Am Sonntag, dem 27. Mai stellt die Familie Klüber aus Hofbieber-Langenbieber ihren neuen Kuhstall mit Melkkarussell für 250 Milchkühe vor. Das 5 000 m² große Stallgebäude fasst neben den Milchkühen auch die komplette Nachzucht.
Am Sonntag, dem 27. Mai stellt die Familie Klüber aus Hofbieber-Langenbieber ihren neuen Kuhstall mit Melkkarussell für 250 Milchkühe vor. Das 5 000 m² große Stallgebäude fasst neben den Milchkühen auch die komplette Nachzucht.
Alles begann auf einem weißen Blatt Papier: Der erste Zeichenstrich für die Stallanlage der Familie Klüber ist gut dreieinhalb Jahre her. Im Frühjahr 2016 erfolgte nach einem halben Jahr intensiver Planung und weiteren sechs Monaten Baugenehmigungsphase der erste Spatenstich auf grüner Wiese. Parallel zur umfangreichen Planung wurde der Förderantrag auf den Weg gebracht. Nach rund 18 Monaten Bauphase zogen die ersten Kühe in den neuen Stall ein und werden von nun an in einem Melkkarussell mit insgesamt 28 Melkplätzen gemolken.
Frühzeitig mit der Planung beginnen
Einen solchen zeitlichen Rahmen sollten Betriebe heute kalkulieren, wenn sie ein Projekt dieser Dimension umsetzen möchten. Die zunehmende Verschärfung der baulichen Auflagen in Bezug auf Wasserschutz, Brandschutz, Emissionen, aber auch die steigenden Anforderungen auf das Tierwohl führen dazu, dass sich der zeitliche Rahmen immer weiter ausdehnt. Das heißt im Umkehrschluss: Wer in vier Jahren in einem neuen Stall melken möchte, muss bereits jetzt mit den Planungen beginnen.
Von 100 auf 250 Kühe, und das in Zeiten, in denen die Milchpreise stark schwanken? Das ist möglich, aber nur, wenn die entscheidenden Faktoren im Betrieb passen – eine Familie, welche die Produktion beherrscht, kombiniert mit einem vernünftigen Konzept, 11 000 Liter pro Kuh und Jahr und das alles bei niedrigen Direktkosten und einem angemessenen Kapitaldienst pro Liter erzeugter Milch. Diese Voraussetzungen müssen jedoch gegeben sein.
Jungviehaufzucht ist im neuen Stall integriert
Familie Klüber hat diesen Weg eingeschlagen und einen Milchviehstall mit Jungviehaufzucht in Langenbieber am Rande der Rhön im Landkreis Fulda gebaut. Der Betrieb bewirtschaftet 130 ha. Neben dem Betriebsleiterehepaar und den Kindern arbeiten zwei Auszubildende und eine Aushilfe auf dem Betrieb.
Der sechsreihige Stall ist etwa 140 Meter lang und 36 Meter breit, der Futtertisch ist mittig im Stall angeordnet. Die Liegeboxen sind als Tiefboxen mit Einstreu ausgelegt. Die Tiere werden zum Melken in den 190 m² großen Wartehof gebracht. Von dort werden sie gleichmäßig mittels einer Nachtreibehilfe dem Melkkarussell mit 28 Melkplätzen zugeführt. Aufgrund der 140 m Stalllänge war es erforderlich, die Querkanal und die Abwurfschächte im Inneren des Stalles anzuordnen. Die dreigeteilte Futtertischbrücke ermöglicht den Zutrieb der Tiere von beiden Stallseiten ohne Kompromisse.
Große Fahrsiloanlage angegliedert
Um den neuen Standort arbeitswirtschaftlich optimal betreiben zu können, wurde eine Fahrsiloanlage und ein Futterkomponentenlager angegliedert. Die Fahrsiloanlage wurde in Komplettbauweise ausführt. Familie Klüber wählte die Kombination mit Wänden aus Beton-Fertigteilen und einem Boden aus Stahlbeton. Für die Außenanlagen wurden sowohl Betonböden als auch Asphalt eingesetzt. Das gesamte Fahrsilo-Bauwerk bietet bei einer Gesamtlänge von 70 Metern (davon 20 m für den Vorplatz) und einer Gesamtbreite von 50 Metern mit vier Kammern ein Silage-Fassungsvermögen von annähernd 6 000 m3. Die Außenwände und die beiden Mittelwände in U-Form sind eine immer beliebter werdende Kombination, ist doch damit für ein gefahrloses Betreiben der Anlage gesorgt. Die U-Wände werden mit Drainageschotter gefüllt und sind begehbar (Forderung der Berufsgenossenschaft erfüllt). Beim Anstrich hat sich der Betrieb ebenfalls für eine Kombination entschieden: Epoxidharz im unteren Wandbereich – da hier der größte Säureangriff stattfindet – und Bitumen-Silolack im oberen Wandbereich. Der Betonboden im Außenbereich ist ebenfalls widerstandsfähig gegen Säureangriff und die Oberfläche wurde maschinell geglättet. Im vorerst letzten Bauabschnitt sind die Asphalt-Außenarbeiten erfolgt. Darin eingebettet findet man vor dem Stall eine Betonfläche, die speziell für das Abstellen der Milchfahrzeuge angelegt wurde.
Gülle kann separiert werden
Die Gülle wird in einem Behälter mit einem Volumen von 4 825 m³ gelagert. Für einen Teil der Gülle besteht zusätzlich die Möglichkeit der Separation.
Bei der Planung wurden neben dem immer wichtiger werdenden Aspekt Tierkomfort vor allem arbeitswirtschaftliche Faktoren in den Vordergrund gestellt. Vom Kalb bis zur Milchkuh erfolgt die Haltung unter einem Dach. Ein weiterer Gedanke, der zu dieser Lösung geführt hatte war, dass mögliche spätere Wachstumsschritt mit dem Ziel der vollständigen Belegung des Stalles durch Milchkühe nicht ausgeschlossen werden sollte.
Das Stallkonzept wurde im Rahmen der AFP-Förderung durch Finanzierungsmittel des Landes Hessen, des Bundes und der Europäischen Union gefördert. Beim Bau betreut wurde Familie Klüber durch Frank Plock-Girmann und das Architekturbüro Gensler Architekten.
Für das leibliche Wohl ist bestens gesorgt
Programm am Tag der offenen Tür: um 10.30 Uhr wird es eine Andacht geben, danach öffnen sich die Hoftüren für die Besichtigung. Auch für das leibliche Wohl ist gesorgt: Ab 11.30 Uhr gibt es einen Mittagstisch mit gegrilltem Rhöner Ochsen sowie danach Kaffee und Kuchen. Der Hof der Familie Klüber liegt zwischen Niederbieber und Langenbieber. Auch die am Bau beteiligten Firmen werden vor Ort gerne informieren.
Plock-Girmann/LW – LW 20/2018