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Nach 25 Jahren wieder eine große Bundesschafschau

Körung von Woll- und Fleischsiegern in Alsfeld.

Rund 2 000 Züchter und Schafinteressierte trafen sich am ersten Oktoberwochenende zur Bundesschafschau 2022. Zweimal musste die bundesweite Veranstaltung coronabedingt verschoben werden, jetzt endlich konnte sie stattfinden. Insgesamt nahmen 21 Schafe von sechs Züchtern aus Rheinland-Pfalz teil.

Bei der Bundesschafschau im hessischen Alsfeld war unter anderem auch eine Auswahl der Champions der alpinen Rassen zu bestaunen.
Die stolzen Bundessieger aus Rheinland-Pfalz (v.l.): Johann Spiegl, Theo Bous, Hans-Werner Weckmann und Dr. Sandra Köhnke.
Die blanco versendeten Sperrholzschafe kamen bunt bemalt zurück und wurden für bis zu 200 Euro versteigert.
Schafzucht Bühner aus Kandel, mit einem hervorragenden gewichtigen 1b prämierten Merinolandschaf.

Von den zu dieser Bundesschau gemeldeten 777 Schafen nahmen schließlich 135 Zuchtbetriebe mit 638 Schafen, 162 Böcken und 476 weiblichen Zuchtschafen teil. Insgesamt waren 43 Schafrassen vertreten. Es war eine Meisterleistung, wie reibungslos der Auftrieb vonstattenging. Ein herrliches Bild gaben die Schafe in den Stallungen ab, wo alle in neuen Gattern untergebracht waren. Die gute Planung ermöglichte es, in vier Ringen gleichzeitig alle Schafe am ersten Tag in den Einzelwettbewerben zu richten. Hierzu gab es 16 Preisrichter und zwei Oberpreisrichter für Streitfragen, die zügig die einzelnen Klassen rangierten und kommentierten. Am ersten Richttag dieser gigantischen Schau wurden 162 Klassensieger, 57 Bundessieger und 40 Rassesieger bestimmt. Im Anschluss wurden zusätzlich 27 Wollsieger und neun Fleischsieger erkoren.

Unter der Züchterschaft gab es allerdings auch Diskussionen: Laut Reglement durfte das Gewicht der vorgestellten Tiere am Tag der Schau nur maximal 20 Prozent über dem angegebenen Zuchtziel liegen. Die Tiere, deren Gewicht darüber lag, hatten nicht die Möglichkeit, den Klassensieg, einen 1a Preis zu erzielen. Interessant war, dass es bei der Kategorie der Böcke kaum zu dieser Maßregelung kam. Anders vordergründig bei den weiblichen Tieren der Wirtschaftsrassen, bei denen die Regelung öfters zur Anwendung kommen musste.

Kein Klassensieg für übergewichtige Schafe

Die Schafzucht Bühner aus Kandel war mit drei Tieren im Wettbewerb. Mit einem rahmigen, korrekten Bock konnte Bühner einen 1b-Preis erzielen. Die zwei Mutterschafe dominierten in ihren Klassen und erzielten einen Klassensieg und (wegen Übergewicht) einen 1b-Preis. Das übergewichtige Tier verhinderte leider auch später die Möglichkeit, bei den Sammlungen einen Klassensieg zu stellen und platzierte sich dann jeweils auf dem 1b-Platz.

Eine große Konkurrenz gab es im Wettbewerb der Rhönschafe. Die Zucht von Dr. Wehner aus Kirchberg war mit fünf Rassevertretern dabei. In der am stärksten besetzten Klasse der älteren Mutterschafe erzielte der Betrieb Wehner seinen größten Erfolg. Das Schaf 27693 war das korrekteste Schaf und sicherte sich dadurch den Bundessieg. Eine weitere Stallgefährtin konnte einen 1b-Preis erzielen.

Die Dominanz der rheinland-pfälzischen Schwarzkopf Zucht in Deutschland wurde hier in den Wettbewerben wieder unterstrichen. Für Tradition in der Schwarzkopf Zucht steht hier die Zuchtstätte Bous aus Alzheim, mit den beiden Züchtern Theo und Friedel Bous. Theo Bous schickte nur einen Bock in die Konkurrenz. Dieser räumte allerdings alles ab. Der Ausnahmebock überzeugte mit Rahmen, Korrektheit und Fleischigkeit, welches sich mit den Titeln Klassen-, Bundes-, Rasse- und Fleischsieger niederschlug. Die Schafe von Friedel Bous übertrafen zum Teil das Lebendgewicht im definierten Zuchtprogramm. Dementsprechend erzielte die Zuchtstätte dreimal den 1b-Preis.

Auch im Sammlungswettbewerb wurde bei einem Mitglied der Sammlung ein Übergewicht festgestellt, welches dann ebenfalls zu einem 1b-Preis führte. Dennoch waren die rheinland-pfälzischen Rassevertreter durchaus eine Werbung für den rheinland-pfälzischen Verband.

Bei den Shropshire-Schafen war Dr. Ute Stauffer-Bescher aus Bolanden zum ersten Mal aktiv mit drei Tieren vertreten. Trotz starker Konkurrenz schaffte sie es, mit einem gut entwickelten Bock Dragoner einen 1d-Preis zu erzielen. Die beiden Auen schlossen ihre Altersklasse ab. Die einheitliche Sammlung von Stauffer-Bescher wurde lobend erwähnt.

Feine, lange Beine: Das Tiroler Bergschaf

Die größten Schafe der Schau waren die Tiroler Bergschafe. Dr. Sandra Köhnke aus Hümmerich hat sich dieser sehr fruchtbaren mütterlichen Rasse verschrieben. Gleich bei ihrer ersten Ausstellung konnte sie mit ihren Schafen überzeugen. So gingen zwei Klassensiege, der Bundessieg, Rassesieg und auch Wollsieg in die neue junge Zuchtstätte. Die österreichischen Zuchtverbandsvertreter waren hocherfreut, die Rasse hier auf der Bundesschau anzutreffen und befürworteten auch die Qualität der Tiere.

Am zweiten Richttag standen dann die Sammlungswettbewerbe und die Wahl der Champions auf dem Programm. Bei der Kür der Bundeschampions traten die 162 Rassesieger an, um in acht Rassengruppen jeweils einen Champion zu bestimmen. Diese wurden dann von allen 16 Preisrichtern einzeln bewertet. Die Einzelergebnisse wurden zusammengetragen und die drei Medaillenplätze Bronze, Silber und Gold verkündet.

Gold für das Brillenschaf Marla aus Bayern

Unter den letzten acht Champions befand sich der Schwarzköpfige Fleischschaf-Bock von Theo Bous aus Alzheim. Bei den Einzeltieren holte das Brillenschaf Marla von Stephan Kreuzer, aus dem bayrischen Winddach Gold. Mit Silber wurde der imposante Rhönschaf-Bock von Stefan Heintz aus Dornholzhausen in Hessen ausgezeichnet. Bundeschampion Bronze ging an das Bentheimer Landschaf Davis von Ludwig und Stefan Schmitz, aus Werpeloh. Richtig spannend wurde es bei den Verbandssammlungen. Hier traten zwei Betriebssammlungen mit zwei Böcken und vier Mutterschafen einer gleichen Rasse gegeneinander an. Unter großem Jubel siegten die Bayern bei den Coburger-Füchsen. Bei den Bentheimer Landschafen ging der Sieg an Weser-Ems und bei den Rauhwolligen Pommerschen Landschafen ging der erste Platz an die Verbandssammlung von Nordrhein-Westfalen.

Besonders spannend wurde es dann auch noch mal bei der Champion-Auswahl der Bundessammlung. Hier standen acht Betriebssammlungen im Wettbewerb. Bronze holte sich wieder der Betrieb Ludwig und Stefan Schmitz aus Werpeloh. Silber ging an die fleischige Charolais-Sammlung von Andreas Pirdzun aus Bark in Schleswig-Holstein. Die Bayern jubelten als die weißen Bergschafe von Ludwig Prinz aus dem bayrischen Weiler-Simmerberg den Bundes­championsammlung in Gold holten.

Umrahmt wurde das hervorragend geeignete Ausstellungsgelände in Alsfeld von zahlreichen Ständen und Händlern. Das Rahmenprogramm beinhaltete neben einem gut besuchten Züchterabend mit mehr als 400 Schafinteressierten Vorträge zu Themen wie Tierwohl, Herdenschutz, Direktvermarktung und Digitalisierung. Die Vortragsveranstaltungen waren bis auf den letzten Platz gefüllt.

Angemalte Sperrholzschafe wurden versteigert

Ein Höhepunkt am Sonntag war die Versteigerung der Malschafe –­ eine Initiative des Fachmagazins „Schafzucht“ im Verlag Eugen Ulmer. Hier waren 110 Sperrholz-Schafe an Kinder und Jugendliche verschickt worden. 88 der Schafe kamen bunt bemalt zurück. Der Preisrichter und Züchter Hans Trinkl aus Bayern schaffte es, dem Publikum für die von den Besuchern prämierten Kunstwerke auf kurzweilige Art und Weise ein paar Euros aus der Tasche zu locken. Die Versteigerung der Malschafe brachte je Schaf kleine und große Erlöse bis zu 200 Euro. Das Geld wird zugunsten des am 2. und 3. September 2023 im Freilichtmuseum Detmold stattfindenden Bundeswettbewerbes der Schaf-Jungzüchter genutzt.

Nach dieser gelungenen Schau freut man sich auf weitere Bundesschafschauen und hofft nicht wieder 25 Jahre auf solch eine großartige Veranstaltung warten zu müssen, äußerten sich zahlreiche Teilnehmer.

Schulte – LW 41/2022