Der Standort eröffnete Absatzchancen und bot die Verbreitung von züchterischen Entwicklungen. Er war auch ein Ort der Kommunikation unter Berufskollegen, der Anstöße für Familie und Betrieb gab. Zudem hätten viele kleinere Ferkelerzeuger in der Region ohne den Absatzweg „Auktion“ nicht weiter existieren und Mäster mit niedrigen Bestandszahlen kaum noch bedient werden können. Betriebe aus dem Landkreis Limburg-Weilburg beschickten in den zurückliegenden 50 Jahren regelmäßig die Versteigerungen mit Zuchtschweinen und Ferkeln. Mit dem Auftrieb ihrer Zuchttiere haben sie dazu beigetragen, dass Limburg als zentraler Auktionsplatz in Hessen größeren Stellenwert bekam, als andere Aktionsplätze nicht mehr existenzfähig waren.
Bereits in den 1960-er Jahren, als es an der Lahn, im Westerwald und Taunus noch weitaus mehr landwirtschaftliche Betriebe gab als heute, wurde von den Landwirten eigens für Tierversteigerungen mit Hilfe einer Bausteinaktion die Limburger „Viehhalle“ auf dem Marktplatz errichtet, die mit 100 Boxen vom „Schweinezuchtverband Lahn“ als Eigentümer betrieben wurde. Dort wechselten noch über das Jahr 2000 hinaus jährlich 600 Zuchttiere, Eber und Sauen sowie nahezu 18 000 Qualitätsferkel, die meist ab Stall vermarktet wurden, mit einem Umsatzvolumen von über einer Million Euro die Besitzer. Auktionator war über mehr als drei Jahrzehnt Frieder Zimmermann aus Dauborn, der zugleich Zuchtleiter beim Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen für Schweinezucht war. Dennoch hatte sich zuletzt die Beteiligung gegenüber den achtziger und neunziger Jahren auf 25 Landwirte halbiert. Gründe waren die sinkenden Erlöse in den Betrieben und in der Tierhaltung mit der Folge, dass es oft keine Hofnachfolger gab.
Allerdings wehrten sich die Landwirte lange Zeit erfolgreich gegen die Schließung des Auktionsplatzes. In Eigeninitiative bewarben und präsentierten das Schaufenster für die in der Region erzeugten Zuchtschweine und Qualitätsferkel. Nachdem die Auktionsplätze in Kassel, Gießen und Darmstadt schlossen und 2006 auch die Versteigerungen in Alsfeld eingestellt wurden, war Limburg in Hessen als Vermarktungsmittelpunkt für Zuchtschweine und in Deutschland als einziger Auktionsplatz für Ferkel übrig geblieben. Kunden kamen fortan von weither, aus Hessen, Rheinland Pfalz und Nordrhein Westfalen. So hatten die Limburger Versteigerungen auch weitere Krisen der Vergangenheit überlebt. Und doch hat der starke Strukturwandel, gerade bei den Ferkelerzeugern in Hessen, keinen Halt gemacht und führte letztlich dazu, dass der zuvor sichere Absatzweg über die Auktion wegen der niedrigen Bestandszahlen kaum noch bedient werden konnte.
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