In Hessen gibt es circa 1 400 Jagdgenossenschaften bei insgesamt rund 300 000 Jagdgenossen. Kritik an der neuen hessischen Jagdverordnung gab es während der Mitgliederversammlung des Verbandes der Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer im Landkreis Fulda (VJE) in Margretenhaun vom Vorsitzenden Hermann Bockmühl sowie von Kreisjagdberater Hans-Kurt Köhler zu hören.
Anlass sind begrenzte Jagdzeiten für bestimmte Wildtierarten in dem neuen Gesetz. Insbesondere befürchten sie durch eine verringerte Jagd auf Raubwildarten eine Entwertung von Niederwildrevieren, da Feldhase, Fasan und Co nicht mehr entsprechend vor Fressfeinden geschützt werden können. In zahlreichen Revieren bleibe heute schon die Jagd etwa wegen zurückgehender Feldhasenbestände unbehelligt. Ihnen schade die sich ausbreitende Fuchspopulation. Die stark verkürzte Jagdzeit auf den „Rotpelz“ wie auch auf den Wachbär sei nicht nachvollziehbar. Ebenso die Aufhebung der Jagdzeiten für Prädatoren wie Baummarder, Iltiss und Hermelin etwa stieß auf Unverständnis. Wildbestände in einem gewissen Gleichgewicht zu halten, sei stets ein Anliegen der Jägerschaft, auch ohne unnötige Verordnungen „von oben“.
69 000 Euro Wildschaden pro Jahr im Landkreis
Der Vorsitzender rief auf, mit revierübergreifenden Jagden mehr Druck auf die Wildschweinpopulation auszuüben sowie am hessischen Hasenmonotorring teilzunehmen. Nach Ansicht Bockmühls verändern sich in der künftig die Wildbestände. Wichtig sei, dass Jagdgenossen und Jäger zusammenstehen. Kreisjagdberater Köhler sprach über die Wertverbesserung der Reviere. Im Landkreis Fulda sind alle 183 Reviere verpachtet, teilte der Leiter der Unteren Jagdbehörde beim Landkreis Fulda, Manfred Wiegel, mit. Ferner gebe es 19 Eigenjagdbezirke. Im vergangenen Jagdjahr gab es 20 Neuverpachtungen, beziehungsweise Pachtverlängerungen. Im Mittel der letzten zwölf Jahre bezifferte sich der Wildschaden im Landkreis auf jährlich 69 000 Euro.
Dem Geschäftsbericht von Dr. Hubert Beier zufolge gehörten dem Kreisverband 126 Genossenschaften und zwei Eigenjagdbezirke mit insgesamt 68 261 ha an. Er wies auf Veränderungen bei der Beschaffung von Jagdkatastern hin. Wer ein solches benötige, sollte dies alsbald tun.
Infos zur Nutzung und Pflege von Wirtschaftswegen
Assessor Wolfgang Koch, Justiziar beim Hessischen Bauernverband (HBV), referierte im Anschluss zum Thema „Nutzung und Pflege von landwirtschaftlichen Wirtschaftswegen.“ Den Landwirten empfahl er bei den in letzter Zeit von den Kommunen vermehrt ins Gespräch gebrachten Feldwegesatzungen „einen Blick“ auf dortige Entwicklungen, vor allem auf Tonnagebeschränkungen, zu werfen. Detailliert ging der Jurist darauf ein, wie landwirtschaftlicher Verkehr in rechtlicher Hinsicht definiert sei, was die unterschiedlichen Beschilderungen bedeuteten und was solche mit Landwirten, Rollschuh-, Inline- und Radfahrern zu tun hätten. Stets sei eine Kommune für die Feldwege, aber auch für die daran liegenden Gräben und Böschungen und deren Unterhaltung zuständig und verantwortlich. Dies bezieht sich auch auf die Erhaltung des Wasserdurchlaufs in einem Rohr einer Grabenüberfahrt. Koch verwies ferner auf eine neue Richtlinie für den Feldwegeneu- und -ausbau. Danach betrage die Fahrbahnbreite infolge größerer landwirtschaftlicher Maschinen nun 3,50 m, plus zweimal 0,75 m befahrbaren Seitenstreifen.
Auch das Betreten und Koten von Hunden auf landwirtschaftlichen Flächen, was rund um Fulda stets ein Thema ist und Hundehalter teuer zu stehen kommen könnte, wurde in der Versammlung angesprochen. Laut Beier zieht sich die Politik bei diesem Thema leider zurück, da sie andererseits von den Haltern Hundesteuer kassiere.
Ehrungen langjähriger Mitglieder im VJE
Für langjährige ehrenamtliche Tätigkeiten in ihren Jagdgenossenschaften wurden geehrt: die Niesiger Alfred Waider (36 Jahre Jagdvorsteher) und Franz Grosser (30 Jahre Rechner), Winfried Mathes (11 Jahre Jagdvorsteher und Rechner in Istergiesel), Dr. Hubert Beier (26 Jahre Jagdvorsteher in Hofaschenbach), Ernst Möller (32 Jahre Jagdvorsteher und Rechner in Tiefengruben), Alfred Schwarz (45 Jahre Jagdvorsteher in Lüdermünd), Winfried Kling (30 Jahre Jagdvorsteher in Hilders) und Helmut Trott (34 Jahre Jagdvorsteher und Rechner in Simmershausen).
Burkhardt – LW 51/2016