2019 | Zur Sache | LW HEUTE

Nach der IAA ist vor der Agritechnica

Die Internationale Automobil-Austellung in Frankfurt hat gezeigt, dass die Autobauer in die Defensive geraten sind und ein Umsteuern bei der Mobilität notwendig geworden ist. Aber lediglich kleine Elek­trofahrzeuge anzubieten, um – wie vorgeschrie­ben – den Flottenverbrauch zu senken wird nicht reichen. Zudem sorgt dann jeder E-Auto­fahrer dafür, dass sein teures klimafreundliches Gefährt Leuten ermöglicht, weiter ihren SUV zu fahren, die diesen nicht brauchen. Klimaschutz geht anders!

Wer sehen will, wie es geht, sollte sich im November auf die Agritechnica nach Hannover begeben. Dort kann man seit Jahren verfolgen, wie die Traktorenhersteller ihre Motoren kontinuierlich an die sehr strengen Abgasnormen anpassen. Dazu verwenden sie zum Beispiel die Add-Blue-Technologie, welche die Autobosse ihrer Kundschaft nicht zumuten wollen.

Auch in anderen Bereichen ist die Landtechnik Vorreiter in Sachen Klima- und Umweltschutz, Effektivität und Nachhaltigkeit. Die Nutzung von GPS-Daten zur automatischen Lenkung ist auf dem Acker weit fortgeschritten, erfolgt auf wenige Zentimeter genau und spart so erhebliche Mengen Diesel ein. Schwere Maschinen passen ihren Reifedruck dem Untergrund an, um maximale Bodenschonung zu erreichen, und Nützlinge für den biologischen Pflanzenschutz werden mittels Drohnen über die Felder verteilt. Gleiches gilt im Stall, wo Hightech für mehr Tierwohl sorgt: Kühe können wann sie wollen zum (automatischen) Melkstand gehen, Hähnchenmastbetriebe steuern über Sensoren das Stallklima, und im Schweinestall hält die computergesteuerte Einzeltierversorgung über Transponder Einzug.

Es wird Zeit, dass die Gesellschaft diese Leistungen wahrnimmt und die Landwirte nicht ständig als Umweltfrevler gebranntmarkt werden, denn das Gegenteil ist der Fall – andere Branchen sollen erst einmal ihre Hausaufgaben machen.

Den Umweltschützern, die vor der IAA demonstrierten, möchte man zurufen: Geht zur Agritechnica und demonstriert dort Solidarität mit den Landwirten.

Ab Seite 24 zeigt der zweite Teil unseres Schleppertestes, auf welchem hohen Niveau sich die Traktorentechnik in der Praxis befindet.

Karsten Becker – LW 39/2019