Enge Winterraps-Fruchtfolgen können je nach Standort- und Bodenbedingungen das Befallsrisiko für Kohlhernie erheblich erhöhen. Welche Maßnahmen zur Eindämmung möglich sind, erläutert Dr. Stefan Weimar vom DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück.
Günstige Vegetationsbedingungen während der Herbstperiode fördern auf typischen Befallsstandorten die Infektion der Pflanzen mit dem wichtigen bodenbürtigen Schaderreger. Insbesondere im Herbst 2011 zeigten sich auch bei optisch sehr frohwüchsigen Pflanzen bereits innerhalb weniger Wochen nach der Aussaat in zunehmender Verbreitung die typischen unregelmäßigen Gewebewucherungen an den Haupt- und Seitenwurzeln als eindeutige Schadsymptome. Auch im zurückliegenden Herbst trat der Befall trotz verhaltener Bodenfeuchte örtlich wieder stärker in Erscheinung.
Dauersporen können im Boden bis zu 20 Jahre überleben
Die Krankheitssymptome gehen von dem Befall des bodenbürtigen Pilzes Plasmodiophora brassicae aus, dessen begeißelte Zoosporen die Wurzelhaarzellen der jungen Rapspflanzen penetrieren und sich dort über einen vielkernigen Zellkörper (Plasmodium) zu Sporenbehältern entwickeln. Die nicht in den Boden entlassenen Sporen lösen in der Wurzelrinde erneut die Bildung von vielkernigen Zellkörpern sowie eine massive Zellteilung aus, die die gallenartigen Tumore entstehen lässt.
Nach derzeitigen Erkenntnissen reifen bereits innerhalb von etwa drei Wochen neue Dauersporen heran. Mit dem Zerfall des infizierten Wurzelgewebes gelangen die Dauersporen in den Boden, die bei einer Halbwertszeit von 3,6 Jahren dort bis zu 20 Jahre überdauern können. Die Dauersporen sind wenig empfindlich gegenüber Trockenheit, Nässe und Kälte im Boden.
Nährstoffaufnahme und Winterhärte herabgesetzt
Im Bereich der Zellwucherungen wird die Organisation und Funktionalität von intaktem Wurzelgewebe aufgelöst, so dass die Wasser- und Nährstoffaufnahme stark behindert ist. Deshalb treten die in der Regel nesterartig befallenen Pflanzen bereits im Herbst optisch durch Welkesymptome und Wuchsdepressionen hervor. Da auch die Winterhärte befallener Pflanzen deutlich herabgesetzt ist, sind bis zum Vegetationsbeginn häufig noch erhebliche Pflanzenverluste zu beobachten.
Befallsfördernd auf die Kohlhernie wirken ein Befallsdruck von mehr als 1 000 Dauersporen pro Pflanze, ein feucht-warmes Bodenmilieu von mehr als 12 °C (Optimum: 20 bis 25 °C), mangelnde Durchlüftung beziehungsweise Staunässe, eine Bodenreaktion unterhalb des Neutralbereichs (pH-Wert 7,0) und eine frühe Aussaat.
Ursprünglich war vor Allem der Sommer- beziehungsweise Futterraps vom Befall mit der Kohlhernie betroffen. Mit zunehmender Ausdehnung des Winterraps-Anbaus tritt sie neben den klassischen Anbaugebieten mittlerweile auch häufiger im Südwesten Deutschlands auf. Bei dem in Rheinland-Pfalz in den Jahren 2005 bis 2010 durchgeführten Kohlhernie-Monitoring waren 6 Prozent von 450 untersuchten Proben befallen. Neben stark schwankenden Ertragsverlusten, die bis zum Totalausfall reichen können, ist auch mit einem geringeren Ölgehalt im Erntegut zu rechnen. Weltweit wird die mit Kohlhernie befallene Anbaufläche auf etwa 10 Prozent geschätzt.
Einem möglichen Kohlhernie-Befall sollte durch eine Reihe pflanzenbaulicher Maßnahmen begegnet werden, da eine chemische Bekämpfung in absehbarer Zeit nicht zu erwarten ist:
Einhaltung weiter Abstände in der Fruchtfolge
Nach umfangreichen Erhebungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft Mecklenburg-Vorpommern nahm der Kohlhernie-Befall auf Praxisflächen um 60 Prozent zu, wenn sich der Rapsanteil in der Fruchtfolge von 17 auf 33 Prozent verdoppelte.
Mit Blick auf die Nachhaltigkeit von Winterraps-Rotationen werden bereits vorbeugend Anbauabstände von vier Jahren empfohlen. Auf bekannten Befallsflächen sollte die Fruchtfolge besser noch weiter entflochten werden. Insbesondere der Anbau von Kreuzblütlern als Zwischenfrüchte nach der Ernte scheidet demnach eindeutig aus, um das Bodeninokolum nicht noch zusätzlich anzureichern.
Um den relativ schnell ablaufenden Infektionszyklus der Kohlhernie zu unterbrechen, gilt es nach der Ernte, den Ausfallraps rechtzeitig zu beseitigen. Jüngere Untersuchungen belegen, dass sich der Schaderreger bereits eine Woche nach einer Kohlhernie-Infektion in der Wurzel vermehrt.
Neben der Vermeidung von Altraps-Durchwuchs sollte die Begleitvegetation mit anderen Kreuzblütlern im Körnerraps und den Folgekulturen sorgfältig kontrolliert werden. Vor Allem kruzifere Problemunkräuter, wie zum Beispiel Hirtentäschelkraut oder auch Rauke-Arten, können in der Kultur Winterraps eine massive Vermehrung des Schaderregers verursachen.
Nur bei ausreichender Bodenfeuchtigkeit beziehungsweise Taubildung liefert eine etwa dreiwöchige Bodenruhe nach dem Mähdrusch eine hohe Auflaufrate an keimfähigem Ausfallraps und reduziert damit den Anteil überdauernder Rapssamen. Der oberflächennahe Verbleib der Samen fördert deren Keimstimulierung. Im Gegensatz dazu löst eine unverzügliche tiefere Einarbeitung des Ausfallrapses eine sekundäre Samenruhe (Dormanz) aus, indem Licht- und Wasserentzug die Keimung verhindert. Gelangen die noch keimfähigen Samen mit nachfolgenden Bearbeitungsmaßnahmen wieder in den Keimhorizont, können diese noch über einen langen Zeitraum, gegebenenfalls auch in den Folgefrüchten regelmäßig auflaufen.
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