kilogramm Jahresmilchmenge. „Große Molkerein beschäftigen für diese Menge nur einen Mitarbeiter“, sagt Kurt Kohlhage. Die höheren Kosten für die aufwendige Herstellung können allerdings durch höhere Preise für die regionalen Produkte beim Endverbraucher und die größere Wertschöpfung durch den Direktverkauf aufgefangen werden. Zudem haben die landwirtschaftlichen Erzeuger ein Milchgeld, das immer etwas höher als in der Umgebung liegt. Laut Auswertung durch die Agrarmarkt-Informations GmbH Ami zahlte Hüttenthal im Kalenderjahr 2008 im Vergleich der hessischen und rheinland-pfälzischen Molkereien den höchsten Milchpreis aus. Mit der derzeitigen Größe des Unternehmens sind Britta und Kurt Kohlhage zufrieden. Sie wollen nicht um jeden Preis wachsen. Denn ihr Angebot passt genau in eine Nische. CM