Aus der Region | LW HEUTE

Landwirtschaft der Zukunft mitgestalten

Fachschule Fritzlar verabschiedet 16 Absolventen

Am Freitag vorvergangener Woche wurden die Absolventen der Fachschulausbildung Agrarwirtschaft in Fritzlar verabschiedet. Mit der Zeugnisübergabe dürfen sich die Landwirte des Jahrgangs 2019 bis 2021 nun staatlich geprüfte Betriebswirte in der Fachrichtung Agrarwirtschaft nennen. Das teilt der Landesbetrieb Landwirtschaft (LLH) in einer Pressemeldung mit.

Die frisch gebackenen Betriebswirte der Fachrichtung Agrarwirtschaft in Fritzlar mit den Lehrern der Fachschule Fritzlar. Foto: LLH

„Noch vor wenigen Wochen war die Abschlussfeier in dieser Form undenkbar nach diesem ungewöhnlichen Jahr,“ begann Dr. Lothar Koch, Leiter der Fachschule Fritzlar und des Fachgebiets Landwirtschaftliche Fachschulen des LLH. Auch die jungen Betriebswirte schienen sichtbar zufrieden – über den Abschluss, aber auch darüber, diesen in gebührendem Rahmen begleitet von Familien oder Freunden feiern zu können.

Ausbildung Online und in Präsenz durchgeführt

Während zu Beginn der Ausbildung im Herbst 2019 noch normale Schulbedingungen geherrscht hatten, erlebten die 16 Landwirte im Laufe der Ausbildung höchst unterschiedliche Lehrformate: „Hätte Ihnen vor zwei Jahren jemand das Schulkonzept vorgestellt mit Präsenzunterricht, Home Schooling, digitalen Elementen und vor allem, dass Sie nicht jeden Tag in die Schule kommen müssen: Sie wären sicher begeistert gewesen“, so Michael Stein, stellvertretender LLH-Direktor. Sicher beinhaltete dies Herausforderungen. „Wir haben schnell die nötigen digitalen Kompetenzen erworben und unser Schulsystem technisch gut aufgestellt.“ Im LLH verfügen nach seinen Worten alle Lehrkräfte über eigene PCs, die im Unterricht eingesetzt würden. Verschiedene Internet-Plattformen seien für Digitalunterricht genutzt und auch Hybridveranstaltungen umgesetzt worden. Statt Betriebsbesichtigungen hätten die Studenten ihre Betriebe mittels selbstgefertigter Videos vorgestellt.

Fachschulausbildung bietet viele Möglichkeiten

Die zweijährige Fachschulausbildung in der Agrarwirtschaft stellt eine berufliche Weiterqualifizierungsmöglichkeit für ausgebildete Landwirte dar. Mit dem Abschluss erwerben die Auszubildenden innerhalb von zwei Jahren mit täglichem Fachschulunterricht vertiefende Kenntnisse in den Bereichen Agrarwirtschaft, Agrarpolitik, Betriebsführung, aber auch Tierhaltung, Technik oder ökologischem Landbau.

Die Ausbildung befähige die Absolventen, landwirtschaftliche Betriebe selbstständig und eigenverantwortlich zu führen oder eine leitende Position im vor- oder nachgelagerten Bereich zu übernehmen. Neben Fritzlar biete der LLH auch an seinen Fachschulen in Peterberg und Griesheim die Fachausbildung Agrarwirtschaft an.

Die Absolventen:

Theresa Abel, Walsrode; Lukas Angersbach, Gudens­berg-Obervorschütz; Justin Bähr, Borken-Kerstenhausen; Felix Friedrichs, Bad Wildungen-Braunau; Nina Genuit, Homberg (Efze); Christian Gottmann, Korbach; Urs Jäger, Wabern- Harle; Simon Kellner, Duderstadt-Desingerode; Leonard Koch, Homberg (Efze); Felix Meyer, Jühnde; Jonas Sänger, Weißenborn; Gerrit Schaab, Wiesbaden; Martin Thiele, Eschwege-Oberhone; Ruben Thiele, Eschwege-Oberhone; Johannes Vering, Diemelstadt-Dehausen; Julian Volze, Borken-Singlis.

llh

Landwirtschaft und Umweltschutz mitgestalten

Die Entscheidung zur Ausbildung sei auch eine Entscheidung, eine Landwirtschaft der Zukunft zu gestalten, die Umwelt-, Tierwohl-, aber auch ökonomische Aspekte vereint. Mit Blick auf die die Beschlüsse der Zukunftskommission fügte Stein hinzu: „Vielleicht heißt es in Zukunft bei Umweltschutz und Landwirtschaft nicht entweder oder, sondern sowohl aus auch.“ Auch dankte Stein den Lehrkräften, die im Unterricht nicht nur Wissen vermittelten, sondern wichtige, menschliche Beziehungen haben entstehen lassen. Die Bedeutung solcher Beziehungen stellte auch Koch heraus: „Familienbetriebe in der Landwirtschaft sind das Erfolgsmodell – sie bergen aber auch Konfliktpotenzial“, sagte er. Über 90 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe lägen in Familienhand. In keinem anderen Wirtschaftszweig seien Betrieb und Familie so eng verknüpft wie in der Landwirtschaft. Die beteiligten Personen erfüllten verschiedene Rollen: Elternteil, Partner, aber auch Angestellter oder Betriebsleiter. Während die Familie Liebe und Pflege brauche, setzte der unternehmerische Bereich auf Effizienz und Leistung. Da gelte es, transparente Kommunikation und Arbeitsorganisation, Rollenklärung, aber auch ausreichende Erholungsphasen erfolgreich zu kombinieren.

Viele der frisch gebackenen Fachkräfte steigen nun verstärkt in den heimischen Betrieb ein, sodass Fragen der Hofübergabe konkret werden. „Geht es der Familie gut, geht es dem Betrieb gut“, fügte Koch hinzu und: „Arbeiten Sie, um zu leben und nicht umgekehrt“, riet der Schulleiter den Absolventen.

Gemeinsam mit Klassenlehrer Peter Siebold überreichte Koch die Zeugnisse an die Betriebswirte. Neben der Fachausbildung erlangten 14 der Absolventen die Eignung zum Ausbilder und zusätzlich 12 die Fachhochschulreife mit der sie an Hochschulen oder Universitäten studieren können. Besonders geehrt wurden die Jahrgangsbesten Julian Volze (Notenschnitt 2,2), Jonas Sänger (2,1) und Johannes Vering (1,7.).

llh – LW 30/2021