Über eine bislang in Hessen einzigartige Laboranalytik auf dem Sektor Güteprüfung von Anlieferungsmilch verfügt der Hessische Verband für Leistungs- und Qualitätsprüfungen in der Tierzucht (HVL). In einer Feierstunde präsentierte der HVL in der verganenen Woche in Alsfeld sein neues und aus Eigenmitteln finanziertes Milchanalysesystem Combifoss FT+, das die bisherige Analytik-Ausstattung ergänzt.
Der HVL-Vorstand, führte dessen Vorsitzender Horst Kaisinger vor den rund 30 Gästen aus, habe beschlossen, eine neue Analysetechnik im Wert von 500 000 Euro anzuschaffen. „Trotz der schwierigen Lage“ sei der Verband nämlich der festen Meinung, dass auch Milch weiterhin hier in Hessen erzeugt und auch hier kontrolliert werden solle. „Wir sind hierfür ausgerüstet und aufgestellt“, verdeutlichte Kaisinger den Qualitätsstandard des Analytikstandorts in Alsfeld.
Güte der Lebensmittel muss auch kontrolliert werden
Staatssekretär Mark Weinmeister vom hessischen Landwirtschaftsministerium (HMUELV), der die neue Anlage in Betrieb nahm, betonte, sein Ministerium sei sehr daran interessiert, dass der Bereich der landwirtschaftlichen Produkte „auch so den Qualitätskriterien entspricht, wie wir das auch immer nach außen darstellen.“ Im Hessischen Landtag sei gerade vor Tagen die Frage von Lebensmittelimitaten wie „Mogelschinken“, „Schummelkäse“ und anderem intensiv diskutiert worden. Diese Gelegenheit habe er, Weinmeister, zum Anlass genommen darauf hinzuweisen, dass sich hier Hessen mit seinen landwirtschaftlichen Produkten in keiner Weise zu verstecken brauche. Vielmehr werde in Hessen hervorragende Arbeit geleistet. Es würden „hervorragende Produkte erzeugt, verarbeitet und auch in den Verkauf gebracht.“ Von besonderer Wichtigkeit sei dabei, „dass wird das, was wir vollmundig versprechen, auch hinterher im Labor nachweisen können“, gemäß dem Nachweis: „Hier wird ordentlich gearbeitet.“ Der Verband übernehme damit auch Aufgaben für das Land Hessen, da das Land natürlich großes Interesse an der Erzeugung und Verfügbarkeit guter Lebensmittel habe. Die Güte der Lebensmittel müsse auch kontrolliert werden, damit der Verbraucher sich „hundertprozentig“ darauf verlassen könne, „dass das, was er bekommt, auch wirklich den Qualitätskriterien entspricht.“ Wichtig für gute Kontrollen sei vor allem Verwendung neuester Technik, so der Staatssekretär. Produkte, die man bisher schwierig oder gar nicht habe nachweisen können, ließen sich nämlich mit verbesserter Technik erfassen. Katja Olf, seit nunmehr 25 Jahren Leiterin des HVL-Zentrallabors für Milchuntersuchung in Alsfeld, informierte bei einem Rundgang im Labor über die technische Ausstattung und Funktionsweise des neu beschafften Milchanalysesystems Combifoss FT+.
2 800 Mitgliedsbetriebe mit etwa 125 000 Kühen
Wie vom HVL mitgeteilt wurde, stelle der Verband mit seinem umfassenden Angebot ein wichtiges Glied in der Produktionskette der Milchwirtschaft dar. Hierzu zählten neben der traditionellen Milchleistungsprüfung (MLP) – freiwillige Kontrolle – in den Herden der rund 2 800 Mitgliedsbetriebe mit etwa 125 000 Kühen weitere Kontrollaufgaben eine zentrale Rolle spielten. Hierzu seien in erster Linie die Güteprüfung der Anlieferungsmilch auf deren wertbestimmende Inhaltsstoffe, Fett, Eiweiß und Milchzucker (Laktose) sowie die Qualitätsparameter somatische Zellen (Körperzellen der Kuh), Gefrierpunkt (Indiz für mögliche Milchverwässerung), Keimzahl (Kriterium für die hygienischen Verhältnisse beim Melken und im Stall) und Hemmstoffe (zum Beispiel Rückstände von Tierarzneimitteln) und Kriterien im Sinne des Verbraucherschutzes und der molkereitechnischen Wertigkeit, zu zählen. Immer mehr Molkereien veranlassten inzwischen die tägliche Untersuchung der eingehenden Rohmilch via von den Milchtankfahrzeugen mitgebrachten Milchproben der einzelnen Milcherzeuger. Der HVL verfügt über eigene Kühlfahrzeuge in Hessen, die täglich die Molkereien anfahren, von dort die Milchproben abholen und ins Zentrallabor in Alsfeld liefern. Den Erzeugern werde mit diesen Tag für Tag erhobenen Informationen im Sinne permanenter Überwachung ein „wichtiges Instrument zur Produktionskontrolle geboten.“ Zeitnah werden die Analyseresultate den Molkereien, den zuständigen Behörden und natürlich auch den Milcherzeugern zur Verfügung gestellt – zum Beispiel per E-Mail oder Telefax. Der Verband betont, dass sich Rohmilch in Hessen schon seit geraumer Zeit durch beste Qualität – „Rohmilchqualität auf Spitzenniveau“ – auszeichne. Dabei ließen die hessischen Molkereien die Milch schon seit Jahren nahezu in allen Merkmalen häufiger untersuchen als es der Gesetzgeber vorschreibe. Sie trügen damit zu einer an der Qualität der Milch ausgerichteten Bezahlung bei. Das in Betrieb genommene Gerät „MilkoScan FT6000“ eines dänischen Spezialproduzenten gestattet sogenannte Fourier Transform Infrarot-Messung von Fett, Eiweiß, Laktose, Gefrierpunkt und Harnstoff, das Gerät „Fossomatic 5500“ via Durchfluss-Zytometrie mit spezifischer Fluoreszenz-Färbung die Zählung des Gehalts an somatischen Zellen und verfügt über einen Barcode-Laserscanner zur Probendetektion mit einer Stundenleistung von je 500 Proben. Stahl