Mit den oftmals moderaten Temperaturen im Winter und Frühjahr entwickelten sich auch die Steinobstkulturen sehr rasch. Im April führten dann die Fröste regional zu Schäden. Insbesondere im Osten Deutschlands fielen diese besonders spürbar aus, teils gab es Totalausfälle. Entsprechend gering sind auch die Ernteerwartungen. Die Erntemengen könnten, nach einer Schätzung der AMI auf Basis der Befragung unter den Erzeugerorganisationen, um bis zu 44 Prozent geringer als im vergangenen Jahr ausfallen. Das Fünfjahresmittel könnte um 40 Prozent verfehlt werden.
Schnelle Entwicklung der Kultur sorgt für frühe Ernte
Die Ernte begann in diesem Jahr mit der schnellen Entwicklung der Kulturen ebenfalls früh. Erste Zwetschen konnten in frühen Lagen des Südwestens bereits Ende Juni gepflückt werden. Ende Juli lief die Ernte bei der Sorte Cacaks Schöne an. Mit der Frühzeitigkeit der diesjährigen Saison stand die Zwetsche noch nicht so sehr im Blickfeld der Verbraucher. Schulferien in mehreren Bundesländern und die allgemeine Urlaubszeit grenzen die Nachfrage zusätzlich ein. Ende Juli bauten sich so regional teils Bestände auf, da die Ware aufgrund der zu schwachen Nachfrage nicht ausreichend abfloss. Die Preise gerieten so rasch unter Druck. Im Mittel der 30. Kalenderwoche kosteten Zwetschen des Sortenspektrums Cacaks aus Deutschland an den Großmärkten durchschnittlich 1,45 Euro je Kilogramm und damit nochmals 13 Prozent weniger als in der Vorwoche. Zur Vorjahreswoche ergab sich ein Minus von drei Prozent und auch das Mittel der Jahre 2019 bis 2023 wird um zehn Prozent verfehlt. Der Verbraucherpreis für Zwetschen aus Deutschland lag in der vergangenen 30. Woche nahezu unverändert zur Vorwoche bei durchschnittlich 2,28 Euro je Kilogramm, was einem Rückgang von acht Prozent zum Vorjahr entsprach. Um die Bestände zu entlasten, stiegen die Werbeaktivitäten des Lebensmitteleinzelhandels spürbar. In der aktuellen 31. Woche wird in 18 Aktionen ab 1,79 Euro je Kilogramm für Zwetschen aus Deutschland geworben. Importware spielt in den Werbeprospekten mit vier Werbeanstößen ab 1,49 Euro je Kilogramm nur noch eine untergeordnete Rolle. Mit der nun auslaufenden deutschen Süßkirschensaison könnte der Fokus der Verbraucher jedoch allmählich auf Zwetschen umschwenken.Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes fiel die Erntemenge an Pflaumen und Zwetschen in Deutschland im vergangenen Jahr 2023 mit rund 43 800 Tonnen rund sieben Prozent geringer aus als im Jahr zuvor, auch das Fünfjahresmittel wurde um neun Prozent verfehlt. Die Anbaufläche ging im Jahr 2023 leicht auf 4 121 Hektar zurück. Auf Baden-Württemberg entfallen 1 678 Hektar, gefolgt von Rheinland-Pfalz mit 926 Hektar und Nordrhein-Westfalen mit 346 Hektar. Für Hessen wurde im vergangenen Jahr keine Anbaufläche veröffentlicht. Im Jahr 2022 wurden nur 60 Hektar Zwetschen beziehungsweise Pflaumen angebaut.
ami, Kommentar Obst und Gemüse – LW 31/2024