Messen und Ausstellungen | LW HEUTE

Neuer Forschungsstall auf dem Gladbacherhof

Vorstellung fand im Rahmen der Öko-Feldtage statt

Im neuen Milchviehstall mit moderner Fütterungs- und Melktechnik soll künftig am Gladbacherhof erforscht werden, wie sich verschiedene Fütterungsintensitäten auswirken – mitsamt den dazugehörigen Futterregimen. Im Forschungsprojekt Green Dairy wird der Fokus auf die klimatischen Auswirkungen der Milchviehhaltung gelegt.

Ein Stall für 128 Kühe mit zwei Melkrobotern wurde auf dem Gladbacherhof kürzlich fertiggestellt. Die Tiere werden in zwei Herden gehalten, eine wird High Input geführt, die andere Low Input (siehe auch Artikel unter www.lw-heute.de/high-low-input-oekomilch-erzeugung). Der Stall wurde tiergerecht ausgestattet (linkes Bild). Gefüttert wird mit einem Fütterungsroboter und künftig ist auch Weidegang geplant. Foto: Konrad Steinhauer

Ende Mai sind die Kühe erst in den neuen Forschungsstall mit modernster Melk- und Fütterungstechnik eingezogen. Sie zeigten sich auch am Eröffnungstag der Ökofeldtage wenig beeindruckt von den Menschengruppen, die sich bei den Führungen auf dem Futtertisch drängten. 128 Kühe finden Platz, je 64 auf jeder Seite des mittig liegenden Futtertisches. Die Herde befindet sich erst im Aufbau und soll durch eigene Nachzucht von derzeit 90 Kühen aufgestockt werden. Auf jeder Stallseite befindet sich ein Melk­roboter. Die Melk- und Fütterungstechnik von Lely ist ein zentrales Element im Stall. Im Melkroboter werden Gewicht, Milchinhaltstoffe, Leitfähigkeit und weitere Kennzahlen zur Bestimmung der Eutergesundheit erhoben. Außerdem sollen künftig der CO2- und Methanausstoß der Tiere gemessen werden. Die Widerkau- und Bewegungsaktivität der Kühe wird über einen Responder am Halsband gemessen, das die Kühe tragen. „Wir teilen die Tiere in eine High Input- und in eine Low Input -Herde auf“, erklärte Dr. Christian Lambertz, Koordinator des Green Dairy-Projekts, bei der Vorstellung des Stalls. Die eine Herde wird auf rund 9 000 kg Milchleistung gefüttert, die andere auf 7 200 kg. Die einzelnen Herden sollen zudem noch in Frischlaktierer und Altmelkende unterteilt werden. Der Fütterungsroboter füttert dementsprechend vier Rationen. Alle 30 Minuten fährt der Vector durch den Stall, schiebt das Futter an und misst dabei die Futterhöhe. Beträgt sie weniger als 5 cm, wird neu angemischt und verteilt, rund um die Uhr. In der Futterküche an der Stirnseite des Stalls lagert der Futtervorrat, aus dem sich der Roboter beim eigenständigen Mischen der Ration bedient. Während der Vegetationszeit ist Weidegang geplant. Es wurden nach Lambertz Aussage jeweils 5 ha für jede Stallseite neu eingesät. Der Zugang zur Weide wird über Selektionstore geregelt. Kühe, die lange nicht gemolken wurden, müssen erst den Umweg über den Melkroboter nehmen, bevor das Weidetor sie ins Freie entlässt.

Die planbefestigten Laufflächen aus Beton mit eingefrästen Rillen für eine bessere Trittsicherheit sind als innenliegender Laufhof konzipiert und nicht überdacht. Die Kühe sind hier allen Witterungsreizen ausgesetzt. Auf den Übergängen und vor den Melkrobotern ist Spaltenboden verlegt. Zur Reinigung der Laufflächen wird ein Saugroboter eingesetzt, der auf seiner festgelegten Route die Exkremente der Kühe aufnimmt und seinen 340 Liter fassenden Sammeltank auf den Spalten entleert. Bei trockenen Bedingungen kann ein 70 Liter fassender Wassertank befüllt werden, um das Wasser über zwei Düsen am Gerät auf die Laufflächen zu sprühen. Der Fressbereich der Kühe am Futtertisch liegt höher als die Laufflächen und ist mit Fressplatzteilern versehen. Durch die Fressplatzteiler herrscht mehr Ruhe beim Fressen und durch den erhöhten Stand kann der Reinigungsroboter ungestört fahren, ohne die Kühe beim Fressen zu stören. Die Liegeboxen sind zweireihig angeordnet und als Tiefboxen mit einer Kalk-Stroh-Matratze ausgestaltet.

Die Daten aus dem Melkroboter fließen ebenso wie die Aktivitätsdaten und die Daten aus dem automatischen Fütterungssystem in das Herdenmanagementprogramm ein und stehen den Forschern zur Auswertung zur Verfügung.

ibs – LW 27/2022