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Karl-Friedrich Junker neuer Kreisvorsitzender

Kreisversammlung Südl. Weinstraße und Germersheim

Der Kreisbauernverband Südliche Weinstraße hat mit Karl-Friedrich Junker einen neuen Vorsitzenden. Der Winzer aus Impflingen wurde vergangenen Donnerstag auf der BWV-Kreisversammlung in seinem Heimatort gewählt und löst den langjährigen Vorsitzenden Reinhold Hörner ab.

Karl-Friedrich Junker (Mitte) wurde einstimmig zum neuen BWV-Kreisvorsitzenden Südliche Weinstraße gewählt. Es gratulierten BWV-Präsident Eberhard Hartelt und Weinbaupräsident der Pfalz, Reinhold Hörner. Foto: Brammert-Schröder

Reinhold Hörner, seit vergangenem Jahr Weinbaupräsident der Pfalz, gab das Amt des Kreisvorsitzenden nach 20 Jahren ab. Karl-Friedrich Junker, vorher bereits Stellvertreter von Hörner, wurde einstimmig zum neuen Kreisvorsitzenden gewählt. Der 55-Jährige bewirtschaftet mit seiner Familie in Impflingen ein Weingut mit Flaschen- und Fassweinvermarktung sowie einem Gästehaus. Zu seinem Stellvertreter wurde Thomas Knecht aus Herxheim gewählt, der einen Ackerbaubetrieb bewirtschaftet.

Reinhold Hörner gab in seiner letzten Ansprache als Kreisvorsitzender einen Rückblick auf das Jahr 2017. „Die Preissituation der Marktfruchtbetriebe ist schon im dritten Jahr in Folge nicht gut. Dazu kommt, dass das Ansehen der Landwirte in der Öffentlichkeit immer schlechter wird, denn sie sind, glaubt man den Medien, an allem Schuld: Dem Insektensterben, der Gewässerverschmutzung, der Nitratbelastung“, sagte er. „Die Bauern haben in der Öffentlichkeit die Rolle der Subventionsempfänger und der Umweltverschmutzer.“ Dabei werde allerdings vergessen, dass die Landwirtschaft in den letzten 40 Jahren rund 40 Prozent der Fläche eingebüßt habe und sich die Lebensbedingungen für heimische Vögel in vielen Gärten, die Steinwüsten gleichen, deutlich verschlechtert haben. Das Biodiversitätsprojekt in der Südpfalz, das die Landwirte gemeinsam mit dem Naturschutz initiiert haben und das wissenschaftlich begleitet werde, sei dagegen ein echter Meilenstein. „Auch der Weinbau kann dazu beitragen, die Biodiversität zu erhöhen“, so Hörner.

Hagelflieger flog 23 Einsätze im Jahr 2017

Zum Weinbau sagte Hörner, dass die Winzer an der Südlichen Weinstraße nicht so viel Frostschäden erlitten haben wie befürchtet, auch Hagelschäden blieben weitgehend aus. „Die Hagelflieger haben 23 Einsätze geflogen“, so der Weinbaupräsident. Erfreulich seien auch die gestiegenen Fassweinpreise. Er berichtete von der gerade zu Ende gegangenen Messe ProWein in Düsseldorf, auf der sich 50 Pfälzer Weingüter sehr gut präsentiert haben. Als weinbaupolitisches Ziel nannte Hörner die schnelle Einigung beim Thema Schutzgemeinschaft. Die Gründungsveranstaltung soll Ende April stattfinden. Auch beim Thema Gebietsweinwerbung gab sich Hörner zuversichtlich, dass die Voraussetzungen für eine projektbezogene Förderung geschaffen und die Gelder bald wieder freigegeben werden.

Im Kreis SÜW klappt das Einbinden der Landwirte

Wie schon in den vergangenen Jahren, wurde die BWV- Jahresversammlung in Impflingen gemeinsam von den Kreisverbänden Südliche Weinstraße und Germersheim durchgeführt. Roland Bellaire, Vorsitzender des Kreises Germersheim, ging in seinem Jahresrückblick auf das Naturschutzgroßprojekt Bienwald ein, bei dem die Landwirte nicht nur in das Flurbereinigungsverfahren, sondern auch in die Bewirtschaftungspläne der Naturschutzflächen gut eingebunden sind. Bellaire sprach auch die Probleme an, die es durch die Flutung des Polders Jockgrim im Januar gab. Im gesteuerten Polder stieg unerwartet Druckwasser aus dem Boden und macht noch heute eine Bewirtschaftung der Ackerflächen unmöglich. „Bei den Maßnahmen und Vorschlägen für eine Lösung der Entwässerung werden die Landwirte mit eingebunden“, erläuterte Bellaire. Es gebe Gespräche zur Entschädigung.

Viel Hoffnung ruht auf Julia Klöckner

BWV-Präsident Eberhard Hartelt gab einen Überblick über aktuelle Themen der Agrarpolitik. Er hob das Pilotprojekt Biodiversität in der Südpfalz hervor, bei dem Landwirte, das Landwirtschaftsministerium, Naturschutzverbände und die Industrie zusammenarbeiten. „Das Modell macht bundesweit Furore und zeigt, dass die Kooperationsbereitschaft der Landwirtschaft enorm ist“, so Hartelt. Auf Bundesebene hofft der Präsident, dass sich mit der neuen Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner Landwirtschaft und Natur- und Umweltschutz wieder auf Augenhöhe begegnen. Hartelt sprach die Fleischkennzeichnung an, die der DBV gerade in Berlin vorgestellt hat. Nach den Vorschlägen des DBV würden die Haltungsformen der Tiere analog zur Eierkennzeichnung mit 1 (gesetzlicher Standard), 2 (Initiative Tierwohl) oder 3 (Auslauf, bio oder ähnliches deutlich über dem Standard) gekennzeichnet. „Wichtig ist, dass für im Ausland erzeugtes Fleisch die Nummer 0 vorgesehen ist, so dass der Verbraucher sofort sieht, dass das Tier nicht nach deutschen Standards gehalten wurde“, so Hartelt. Er sagte, dass der DBV gerade eine Ackerbaustrategie ausarbeite. „Es ist besser, die Rahmenbedingungen selber zu bestimmen als sie von anderen diktiert zu bekommen.“

DüV – großer Unmut, enormer Beratungsbedarf

Auch zur neuen Düngeverordnung fand Hartelt klare Worte: „Der Unmut der Landwirte und der Beratungsbedarf sind riesengroß. Auch der Biolandbau hat Probleme damit, weil der Kompost nicht richtig bewertet und der Humusabbau des Bodens nicht genügend berücksichtigt wird.“ Dennoch sei es zum jetzigen Zeitpunkt nicht sinnvoll, auf eine Änderung der Düngeverordnung zu drängen. Viele Wasserverbände fahren nach seinen Worten derzeit Initiativen zum Gülleeinsatz und einer angeblichen Gefährdung des Trinkwassers. „Selbst in Rheinhessen, wo es gar keine Tierhaltung gibt und damit keine Gülleausbringung“, so Hartelt. Angstszenarien würden verbreitet und Argumente gegen die Landwirtschaft gesammelt. „Wenn wir jetzt die Düngeverordnung noch einmal aufschnüren wollen, geht der Schuss nach hinten los.“

Besser sei es, noch zu warten und die Probleme und Argumente zu sammeln. Bei der Festlegung der so genannten Roten Gebiete um die Grundwassermessstellen, die mit höheren Nitratwerten belastet sind, gibt es nach Aussage des Präsidenten eine intensive Diskussion mit dem Land über eine Feinabgrenzung der Gebiete.

ibs – LW 13/2018