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Feldtag der hessischen Weihnachtsbaumanbauer

Kultur besichtigt und Praxisinfos in Antrifttal-Ohmes

Bei hochsommerlichen Temperaturen an Weihnachten denken? In Antrifttal fand auf dem Landwirtschaftsbetrieb der Familie Hill der Feldtag 2017 des Arbeitskreises Hessischer Weihnachtsbaumerzeuger statt. 40 hessische Weihnachtsbaum-Erzeuger trafen sich dazu in den Kulturen der „Vogelsbergtanne“ in Ohmes.

Die Weihnachtsbaumerzeuger erfuhren, worauf es beim Anbau ankommt. Foto: Günther Krämer
Acht bis zehn Jahre dauert es, bis der Weihnachtsbaum verkauft werden kann. In dieser Zeit benötigt er viel Pflege. In den ersten Kulturjahren ist die Unkrautbekämpfung besonders wichtig. Foto: Günther Krämer

Kurt Lange von der Landwirtschaftskammer in Schleswig-Holstein und Dirk Hill vom Pflanzenschutzdienst Hessen informierten über Anbau und Pflanzenschutz. Acht bis zehn Jahre beträgt die Kulturdauer von der Anpflanzung der Setzlinge bis zum Einschlagen. Bis der Baum verkaufsfertig ist, muss der Bestand gut gepflegt werden.

Der spezialisierte Anbau von Nadelgehölzen ist für einige landwirtschaftliche Betriebe in den Höhenlagen von Hessen zu einer zusätzlichen Erwerbsquelle geworden. Entsprechend der Marktnachfrage werden heute meist Nordmanntannen angepflanzt. Auch Fichte, Nobilistanne und weitere Tannenarten sind von Bedeutung. Die Nobilistanne wird auch zur Schnittgrüngewinnung angebaut.

In den ersten Kulturjahren Pflege besonders wichtig

Gerade im Pflanzjahr und in den ersten Kulturjahren ist die Unkrautbekämpfung wichtig. Themen zu geeigneten Herbiziden, deren Wirkung, Anwendungszeitpunkt und Pflanzenverträglichkeit standen daher im Mittelpunkt der Informationsveranstaltung. Dazu wurden die Weihnachtsbaumanbauer von Kurt Lange, ehemals an der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein tägig und Dirk Hill vom Pflanzenschutzdienst Hessen in einem Lehrgang geschult.

Über den Einsatz von Pflanzenschutzmittel

Eine hohe Qualität ist von vielen Faktoren abhängig. Neben geeigneten Standorten und der richtigen Artenwahl, entscheiden Pflege und fachgerechte Behand­lung der Kultur über den gesamten Entwicklungszeitraum über Erfolg oder Misserfolg. Dabei spielt der Pflanzenschutz eine wichtige Rolle. Pflanzenschutzexperte Lange sprach über den Einsatz von Herbiziden in den Kulturen, deren Ausbringung im Pflanzenschutzgesetz klar geregelt ist. Dirk Hill vom RP-Gießen zeigte auf, wie die Pflanzenschutzmittel richtig angewendet werden und welche Schutzmaßnahmen bei der Ausbringung erforderlich sind.

In der Kultur der „Vogelsberg­tanne“ bei Ohmes wurde der Bestand mit 10 000 Weihnachtsbäumen in unterschiedlichen Größen und Anbaujahren von den Fachleuten unter der Führung von Iris und Dirk Hill vorgestellt. Lange erläuterte einzelne Schadbilder. Auch am zweiten Tag war der Besuch der Vogelsbergtannen-Kultur Hill angesagt. Es gab Vorführungen von Maschinen zur Pflege der Kulturen. Vertreter von Fachfirmen zeigten die Maschinen im Einsatz, darunter auch Hochmähgeräte und die Weihnachtsbaumverpackungstechnik.

Arbeitskreis hat 52 Mitgliedsbetriebe

Weiterhin fand die Mitgliederversammlung des Arbeitskreises Weihnachtsbaum statt. Vorsitzender Karl-Wilhelm Fladerer thematisierte die Vermarktung und sagte „der Verbraucher ist bereit, den frischen Weihnachtsbaum aus der Region zu erwerben. Aber vielfach findet er uns nicht. Jeder Betrieb hat es selbst in der Hand, kreativ zu sein und sich den Markt, möglichst ortsnah, zu sichern. Berichte der Teilnehmer machten deutlich: Ideen muss man haben. Und so wird sich auch in diesem Jahr zur Adventszeit zeigen, ob die eine oder andere Idee der Direktvermarktung funktioniert und der heimische Weihnachtsbaum gekauft wird. In Hessen gibt es circa 52 Betriebe, die im Arbeitskreis der Weihnachts­baum­erzeuger organisiert sind, im Bund sind es rund 650 Weihnachtsbaum-Anbaubetriebe. Die Weihnachtsbäume des Arbeitskreises werden in Hessen auf einer Fläche von rund 200 ha angebaut, im Durschnitt also vier ha je Betrieb.

Ab dem fünften Jahr wird der Baum in Form gebracht

Im Sommer besteht im vorgestellten Betrieb von Iris und Dirk Hill aus Ohmes die Hauptarbeit darin, die Bäume ab dem fünften Standjahr mit einem Grundschnitt in Form zu bringen. Jeder Baum wird betrachtet und geformt. Da­zu hat man die Symmetrie des Baumes vor Augen, das Breiten-Höhenverhältnis muss stimmen. Ist es ein von Natur aus gut gewachsener, harmonischer Habitus, werden nur die Spitzen entfernt oder nur der oberste Kranz „gesnipt.“ Die Machete wird eingesetzt, weil sie mit diesem Gerät besser arbeiten können als mit der Gartenschere. Der Zeitpunkt sollte in der Vegetationszeit liegen, dann bildet der Baum an der Schnittstelle erneut Knospen. „Mit dieser Arbeit können wir unseren Kunden einen höheren Anteil an vermarktungsfähigen Bäumen der Qualitätsstufe A anbieten.

Sich von Großanbietern im Baumarkt unterscheiden

Unser Ziel ist es, einen qualitativ hochwertigen und bezahlbaren Weihnachtsbaum anzubieten, der im Vogelsberg produziert wird“, so Iris Hill. Auf diese Weise will man sich von dem importierten „Billig-Baum“ aus dem Baumarkt unterscheiden.

Krämer – LW 28/2017