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Landwirt zieht Bauantrag für Hähnchenmaststall zurück

Flächenentzug von Domanialflächen angedroht

Der geplante Hähnchenmaststall in Waldeck wird nicht gebaut. In einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz am Mittwoch vergangener Woche gab Karl Schwalenstöcker bekannt, dass er seinen Bauantrag zurückzieht. Der Grund ist ein Antrag der Grünen im Kreistag, unterstützt durch Stellungnahmen der AFD und der SPD, in dem gefordert wird, dass sich das Gremium gegen den Bau ausspricht. Auch das Regierungspräsidium solle den Antrag verweigern. Zusätzlich wollen sie in diesem Antrag der Domanialverwaltung vorschreiben, für dieses Vorhaben keine kreiseigenen Pachtflächen mehr zur Verfügung zu stellen. Dies würde den Betrieb in seiner Existenz gefährden.

Vor einem halben Jahr waren Karl und Nils Schwalenstöcker noch vom Bauprojekt überzeugt. Foto: LW

Domanialflächen sind ehemalige fürstliche Flächen, die vor etlichen Jahren an den Kreis übergeben wurden und durch den Kreisausschuss verpachtet werden. Mit dem Antrag der Grünen besteht die Gefahr, dass Karl Schwalenstöcker, der etwa 150 ha dieser Fläche in Waldeck gepachtet hat, diese Domanialflächen verliert. Auch der Betriebssitz befindet sich auf dem Domanial-Land. Anders als in dem Antrag angegeben, hätte der Betrieb diese Fläche nicht als Grundlage für Mastfutter benötigt, da noch genug eigene Flächen vorhanden seien, wie Schwalenstöcker sagt. Im Antrag wird gefordert, dass der Kreisausschuss keine Pachtflächen zur Verfügung stellen soll, „wenn diese zur Verwirklichung von Vorhaben dienen, die dem Bereich der industriellen Landwirtschaft zuzuordnen sind“.

Familie unter Druck gesetzt

Entschieden wurde über den Antrag der Grünen bisher noch nicht, doch der Druck auf die Familie von Bevölkerung und Politik war letztlich zu groß, um weiter an der Bauplanung festzuhalten. Das Vertrauen sei weg, wie Schwalenstöcker berichtete. „Das was hier gelaufen ist, ist wirklich unterste Schublade“, sagte Karsten Schmal, Präsident des Hessischen Bauernverbandes und Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Waldeck-Frankenberg, dem LW. „Ich bin mir hundertprozentig sicher, der Stallbau wäre genehmigt worden, alle 700 Einwendungen, die eingegangen sind, wurden abgearbeitet und waren haltlos. Die Familie habe sich an alle Vorschriften gehalten, trotzdem hätten jetzt die Stallbaugegner und die Grünen erreicht, was sie wollten. „Das frustriert mich zutiefst. Mit Seriösität hat das nichts zu tun.“

Geplant für die nächste Generation

„Mir tut es vor allem um die jungen Leute leid“, so der HBV-Präsident. Mit dem geplanten Hähnchenmaststall wollte Schwalenstöcker die Existenz der nächsten Generation sichern, da sich die Söhne für die Landwirtschaft entschieden hatten. Ursprünglich wollte der Landwirt am Rande von Waldeck zwei Hähnchenmastställe für 80 000 Tiere bauen (siehe LW-Ausgaben 42/2018 und 31/2017).

Eine Bürgerinitiative stellte sich gegen das Vorhaben, im September demonstrierten 400 Menschen gegen den Bau der Anlage.

LW – LW 45/2018