In den letzten Jahren war die Geflügelhaltung ein absolut aufstrebender Betriebszweig in der hessischen Landwirtschaft. Wie in vielen Branchen sieht sich aber auch die Geflügelwirtschaft neuerdings mit enorm gestiegenen Produktionskosten und schwierigen Absatzmöglichkeiten konfrontiert. Zum Thema Ansätze zur Kosten- und Erlösoptimierung in der Legehennenhaltung wird die ALB Hessen gemeinsam mit dem Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen am Donnerstag dem 3. November eine Fachtagung durchführen. Die Teilnahme ist online und vor Ort in Bad Hersfeld im Landwirtschaftszentrum Eichhof möglich.
Im Geflügelbereich sind die Auswirkungen beispielsweise beim Futterpreis, der Einstreu oder beim Beschäftigungsmaterial spürbar. Hinzu kommen die extrem steigenden Energiepreise. Auf der anderen Seite hat sich durch die hohe Inflationsrate von derzeit 10 Prozent und gestiegene Verbraucherpreise unter anderem bei Nahrungsmitteln um fast 19 Prozent, ein ausgeprägtes Sparverhalten in der Bevölkerung etabliert. Die Folge ist, dass hochpreisige Produkte, wie Eier aus ökologischer Erzeugung oder Eier vom Direktvermarkter aus einem mobilen Stallsystem, deutlich schlechter abgesetzt werden können und hier Kostensteigerungen auf der Produktionsseite nicht an den Endkunden weitergegeben werden können. Momentan sind dagegen kostengünstige Discountpreis-Eier sehr gefragt.
Den Auftakt der Veranstaltung wird Bernd Grünhaupt machen, Berater für Schweine- und Geflügelhaltung vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen. Er wird zum Thema „Eiermarkt quo vadis – Legehennenhaltung unter veränderten Marktbedingungen“ referieren.
Die Kaufkraft schwindet, aber die Preise steigen. Birgit Jacquemin, Referentin für Direktvermarktung und Agrarmarketing von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, wird in ihrem Vortrag über Vermarktungsstrategien für die Direktvermarktung in Zeiten der Inflation berichten.
Die Möglichkeiten der Fütterungsoptimierung, besonders zu Bedeutung und Potenzial verarbeiteter tierischer Proteine wird Thema des Vortrages von Dr. Jochen Krieg, Fütterungsreferent Schwein, Geflügel und Pferd vom Versuchs- und Bildungszentrum Landwirtschaft Haus Düsse, sein.
Was rechnet sich am Ende besser? Legehennen insgesamt länger mit oder ohne induzierter Legepause zu halten? Darüber wird Dr. Klaus Damme, vormals Leiter des Lehr-, Versuchs- und Fachzentrums für Geflügel der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft in Kitzingen referieren.
Praktiker berichten
Am Nachmittag werden sich zwei hessische Betriebe vorstellen. Zunächst erläutert Thomas Rose aus Zierenberg, wie seine erste Mauser in seiner Freilandhaltungsherde mit etwa 7 000 Legehennen verlaufen ist. Er wird auf die Gründe für die induzierte Legepause eingehen, auf dessen Verlauf und Resultat. Da die induzierte Legepause bereits etwas zurückliegt, stellt er anhand einer modifizierten Beispielrechnung dar, ob sich die Mauser nach heutigen Berechnungsgrundlagen auszahlen würde. Im Anschluss wird Thomas Breuer aus Bad Wildungen über seine Umnutzung eines Altgebäudes zum Legehennenstall mit 3 000 Tierplätzen berichten. Die Tierhaltung wird seit 2020 ökologisch betrieben und begann unter guten Voraussetzungen. Allerdings hat auch dieser Betrieb aus aktuellem Anlass damit zu kämpfen, seine Eier zu einem Preis abzugeben, dass sich die Tierhaltung noch rechnet.
Die Veranstaltung findet am 3. November von 9.30 Uhr bis 15.30 Uhr in der Baulehrschauhalle im Landwirtschaftszentrum Eichhof in Bad Hersfeld statt. Eine Teilnahme ist vor Ort oder per Live-Internetstream möglich. In beiden Fällen wird eine Teilnahmegebühr von 25 Euro erhoben. Anmeldeschluss ist der 31. Oktober. Anmeldung: Angela Bruche, angela.bruche@llh.hessen.de. Online-Anmeldung: llh.hessen.de/beratung/vera....
Inga Garrelfs, Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen – LW 43/2022