Es muss nicht immer Blaukorn sein

Düngen mit Kompost

Die Düngung ist ein beliebtes Thema im Freizeitgarten. Nicht selten kursieren spezielle Rezepturen und Mischungen, die nur allerbeste Erfolge garantieren. Der eine schwört auf kompostierten Pferdemist, ein anderer weiß Wunderdinge zu berichten von Taubenmist, wieder andere setzen bestimmte mineralische Dünger ein, die optimale Wuchs- und Fruchteigenschaften versprechen.

Kompostierung ermöglicht eine geschlossene Kreislaufwirtschaft. Alles, was im Garten an organischem Material anfällt, wird auch dort wieder zur Bodenverbesserung und Düngung eingesetzt.

Foto: Ollig

Nicht selten hat man den Eindruck, als würden sich Jäger oder Angler unterhalten. Hinterfragt man das Ganze einmal kritisch, dann fehlen die Grundlagen für die Bemessung der Düngung und der Düngergaben meist völlig, denn die wenigsten Gartenfreunde verfügen über eine Bodenanalyse als Basis für die Bemessung oder wissen über den Nährstoffbedarf der Kulturen Bescheid.

Viele Gartenböden sind überversorgt

Viele Gartenböden sind mit Nährstoffen – besonders Phosphor und Kalium – überversorgt. Überversorgte Böden und überhöhte Düngegaben können den Anteil wertgebender Inhaltsstoffe reduzieren und belasten die Umwelt. So werden beispielsweise bei zu hohen Phosphorwerten die Nährstoffe Kalzium, Eisen und Mangan im Boden festgelegt. Dies ist in vielen Bodenuntersuchungen bewiesen worden. Besonders deutlich wird dies bei dem Nährstoff Phosphor.

Der Bedarf unserer Kulturpflanzen ist recht gering, Phosphor wird im Boden gut festgehalten und unterliegt deshalb nicht der Auswaschung. Die Anteile an Phosphor in Volldüngern sind meist viel zu hoch, sodass sich bei einem jahrelangen Gebrauch sehr hohe Werte im Boden anhäufen.

Wie kommt es zu den festgestellten Überversorgungen? Eine Ursache könnte in fehlerhaften Annahmen für die Bemessung der Düngergabe liegen. So antworteten bei einer Umfrage der Gartenakademie Rheinland-Pfalz knapp die Hälfte der Befragten (48 Prozent), dass sie die Düngermenge nach Gefühl und Erfahrung bemessen, nur 13 Prozent beziehen sich dabei auf eine Bodenanalyse. Ein weiterer Grund könnte in der langjährigen Verwendung von Volldüngern liegen, aber auch in einer überhöhten Kompostdüngung: So antworteten 45 Prozent der Befragten, dass sie regelmäßig Volldünger (Mehrnährstoffdünger) einsetzen.

Nicht immer muss gedüngt werden

Böden dienen als Nährstoffspeicher und können die Nährstoffe auch wieder abgeben. Diese natürliche Nachlieferungs­fähigkeit der Gartenböden wird aber oft unterschätzt. Je nach Bodenart, Humusgehalt und Mineralisationsrate können im Laufe eines Jahres beträchtliche Mengen an Nitrat-Stickstoff mineralisiert werden, die dann von den Pflanzen aufgenommen werden können. Viele Gartenböden können Humusgehalte von bis zu fünf Prozent und mehr aufweisen. Durch eine intensive Bo­denbearbeitung (beispielsweise durch Hacken) und Bewässerung liegt die Mineralisationsrate meist höher als in Ackerböden.

Ein Beispiel: Ein Gartenboden mit einem Humusgehalt von drei Prozent – was eher niedrig einzustufen ist – hat ein Potenzial von 7 830 Kilogramm organisch gebundenem Stickstoff pro Hektar (783 Gramm pro Quadratmeter). Bei intensiver Bodenbearbeitung kann man davon ausgehen, dass zwei Prozent davon jährlich freigesetzt (mineralisiert) werden. Umgerechnet pro Quadratmeter bedeutet das, dass 15,6 Gramm mineralisierter Stickstoff zur Verfügung stehen, ohne dass ein Gramm gedüngt wurde.

Diese Menge würde für die meisten Gartenkulturen völlig ausreichen, um eine bedarfsgerechte Versorgung der Pflanzen zu gewährleisten. Wollte man diese Mengen mit einem Dünger zuführen, dann würde man beim Einsatz eines Volldün­gers, beispielsweise Nitrophoska Perfekt (15+5+20+2+8), 100 Gramm pro Quadratmeter düngen müssen.

Stickstoff-Nachlieferung aus Ernterückständen

Drei Liter Kompost pro Quadratmeter und Jahr reichen aus, um den Gartenboden optimal zu versorgen.

Foto: Ollig

Neben der üblichen Stickstoff-Nachlieferung aus dem Boden ist mit einer zusätzlichen Nachlieferung zu rechnen, wenn frische Ernterückstände wie Blumenkohlblätter eingearbeitet werden.

Je nach Vorkultur kann man hier mit Mengen von 40 bis 120 Kilogramm Stickstoff pro Hektar rechnen. Während des Sommerhalbjahres, etwa in der Zeit von Mai bis Oktober, wird der Stickstoff aus den eingearbeiteten Ernterückständen meist innerhalb von acht Wochen etwa zu 70 Prozent freigesetzt und steht damit der nachfolgenden Kultur zur Verfügung.

Besser Düngen mit Kompost

Wer mit Kompost düngt, bringt alle für die Pflanze lebenswichtigen Nährstoffe aus. Somit wird ein geschlossener Nährstoffkreislauf ermöglicht, in dem entnommenes organisches Material dem Boden in Form von Humus wieder zugeführt wird. Je nach Zusammensetzung kann der Nährstoffgehalt jedoch schwanken. Als nachteilig ist der ebenfalls hohe Phosphatgehalt zu nennen. Darüber hinaus sorgt regelmäßiger Komposteinsatz für eine Verbesserung und Aktivierung des Bodenlebens und der Bodenstruktur.

Garteneigener Kompost ist also eine ausgewogene, langsam fließende und bodenverbessernde Nährstoffquelle. Mit einer Gabe von drei Litern Kompost pro Quadratmeter Gartenboden bringt man ähnliche Nährstoffmengen aus wie bei einer Gabe von 100 Gramm Volldünger pro Quadratmeter, beispielsweise Nitrophoska spezial.

Kompost sollte aufgrund des hohen Nährstoffpotenzials nicht unbegrenzt ausgebracht werden nach dem Motto: „Viel hilft viel!“ Aus vielen Versuchen hat sich eine einmalige Gabe von drei Li­ter Kompost pro Quadratmeter als sinnvoll herausgestellt. Diese Menge wird von den deutschen Gartenakademien empfohlen.

Damit lässt sich der Nährstoffbedarf sämtlicher Kulturen im Garten abdecken. Selbst die sogenannten starkzehrenden Gemüsearten wie Blumenkohl, Rosenkohl oder Tomaten kommen auf den humushaltigen Gartenböden damit wunderbar aus. Lediglich auf leichten Böden und im zeitigen Frühjahr, wenn die Böden noch kalt sind, besteht ein zusätzlicher Stickstoffbedarf. Werner Ollig, Gartenakademie Rheinland-Pfalz