Erntedank – mehr als ein Fest mit Früchten
Kinder sammeln Gaben für den Gottesdienst
Das Feiern des Erntedankfestes ist eine wunderbare alte Tradition, die heute sowohl in Dörfern als auch in Städten noch umgesetzt wird. Folgender Beitrag von Friederike Stahmann gibt einen Einblick darin, wie der Dank an die Ernte früher und wie er heute gefeiert wird. Dazu hat die Autorin zunächst Kinder aus dem ländlichen Schnellrode befragt, was sie am Erntedankfest mögen. Hier einige ihrer Aussagen:
„Ich freue mich aufs Gabeneinsammeln“, und „Ich finde das Spiel der Kindergottesdienstkinder zu Erntedank immer am besten“, und „Für mich ist es am schönsten, wenn wir nach dem Gottesdienst alle zusammen das Brot, das auf dem Altar lag, brechen und essen“, oder „Nein, das Schmücken des Altars macht am meisten Spaß“– so und so ähnlich äußern sich die befragten Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren im kleinen nordhessischen Dorf Schnellrode auf die Frage, was ihnen an Erntedank am besten gefällt.
Für die ältere Generation im Dorf gehören Lieder wie „Geh aus mein Herz“, oder „Wir pflügen und wir säen“ zu einem gelungenen Erntedankgottesdienst. Für andere war es jahrelang der traditionelle Holzwagen, aufgeschmückt mit Gaben, Früchten und Gemüse und gezogen von einem Schlepperoldtimer, der durch das Dorf fuhr. Doch das gibt es nicht mehr, da der Initiator dieser Tradition verstorben ist.
Dank für die Fülle an Früchten und Nahrungsmittel
In der christlichen Kirche wurde das Erntedankfest erstmals im dritten Jahrhundert begangen, also vor etwa 1 800 Jahren. In früheren Zeiten war es auch üblich, auf den Bauernhöfen oder in den Dörfern eine große Erntekrone aus Ähren zu binden und anschließend auf dem Dorfplatz oder in der Kirche aufzustellen. In früheren Jahrhunderten haben die Gutsherren ihre Knechte und Mägde mit Erntebier und einem festlichen Essen bewirtet.
Auch in Hessen und Rheinland-Pfalz wird in den meisten Gemeinden alljährlich für die Ernte gedankt. Vor allem in den ländlichen Regionen gehört es für Landwirte und Gärtner zur Selbstverständlichkeit, daran zu erinnern, dass es nicht nur in menschlicher Hand liegt, ob und wie die Ernte ausfällt.
Kein fester Termin für die Danksagung
Erntedank findet nicht immer am gleichen Sonntag statt. Für das Christentum gibt es keine verbindliche Regelung. Christliche Gemeinden auf der Nordhalbkugel unserer Erde feiern Erntedank, wenn die Gemeinden auf der Südhalbkugel gerade den Frühling begrüßen. Und auch hierzulande gibt es keinen festen Termin. Die evangelische und die katholische Kirche laden zum Erntedankfest Ende September oder Anfang Oktober, wenn der größte Teil der Ernte eingebracht worden ist. In der Terminfestsetzung haben die evangelischen Landeskirchen und die einzelnen Gemeinden freie Hand. Mehr noch: Die einzelnen Kirchengemeinden sind bis zum heutigen Tage nicht verpflichtet, das Fest überhaupt zu feiern.
In den Weinanbaugebieten feiern die Winzer den Abschluss der Weinlese mit einem eigenen Erntedankfest, meist Ende Oktober. Aber auch die derzeit überall stattfindenden Jahrmärkte, Kirchweihfeste, Kirmes oder Kerben sind von der Tradition her Feste nach dem Einbringen der Ernte. Bis heute zählen sie zu den beliebtesten Festen – bekannte Feste sind das Oktoberfest oder die Canstatter Wasen.
Erntesymbole herstellen
In einigen Regionen gibt es auch heute noch die Tradition des Erntekranzes oder der Erntekrone. Die werden aus Stroh geflochten und mit Bändern geschmückt. Zu bestaunen sind sie in Kirchen, Dorfgemeinschaftshäusern oder auf Höfen.
Die Mägde und Knechte überreichten den Kranz vor Beginn der Erntedankfeierlichkeiten an den Gutsherrn. Früher wurde der Kranz im Haus aufgehängt und blieb dort bis zum nächsten Erntefest im kommenden Jahr hängen. Man erhoffte sich von ihm Schutz vor Krankheiten und Feuer. Wenn im kommenden Jahr die erste Getreideernte in die Scheunen gebracht wurde, legte man den alten Erntekranz unter das neue Getreide. Dadurch sollte das Korn vor Nagern geschützt sein.
Erntepuppen sind eine andere Art, dem Schöpfer zu danken. Dazu wird aus den letzten Garben eine Puppe geformt. Sie bleibt als Opfergabe auf dem Feld oder wird mit zum Erntetanz genommen. Die Größe und Üppigkeit der letzten Garbe wurde oft als Omen für den Ertrag der nächsten Ernte gewertet. Heute werden oft riesige Puppen aus Strohballen errichtet, die als Wegweiser oder Hinweispuppen für das Erntefest im Dorf aufgestellt werden.
Auch der Ernteteppich hat eine lange Tradition. Er wird aus Getreidehalmen geflochten und mit allen Gaben der Natur geschmückt oder als Bild aus den Erntegaben vor den Altar gelegt.
Neben den verschiedenen Arten, Haus, Hof und Kirche zu schmücken, und vor allem auch, um für die Ernte zu danken, geht es zudem um das „Teilen“ der Ernte – früher wie heute. Daher gedenkt man auch heute in vielen Gemeinden an diesem Tag an die hungernden Teile der Weltbevölkerung und sammelt Kollekten für „Brot für die Welt“ oder Misereor ähnlichen Organisationen. Die Feld- und Gartenfrüchte auf und rund um den Altar werden nach dem Gottesdienst an Kindergärten und Schulen oder Suppenküchen gegeben.
Die Grundschulkinder in der Nachmittagsbetreuung besuchen regelmäßig Anfang Oktober einen landwirtschaftlichen Betrieb. Viele kreative Ideen rund um Lebensmittel gibt es dort zu bestaunen. Den Kindern wird verdeutlicht, dass es nicht normal ist, dass die Supermarktregale immer voll sind.
Auch für die Erwachsenen ist dieser Tag eine gute Gelegenheit, sich bewusst zu machen, dass die Ernte auf den Äckern, Wiesen und in den Ställen nicht nur das Werk menschlicher Hand ist.
„Ich freue mich aufs Gabeneinsammeln“, und „Ich finde das Spiel der Kindergottesdienstkinder zu Erntedank immer am besten“, und „Für mich ist es am schönsten, wenn wir nach dem Gottesdienst alle zusammen das Brot, das auf dem Altar lag, brechen und essen“, oder „Nein, das Schmücken des Altars macht am meisten Spaß“– so und so ähnlich äußern sich die befragten Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren im kleinen nordhessischen Dorf Schnellrode auf die Frage, was ihnen an Erntedank am besten gefällt.
Für die ältere Generation im Dorf gehören Lieder wie „Geh aus mein Herz“, oder „Wir pflügen und wir säen“ zu einem gelungenen Erntedankgottesdienst. Für andere war es jahrelang der traditionelle Holzwagen, aufgeschmückt mit Gaben, Früchten und Gemüse und gezogen von einem Schlepperoldtimer, der durch das Dorf fuhr. Doch das gibt es nicht mehr, da der Initiator dieser Tradition verstorben ist.
Was allen gemeinsam ist, von Nordhessen bis Nordamerika: Die Menschen bedanken sich für die Erde und die Fülle an Früchten und Nahrungsmitteln. Der Dank der Menschen gilt Gott, dem Schöpfer. Und mit einem Blick voraus ist mit dem Dank für die Ernte oft auch gleich die Bitte um ein ertragreiches kommendes Jahr verbunden.
Opfer an Fruchtbarkeitsgötter
Ursprünglich war das Erntedankfest kein kirchlicher Brauch. Griechen, Römer und Ägypter brachten in der Antike ihren Fruchtbarkeitsgöttern Opfer dar. Kelten feierten im August das Kornfest und zur Tagundnachtgleiche (23. September) das Weinfest. Auch unsere Vorfahren feierten im Herbst. Die alten Germanen begingen den Herbstanfang und die Erntezeit mit einem dreitägigen Fest.In der christlichen Kirche wurde das Erntedankfest erstmals im dritten Jahrhundert begangen, also vor etwa 1 800 Jahren. In früheren Zeiten war es auch üblich, auf den Bauernhöfen oder in den Dörfern eine große Erntekrone aus Ähren zu binden und anschließend auf dem Dorfplatz oder in der Kirche aufzustellen. In früheren Jahrhunderten haben die Gutsherren ihre Knechte und Mägde mit Erntebier und einem festlichen Essen bewirtet.
Reichlich geschmückter Altarraum
Heutzutage – ob in der katholischen oder evangelischen Kirche – wird der Altarraum am Erntedanksonntag reich geschmückt. Früchte, Ähren, Rüben, Kürbisse und Mais geben sich bunt geordnet auf und neben dem Altar ein fröhliches Stelldichein.Auch in Hessen und Rheinland-Pfalz wird in den meisten Gemeinden alljährlich für die Ernte gedankt. Vor allem in den ländlichen Regionen gehört es für Landwirte und Gärtner zur Selbstverständlichkeit, daran zu erinnern, dass es nicht nur in menschlicher Hand liegt, ob und wie die Ernte ausfällt.
Erntedank findet nicht immer am gleichen Sonntag statt. Für das Christentum gibt es keine verbindliche Regelung. Christliche Gemeinden auf der Nordhalbkugel unserer Erde feiern Erntedank, wenn die Gemeinden auf der Südhalbkugel gerade den Frühling begrüßen. Und auch hierzulande gibt es keinen festen Termin. Die evangelische und die katholische Kirche laden zum Erntedankfest Ende September oder Anfang Oktober, wenn der größte Teil der Ernte eingebracht worden ist. In der Terminfestsetzung haben die evangelischen Landeskirchen und die einzelnen Gemeinden freie Hand. Mehr noch: Die einzelnen Kirchengemeinden sind bis zum heutigen Tage nicht verpflichtet, das Fest überhaupt zu feiern.
Verschiedene Bräuche zu Erntedank
Um Erntedank ranken sich je nach Region viele Bräuche und Sitten. So gehört in gebirgigen Teilen von Bayern der Almabtrieb dazu. Im Lauf des Septembers wird das Vieh von der Alm ins Tal zurückgebracht. Die Tiere werden, wenn es keinen Todesfall im Hause des Bauern gab und das Vieh keinen Schaden genommen hat, mit Berggrün, Blumen und bunten Bändern festlich geschmückt. Zurück im Tal werden sie drei Mal um den Hof geführt, bevor es über den Winter auf die Hofweide und in den Stall zurückgeht.In den Weinanbaugebieten feiern die Winzer den Abschluss der Weinlese mit einem eigenen Erntedankfest, meist Ende Oktober. Aber auch die derzeit überall stattfindenden Jahrmärkte, Kirchweihfeste, Kirmes oder Kerben sind von der Tradition her Feste nach dem Einbringen der Ernte. Bis heute zählen sie zu den beliebtesten Festen – bekannte Feste sind das Oktoberfest oder die Canstatter Wasen.
Erntesymbole herstellen
In einigen Regionen gibt es auch heute noch die Tradition des Erntekranzes oder der Erntekrone. Die werden aus Stroh geflochten und mit Bändern geschmückt. Zu bestaunen sind sie in Kirchen, Dorfgemeinschaftshäusern oder auf Höfen.
Die Mägde und Knechte überreichten den Kranz vor Beginn der Erntedankfeierlichkeiten an den Gutsherrn. Früher wurde der Kranz im Haus aufgehängt und blieb dort bis zum nächsten Erntefest im kommenden Jahr hängen. Man erhoffte sich von ihm Schutz vor Krankheiten und Feuer. Wenn im kommenden Jahr die erste Getreideernte in die Scheunen gebracht wurde, legte man den alten Erntekranz unter das neue Getreide. Dadurch sollte das Korn vor Nagern geschützt sein.
Erntepuppen sind eine andere Art, dem Schöpfer zu danken. Dazu wird aus den letzten Garben eine Puppe geformt. Sie bleibt als Opfergabe auf dem Feld oder wird mit zum Erntetanz genommen. Die Größe und Üppigkeit der letzten Garbe wurde oft als Omen für den Ertrag der nächsten Ernte gewertet. Heute werden oft riesige Puppen aus Strohballen errichtet, die als Wegweiser oder Hinweispuppen für das Erntefest im Dorf aufgestellt werden.
Auch der Ernteteppich hat eine lange Tradition. Er wird aus Getreidehalmen geflochten und mit allen Gaben der Natur geschmückt oder als Bild aus den Erntegaben vor den Altar gelegt.
Unterstützende Kollekten für Arme
Neben den verschiedenen Arten, Haus, Hof und Kirche zu schmücken, und vor allem auch, um für die Ernte zu danken, geht es zudem um das „Teilen“ der Ernte – früher wie heute. Daher gedenkt man auch heute in vielen Gemeinden an diesem Tag an die hungernden Teile der Weltbevölkerung und sammelt Kollekten für „Brot für die Welt“ oder Misereor ähnlichen Organisationen. Die Feld- und Gartenfrüchte auf und rund um den Altar werden nach dem Gottesdienst an Kindergärten und Schulen oder Suppenküchen gegeben.
Mit Kindern über die Produktion der Lebensmittel sprechen
Oftmals werden Ernte und Danken schon vor dem Fest in Kindergärten und Grundschulen thematisiert. Die Kinder basteln, singen, schmücken und dekorieren gemeinsam zum Thema, bekommen Grundsätze des Wachsens und Gedeihens näher gebracht. So werden beispielsweise in der „Hamstergruppe“ des evangelischen Spangenberger Kindergartens über Jahre hinweg in dieser Jahreszeit Zwetschgen vom Baum im Garten des Kindergartens gepflückt, um daraus leckeres Pflaumenmus zu bereiten. Am Ende darf jedes Kind der Gruppe ein schön verziertes Glas mit nach Hause nehmen, um gemeinsam mit Eltern und Geschwistern die eigene Ernte schmecken zu können.Die Grundschulkinder in der Nachmittagsbetreuung besuchen regelmäßig Anfang Oktober einen landwirtschaftlichen Betrieb. Viele kreative Ideen rund um Lebensmittel gibt es dort zu bestaunen. Den Kindern wird verdeutlicht, dass es nicht normal ist, dass die Supermarktregale immer voll sind.
Auch für die Erwachsenen ist dieser Tag eine gute Gelegenheit, sich bewusst zu machen, dass die Ernte auf den Äckern, Wiesen und in den Ställen nicht nur das Werk menschlicher Hand ist.
Friederike Stahmann