Zum Erwachsenwerden von Mädchen und Jungen gehört auch die sexuelle Aufklärung. Dabei tauchen die ersten Fragen zur Sexualität, zum Beispiel über den Unterschied zwischen Mann und Frau oder die Herkunft eines Babys, schon im Kleinkindalter auf. In dieser Lebensphase ist es für die sexuelle Entwicklung des Kindes wichtig, dass Eltern ihrem Kind altersgerechte Antworten geben. Fehl am Platz sind Floskeln wie „dafür bist du noch zu klein“, denn damit geraten Fragen zur Sexualität in eine Tabuzone. Je eher sich jedoch ein Kind mit seinen Fragen zu Hause ernst genommen fühlt, desto unverkrampfter wächst es in seine eigene Geschlechterrolle hinein und umso bereiter wird es auch später für Aufklärungsgespräche im Elternhaus sein. Dass sich hier ein Wandel vollzogen hat, zeigen Langzeituntersuchungen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA):
Konnten vor 30 Jahren lediglich nur rund ein Drittel aller Mädchen und nur jeder vierte Junge im Elternhaus einen Ansprechpartner für sexuelle Fragen finden, übernehmen heute 78 Prozent der Eltern von Mädchen und 67 Prozent der Eltern von Jungen die Aufklärung selbst. Die Frage, wann und worüber gesprochen werden sollte, hängt besonders von der Entwicklung und vom sozialen Umfeld des Kindes ab.
Auch die Schulen übernehmen heute einen wichtigen Part in der Aufklärungsarbeit: Mindestens drei Viertel der Jugendlichen gibt an, dass ihre Kenntnisse über Sexualität, Fortpflanzung und Verhütung aus dem Sexualkundeunterricht stammen. Die BZgA fand zudem heraus, dass insbesondere Jungen versuchen, bestehende Wissenslücken zu sexuellen Themen aus dem Internet zu füllen. Die Gefahr, dass ihnen dort ein völlig verzerrtes Bild von Liebe und Sex präsentiert wird, ist groß. Einfühlsame Eltern-Kind-Gespräche sind hier besonders wichtig.
Stephanie Lehmkühler – LW /2012