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Natur und Landwirte profitieren

Lerchenbrot ist im Verkauf

Konventionelle Getreideerzeugung und Förderung der Artenvielfalt passen zusammen – das beweist das Projekt Lerchenbrot, an dem neben einigen Landwirten aus der Südpfalz auch die Walter-Mühle aus Böhl-Iggelheim, Bäckerei Görtz aus Ludwigshafen und die BASF beteiligt sind.

Die Pfälzer Beteiligten am Lerchenbrot-Projekt (v.l.): Peter Berizzi, Geschäftsführer Walter-Mühle; die Landwirte Dominik Bellaire, Matthias Detzel, Dirk Wendel und Thomas Knecht sowie Peter Görtz, Geschäftsführer der Bäckerei Görtz. Foto: Brammert-Schröder

Seit vergangener Woche gibt es das Lerchenbrot in allen Filialen der Bäckerei Görtz zu kaufen. Das Besondere daran: Der Weizen für das Brot stammt von Flächen, auf denen die Landwirte Lerchenfenster angelegt haben und weitere Biodiversitätsmaßnahmen umsetzen. Ziel des Projektes ist es zu zeigen, dass hochproduktive Landwirtschaft, der Schutz der Artenvielfalt, regionale Lebensmittelproduktion und faire Preise zusammen gehen. Bei dem Projekt geht es um den Schutz der Feldlerche, deren Bestand als ein Indikator für Biodiversität gilt. Hierzu haben vier Landwirte aus dem BASF FarmNetzwerk Nachhaltigkeit auf insgesamt 40 ha Weizenfläche Lerchenfenster angelegt – mindestens zwei pro Hektar. Die etwa 20 m² großen Freiflächen im Getreide dienen den Vögeln als Start- und Landebahn, während sie auf den Feldern brüten und dort auf Nahrungssuche gehen.

Die Artenvielfalt fördern

Den Weizen haben die am Projekt beteiligten Landwirte Dominik Bellaire aus Neupotz, Matthias Detzel und Thomas Knecht aus Herxheim sowie Dirk Wendel, Betriebsleiter des Gutsbetriebes Rehhütte, an die Walter-Mühle in Böhl-Iggelheim geliefert. Dort wird der Weizen getrennt gelagert und zu Mehl gemahlen. Die Bäckerei Görtz backt daraus das Lerchenbrot, das mit einem Aufschlag von 10 Cent verkauft wird. Der Aufschlag wird an die Landwirte und die Mühle weitergegeben. Die Landwirte erhalten 60 Prozent des Mehrpreises als Kompensation für das Anlegen weiterer Biodiversitätsmaßnahmen, beispielsweise mehrjährige Blühflächen und Hecken, und die damit verbundenen Ernteausfälle.

„Mit diesem Lerchenbrot wollen wir die Artenvielfalt gezielt fördern“, so Peter Görtz, Inhaber der Bäckerei Görtz. „Außerdem ist es uns wichtig, die regionale Landwirtschaft zu unterstützen.“

Die regionale Bäckerei Görtz, die ihre Filialen in der Vorderpfalz und im Großraum Ludwigshafen und Mannheim hat, übernimmt im Projekt von der Namensgebung bis hin zum Verkauf alles rund ums Lerchenbrot und stellt den direkten Kontakt zum Verbraucher her. „Es wird sich zeigen, ob der Kunde das Projekt unterstützt, indem er das Brot kauft“, sagte Görtz bei der Projektvorstellung vergangene Woche bei der BASF in Ludwigshafen. „Wir Landwirte tun schon einiges für die Biodiversität. Wir sind uns unserer Verantwortung dafür bewusst. Das wollen wir mit dem Projekt zeigen. Es ist wichtig, dass das Endprodukt unserer Bemühungen für den Verbraucher sichtbar wird“, erklärte Matthias Detzel stellvertretend für die beteiligten Landwirte.

Ausweitung auf andere Kulturen geplant

Auch die BASF steht voll hinter dem Projekt. „Ziel von BASF ist es, Biodiversitätsmaßnahmen breiter in der Landwirtschaft zu etablieren und dabei so viel Ackerfläche wie möglich zu erhalten. Daher setzen wir uns seit Jahren aktiv für die Förderung ein“, so Markus Röser, Leiter Kommunikation und Nachhaltigkeit bei BASF Agricultural Solutions Europe North zu der Grundidee hinter dem Projekt. Das Projekt soll in den nächsten Jahren deutlich ausgeweitet werden. Ab September 2020 plant BASF das Anlegen von Lerchenfenstern in 10 000 ha Winterweizen und die deutschlandweite Vermarktung des Lerchenbrotes im nächsten Jahr. Zudem sei geplant, so Röser, ähnliche Projekte in anderen Kulturen wie Hafer, Roggen, Raps, Zuckerrüben, Kartoffeln, Hopfen und Äpfeln zu erarbeiten. „Das Pilotprojekt ist nur ein erster Schritt, wenn es darum geht, Artenschutz für Landwirte auch ökonomisch interessant zu machen“, erklärte Röser. Mehr Informationen gibt es unter www.lerchenbrot.de.

ibs – LW 36/2020