Jagd, Forst und Natur | LW HEUTE

Innovationen im Forst – wo geht die Reise hin?

Blick in die Sonderschau „Campus Forst“ der KWF-Tagung 2024

Das LW hat ausführlich über die dreitägige KWF-Tagung im hessischen Schwarzenborn berichtet. Kurz vor Jahresende lohnt sich ein Blick auf die erstmals stattgefundene Sonderschau „Campus Forst“. Über zwölf Institutionen haben in und vor dem Zelt, das auch für zahlreiche Vorträge genutzt wurde, ihre Projekte für die Zukunft der Forstwirtschaft vorgestellt.

In Miniatur konnten KWF-Besucher den Weg des Holzes vom Fällen bis zum Baustoff nachvollziehen, inklusive CO²-Fußabdruck der Wertschöpfungskette. Foto: Setzepfand

Das Projekt OUTREACH wird von der RWTH Aachen University, dem KWF und der Firma Hohenloher Spezial-Maschienenbau GmbH (HSM) betrieben. Ziel der Projektpartner ist es, einen Scherenkran mit Fällkopf zu entwickeln, der selbst bei einem Rückegassenabstand von 40 m ohne motormanuelle Zufällung, Bäume fällen kann. Axel Jönsson, der bei der KWF arbeitet, erklärte, dass das Fällen und Beiseilen der Bäume aus dem Mittelblock bei 40 m Rückegassenabstand mechanisiert werden soll. Das OUTREACH-Fahrzeug soll den klassischen Kranvollernter (mit beschränkter Reichweite)

ergänzen. Das Projekt wird dazu beitragen, neben der technischen Machbarkeit, zentrale Umsetzungsfragen und Randbedingungen für eine tatsächliche Produktentwicklung aus der

Perspektive des Maschinen- und Leichtbaus, der Elektro- und Informationstechnik sowie der Forstwirtschaft und Betriebswirtschaft zu klären.

Letztlich seien die nachhaltigen Anforderungen zur Rückegassenerweiterung, der Bodenschutz, der Personalmangel, die Vollmechanisierung des Mittelblocks und ein vermindertes Unfallrisiko im Mittelblock die Treiber für das Projekt, sagte Jönsson.

In einem Video zeigten die Projektteilnehmer, auch Studierende der RWTH Aachen wie der Scherenkran aussehen könnte. Von den Studierenden wird erwartet, dass sie ihre Kenntnisse im Leichtbau einbringen. Die Firma HSM wird dafür sorgen, dass die Wünsche der Forschung realisiert werden und ein Prototyp des neuen Konzepts gebaut wird. Die KWF wird ein Arbeitsverfahren erarbeiten, jeweils mit einem Harvester und einem Forwarder.

Die Waldbesitzer von morgen schulen

Mit dem Projekt Virtual Reality Forestry Training (VR-FT) möchten das KWF, die Firma Didactic Innovations und IMWI, ein privates Institut, das sich das Lernen und Netzwerken auf die Fahne geschrieben hat, das Digitalisieren von Vor-Ort-Waldschulungen durchführen. Das Projekt ist inzwischen abgeschlossen und wurde maßgeblich vom Forstlichen Bildungszentrum in Hachenburg in zahlreichen Kursen evaluiert. Das virtuelle Lehr- und Lernformat wird in Virtual Reality (VR) bereitgestellt.

Mit sogenannten 360°-Panoramaaufnahmen wurden hochauflösende Bilder realer Waldumgebungen für die VR-Simulation erzeugt, ergänzende virtuelle Inhalte für die didaktischen

Elemente schufen die Lehr- und Lernumgebung. Nutzende erhielten in VR waldbauliche, holzerntetechnische oder naturschutzfachliche Fragestellungen und können nun virtuell Baumarten lernen, den Zustand von Beständen und Waldflächen bewerten, wertvolle Habitate identifizieren oder Holzerntemaßnahmen und Bestandesbegründungen planen. So können besonders Kleinstprivatwaldbesitzer, die keinen Bezug mehr zu ihren Flächen haben, leicht geschult werden und weiterhin zur Nutzung des wertvollen Rohstoffes Holz animiert werden.

Das VR-FT soll vor allem auf forstfachliche Messen mit starkem Bezug zum Kleinprivatwald wie die KWF-Tagung, KWF-Thementage, Diskussion- und Workshops zur Verfügung gestellt werden.

Forstwirtschaft effektiver machen mit CO2-Fußabdruck

Im Projekt CO2For-IT wird das Tracking und Tracing in den Fokus genommen: Die vorhandenen waldbaulichen Informationen, Strukturen und Prozesse sind aufgrund ihrer Komplexität konkurrierender Interessengruppen und der kombinierten Anwendung analoger und digitaler Werkzeuge mit deutlichen Medienbrüchen bislang nur in begrenztem Umfang effektiv.

Der Anwendungsfall „Nachhaltige, klimapositive Holzwertschöpfung“ nutzt die Transparenz des Forest Data Space, um:

Als Anreizsystem für die Hersteller von Holzprodukten wird zusätzlich ein „CO2-Etikett“ entwickelt. Durch die Angabe korrekter, präziser und jederzeit nachvollziehbarer CO2-Werte wird dieses dazu verhelfen, die Nutzung regionalen Holzes zu stärken. Damit gehen der Forest Data Space und seine Anwendungen weit über den aktuellen Stand der Technik hinaus. Folgendes leistet er:

Diese positiven Eigenschaften werden in praxisrelevanten Anwendungsfällen umgesetzt. Das Projekt CO2For­IT läuft bis April 2026 und wird vom KWF, der RWTH Aachen, Hohenloher Spezialmaschinenbau, Turner und Partner Data Scientists PartG, Rhenus Forest Logistics GmbH, RIF Institut für Forschung und Transfer e.V., Materna Information und Communications SE sowie von Thüringen Forst umgesetzt.

Stoffliche Nutzung von Pappel im Fokus

Das Projekt PappelWERT hat das Ziel, die Agroforstwirtschaft mit Pappeln zu optimieren und die Wertschöpfungsketten weiter zu entwickeln. Seit Januar 2024 bis Dezember 2026 setzen sich fünf Institutionen mit dem Thema auseinander. Es sind dies die Firma

Lignovis, Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie e. V., Fraunhofer-Institut für Holzforschung – Wilhelm-Klauditz-Institut (WKI), die Rotaria Energie- und Umwelttechnik GmbH, 3N-Kompetenzzentrum Niedersachsen Netzwerk Nachwachsende Rohstoffe und Bioökonomie e.V. und die Georg-August-Universität Göttingen, Abteilung Nutzpflanzenwissenschaften, Graslandwissenschaft. Ziel ist die Bereitstellung von Rohstoffen für die wachsende Bioökonomie und erneuerbare Wärmeversorgung aus heimischer Landwirtschaft, Ergänzung der Holzbereitstellung aus dem Wald. Denn Pappeln liefern auch auf schwachen Standorten gute Biomassezuwächse und zeichnen sich nach der Etablierungsphase durch geringen Bewirtschaftungsaufwand aus. Im Projekt soll auch die Verfahrenskette weiterentwickelt werden.

zep – LW 52/2025