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Kuschelnest und Futterfülle bieten

Tiere überstehen den Winter mit Behausung und Nahrung

Wenn wir an Tiere im Winter denken, dann zuerst an die gefiederten Gäste in unserem Garten, denen wir Vogelfutter in Sichtweite anbieten, damit wir sie durchs Fenster beobachten können, wie sie picken, sich streiten und dann ­eilig weiterfliegen. Für die meisten Tiere entscheidet sich das Überleben im ­Winter aber nicht an einer Handvoll ­Körner, sondern an Schlafplätzen, ­Rückzugsorten und Lebensräumen mit reichlich Nahrungsangebot aus der Natur.

Vögel füttern ist schön: Wichtig sind kleine Mengen und Hygiene, damit sich keine Krankheiten ausbreiten. Foto: Sigrid Tinz

Viele Säugetierarten, aber auch Insekten beziehungsweise deren Larven fressen in der kalten Jahreszeit gar nichts mehr oder nur selten, sie ziehen sich zum Winterschlaf oder in die Winterruhe zurück. Diese Tiere überstehen den Winter, indem sie sich im Boden verkriechen, sich ein Nest aus Laub bauen und im Energiesparmodus ausharren, bis die Tage wieder länger werden. Wenn wir es diesen Tieren gemütlich machen wollen, müssen wir also nicht mehr tun – sondern weniger: weniger aufräumen, weniger Laub entsorgen, weniger Hecken schneiden, weniger Staudenbeete abräumen. Damit ist allen geholfen, ganz gleich, welche Überwinterungsstrategie sie haben.

Strategien zum Überwintern

Igel, Siebenschläfer, Gartenschläfer und Fledermäuse fallen in einen tiefen Winterschlaf. Ihr Körper arbeitet nur noch auf Sparflamme – die Temperatur sinkt, der Herzschlag verlangsamt sich. Damit sie überleben, brauchen sie zweierlei: einen sicheren, frostfreien Unterschlupf und vorher genügend Energie, um fett zu werden. Das gelingt nur in einem Garten, in dem es bis weit in den Herbst hinein Insekten, Käfer und Spinnen in Hülle und Fülle gibt.

Ein solcher Garten mit Laub, Fallobst, Totholz, Pflanzenresten und vielen Verstecken ist für sie wie ein gut gefüllter Kühlschrank. Dort können sie sich bis Oktober oder November kugelrund fressen. Mehlwürmer oder Katzenfutter zusätzlich auszulegen, kann vor allem Jungigeln helfen, auf ihr Winterspeckgewicht zu kommen. Wichtig ist aber, das Füttern rechtzeitig zu beenden. Der beginnende Nahrungsmangel signalisiert ihrem Körper, dass es Zeit für die Winterpause ist – und dass es nun gilt, sich „bettfertig“ zu machen.

Was die Tiere dann brauchen, sind geeignete Schlafplätze. In der Natur sind das mit Laub zugewehte Hecken, Felsspalten oder warme Höhlen zwischen den Wurzeln alter Bäume. Im Garten kann man leicht nachhelfen: Steine, Laub und Zweige zu kleinen Haufen schichten, umgedrehte Weinkisten oder große Blumentöpfe aufstellen – alles gute Quartiere für Igel und andere Kleintiere. Auch spezielle Igelhäuser sind hilfreich, wenn sie richtig platziert werden: geschützt und gut unter Hecken oder Totholz verborgen. Sie einfach auf den Rasen zu stellen, damit ist den Tieren nicht geholfen.

Laub ist Winterkleidung für Tiere

Das Wichtigste aber ist und bleibt: Laub. Laub liegen lassen – so viel und so lange wie möglich. Laub ist die Winterjacke der Natur, es hält Wärme, speichert Feuchtigkeit und schützt den Boden vor Austrocknung. Gleichzeitig ist es Lebensraum für unzählige Kleintiere. Zwischen den Blättern überwintern Spinnen, Käfer, Raupen und Schmetterlingspuppen – und sie alle sind gleichzeitig viel besseres Vogelfutter als jeder Fettknödel.

Auch stehengebliebene Stauden füttern die Vögel. Sie picken die Kerne aus den Samenständen von Karde, Wilder Möhre oder Flockenblume, und teils finden sie auch noch Insekten darin, die als Ei, Larve oder Puppe in den alten Stängeln überwintern wollen. Oder wollten. Viele Insekten im Laub und in alten Stängeln und Blättern überleben allerdings auch den Winter – und gründen im Frühjahr die nächste Insektengeneration. Die dann wiederum Igel, Vögel und viele andere Tiere ernährt, wenn das Leben wieder so richtig losgeht. Wenn hungrige Kindermäuler zu stopfen sind und die Zugvögel aus dem Süden zurückkommen.

Auch das ist übrigens eine Strategie für den Winter: weg ins Warme. Viele Vögel, etwa Schwalben, ziehen nicht wegen der Kälte fort, sondern weil sie hier keine Nahrung mehr finden. Sie leben von Insekten – und die stecken bei Frost im Boden oder im Laub. Nur Arten, die auf Körner umstellen können, bleiben. Die anderen folgen der Sonne, dorthin, wo es noch genug Futter gibt.

 – LW /2025