Obst- und Gemüsebau | LW HEUTE

Marktkommentar Weißkohl

Preisknick zum Saisonstart

Die Wachstumsbedingungen für Weißkohl waren in allen Anbauregionen ideal. Foto: Unsplash

Die Saison 2025/2026 steht unter gänzlich anderen Vorzeichen als in den Vorjahren. In der Saison 2024/2025 kam es bereits zu einem frühen Saisonzeitpunkt zu einem Warensog, der eine dynamische Preisentwicklung zur Folge hatte. Bereits zum Jahresstart 2025 lagen die Erzeugerpreise für nicht gebundene Ware zwischen 27 und 34 Euro je 100 kg und stiegen bis Ende Mai auf 70 Euro je 100 kg. Dann kam der Knick: Dem hochpreisigen alterntigen Weißkohl wuchs frühzeitig Konkurrenz aus der neuen Saison 2025/2026 heran. Die Wachstumsbedingungen waren in allen Anbauregionen ideal. Die Kulturen entwickelten sich schnell, und festere Sorten, die für die Industrie von Interesse sind, wurden früh angeboten, was den Preisverfall einläutete.

Auch in importierenden Ländern wie Polen, der Ukraine und auch Skandinavien setzte die Eigenversorgung frühzeitig ein. Für den Kohl aus der Ernte 2024/2025 gab es keinen Markt mehr, sodass die Risikolagermengen zum Teil entsorgt wurden. Die Zeichen waren gesetzt.

In der Saison 2025/2026 wird in Deutschland eine deutlich größere Weißkohlernte als in den Vorjahren erwartet. Die Wachstumsbedingungen waren über die gesamte Vegetationsperiode hinweg sehr gut, obwohl der August im Norden ziemlich trocken ausfiel. Durch die jüngsten Regenfälle ist jedoch weiterhin ein Zuwachs zu beobachten, sodass die Befürchtung besteht, dass die Köpfe aus den Anforderungsnormen der Supermarktketten und Discounter herauswachsen. Auch wenn die aktuellen Zahlen der Statistikämter noch nicht vorliegen, ist davon auszugehen, dass sich der Trend zu größeren Anbauflächen fortsetzt. Im Jahr 2024 stieg die Anbaufläche um knapp 16 Prozent auf 6 200 ha. Trotz der Flächenausweitung konnten hohe Preise erzielt werden, da die Flächenerträge mit 69,4 t/ha erheblich geringer ausfielen als in den Vorjahren. Inzwischen wird der Lagerweißkohl geerntet. Nach bisherigen Einschätzungen wird mit durchschnittlichen bis leicht überdurchschnittlichen Erträgen gerechnet. Der Schwerpunkt des Weißkohlanbaus in Deutschland liegt in Schleswig-Holstein. Rund 40 Prozent der nationalen Anbaufläche entfielen 2024 auf dieses Bundesland. Hessen und Rheinland-Pfalz gehören beim Anbau von Weißkohl nicht zu den führenden Ländern. In Hessen wurde 2024 auf einer Fläche von 388 ha Weißkohl angebaut. Das entspricht einem Anteil von gut sechs Prozent an der nationalen Anbaufläche. In Rheinland-Pfalz wuchs Weißkohl auf 111 ha. In Hessen und Rheinland-Pfalz wurden im vergangenen Jahr 37 000 t Weißkohl geerntet. In den konkurrierenden Anbaugebieten wie in Polen und den Niederlanden wird in der Saison 2025/2026 auch eine hohe Weißkohlernte erwartet.

Nun scheint das typische schwache Jahr zu folgen. Anfang Oktober liegen die Erzeugerpreise für Weißkohl zwischen 7 und 13,50 Euro je 100 kg. Damit dürften die Trittbrettfahrer, die auf den Weißkohl-Zug aufgesprungen sind, schnell wieder abspringen.

ami, Kommentar Obst und Gemüse – LW 41/2025