Ein grundlegendes Problem bei der Lagerung von Kartoffeln besteht darin, dass die Knollen auf der einen Seite durch ihre Atmung stetig Wärme produzieren und auf der anderen Seite aber sehr empfindlich auf zu tiefe Temperaturen reagieren. Beim Bau neuer Lagerhäuser wird daher immer wieder über die optimale Stärke der Isolierung diskutiert. Dabei hielt sich lange die Auffassung, dass die Isolierung der Wände nicht zu stark sein sollte, um darüber noch einen Großteil der Atmungswärme abführen zu können. So wären deutlich weniger Belüftungsstunden erforderlich und auch die Gewichtsverluste geringer. Dabei darf jedoch nicht vergessen werden, dass der Wärmeübergang durch die Gebäudehülle keine Einbahnstraße ist, sondern bei über die Lagertemperatur hinausgehenden Außentemperaturen auch Wärme in das Lagerhaus eindringt. So gab es in Dethlingen im Mittel der letzten zehn Jahre zum Beispiel für eine Dauerlagerungstemperatur von 4 °C mehr zu warme als ausreichend kalte Tage für eine Kühlung mit Außenluft. Merkliche Temperaturschwankungen sowie wiederholte Kondensation an den gelagerten Knollen mit allen unerwünschten Auswirkungen sind die Folge. Daher wird heute über eine gute Isolierung und den vermehrten Einsatz von maschineller Kälte versucht, die Temperaturführung im Lager besser an die Bedürfnisse der Knollen anzupassen. Bei Lagerhäusern stellen neben den Türen und Toren vor allem die Zu- und Abluftklappen potenzielle Risikobereiche für unkontrollierten Luftaustausch dar. Hier bietet sich als erster Schritt eine einfache visuelle Dichtigkeitskontrolle an. Dazu sollten neben der Beleuchtung im eigentlichen Lager auch in den Druckkammern oder vor den Belüftungseinrichtungen gezielt Lichtquellen aufgestellt werden, um bei Dunkelheit von außen das vollständige Schließen der Klappen und Tore zu kontrollieren. Häufig reichen schon eine Nachjustierung der Führungselemente oder die Erneuerung einer verschlissenen Dichtung aus, um das Lager wieder „lichtdicht“ zu bekommen. Darüber hinaus bietet sich die kalte Jahreszeit auch zu einer Überprüfung der Gebäudehülle mittels der Wärmethermografie an. Dabei wird mit Wärmebildkameras die Oberflächentemperatur von Gebäudeteilen durch eine unterschiedliche Farbgebung dargestellt. So werden vor allem Wärmebrücken sichtbar, die dann durch bauliche Maßnahmen behoben werden können. Interessant sind aber auch die Werte für die Belüftungsklappen sowie Türen und Tore, da hier aufgrund der differierenden Anschaffungskosten häufig die preisgünstigeren Lösungen gewählt werden. Mit einer wärmetechnischen Überprüfung des Gebäudes wird die Basis für eine energetische Optimierung dieses Verfahrensschrittes gelegt, die bei zunehmenden Lagerungsdauern immer wichtiger wird.
Versuchsstation Dethlingen