Ölrettich ist eine hervorragende Gründüngungspflanze, wenn im Betrieb keine anderen Kohlkulturen in der Fruchtfolge stehen. Im Gemüsebau spielt dieser, mit Ausnahme von nematodenresistenten Sorten, normalerweise keine Rolle. Dennoch kann es vorkommen, dass Ölrettichflächen, im Rahmen des üblichen Flächentauschs, für den Gemüseanbau Verwendung finden. Wer Ölrettich als Gründüngung anbaut, darf mit dem Umbrechen durch Mulchen nicht zu lange warten.
Keinesfalls sollte riskiert werden, dass der Ölrettich ausreift, Samen bildet und dadurch zum Problemunkraut in der Nachkultur wird. Bereits zu spät ist es, wenn die Schoten einen Farbumschlag, hin zur Gelbfärbung bekommen. In diesem Fall können schon keimfähige Samen produziert sein.
Ein weiteres Risiko, welches Ölrettich zum Problemunkraut werden lassen kann, geht von der ausgebildeten Rübe aus. Wird diese bei der Bodenbearbeitung nicht ausreichend zerkleinert, kann es später zusätzlich noch zu einem Austrieb aus der Rübe in der Nachkultur kommen. Erfahrungsgemäß ist dieser Austrieb gegenüber Herbiziden sehr unempfindlich, was reichlich Handarbeit mit sich bringt.
Kohlkulturen: Neben der Ausbreitung der Kohlweißlinge und der Kohlmotten kommt es nun auch vermehrt zum Auftreten von Kohleulen, besonders stark in den Kopfkohlen, weniger in anderen Kohlkulturen. Die Kohleule ist ein brauner Nachtfalter, der die kugeligen Eier gruppenweise an die Blattunterseite legt. Zuerst sind die Eier weißlich, später, je reifer sie sind, dunkelbraun. Auch die Raupen sind je nach Entwicklungsstadium grün bis braun und immer mit einer hellen Längslinie versehen. Die Eulenraupen können beachtlichen Schaden durch Fraß und Verkotung verursachen. In den letzten Larvenstadien bohren sie sich in die Kohlköpfe ein und fressen tiefe Löcher in die Blätter. Bei den Blumenkohlen kriechen sie unter die Blume von Brokkoli oder Blumenkohl und sind dann nicht mehr zu bekämpfen.
Frühzeitig gegen Raupen in Kohl vorgehen
Insektizidapplikationen müssen deshalb so bald als möglich nach dem Schlupf stattfinden, solange die jungen Raupen noch an den äußeren Blättern fressen und erreicht werden. Zwischen den Blattlagen sind sie oft so verdeckt und geschützt, dass eine Bekämpfung unmöglich ist. Größere Raupen in fortgeschrittenen Entwicklungsstadien werden mit den zugelassenen Aufwandmengen der Insektizide auch nur schwer abgetötet. Bei den anstehenden hohen Temperaturen wirken die hitzestabilen Insektizide Coragen und Steward, beide plus Superspreiter, recht gut – genehmigt in Blumenkohl, Brokkoli, Kopfkohl und anderen Kohlarten.
Die hitzeliebenden Mehligen Kohlblattläuse profitieren in hohem Maße von der hochsommerlichen Witterung. Unter anderem befinden sich in zahlreichen Blumenkohlsätzen Kolonien dieser Läuseart, die üblicherweise erst im August in Erscheinung tritt. Typisch für die Mehligen Läuse ist, dass sie meist eine Pflanze jeweils mit hunderten von Tieren extrem besiedeln, so dass diese schon aus der Entfernung grau getönt wirkt. Dabei bleiben selbst eng benachbarte Pflanzen in der Regel befallsfrei und es müssen deshalb bei der Ernte nur wenige Köpfe verworfen werden. Ein weiteres Zeichen für Läusebefall sind die hellgelben Flecken auf dem Laub, die dort entstehen, wo die Läuse intensiv Pflanzensaft gesaugt haben.
Das frühe Auftreten dieser Läuseart und die weiter angekündigten hohen Temperaturen machen ein Abklingen der Befallswelle unwahrscheinlich, eine begleitende Maßnahme zu den standardmäßig ablaufenden Raupenspritzungen ist deshalb sinnvoll, wenn im entsprechenden Kohlsatz tatsächlich Läuse festgestellt werden. In den wichtigsten Kohlarten besteht eine große Auswahl an Insektiziden gegen Läuse. Zu bevorzugen sind die nützlingsschonenden Mittel Plenum und Pirimor. Plenum hat allerdings nur noch einen geringen Höchstgehalt von 0,03 ppm in Kopf- und Blumenkohlen und sollte sicherheitshalber mit einer großzügigen Wartezeit angewendet werden. Auch andere Präparate, wie Calypso, Mospilan und Movento, die vielleicht ohnehin gegen die Weiße Fliege gespritzt werden, wirken gut auf die Mehligen Läuse.
Radies und Rucola: In den letzten Jahren legen geflügelte Blattläuse ihre ungeflügelten Jungtiere immer häufiger in Radies und Rucolabeständen ab. Vor allem an den Herzblättern von Radies können sich teils kleine Kolonien bilden. Meist werden die Bestände erst im Spätsommer gegen Herbst besiedelt, aber in diesem Jahr kommt es regional schon jetzt zur Besiedelung. Karate-Behandlungen gegen Erdflöhe zeigen keinerlei Wirkung auf Läuse und töten eher Nützlinge ab.
In Radies sollte jetzt bei der ersten Behandlung Plenum gegen Läuse mit 14-tägiger Wartezeit eingesetzt werden. Diese kann jetzt ohne Perfekthion-Einsatz auch ein oder zwei Tage später erfolgen, damit die ersten Laubblätter besser getroffen werden. Wer bei der ersten Behandlung Benevia ausprobiert, kann auf den Einsatz von Karate verzichten, denn Benevia erfasst neben der Kohlfliege auch Erdflöhe (Käfer) und Raupen, aber nur einzelne Blattlausarten. Vorsicht: der RHG für Cyantraniliprole in Radies beträgt nur 0,05 ppm. Vor dem breiten Einsatz sollten nach einem ersten Versuch die Rückstände zur Ernte in jedem Betrieb überprüft werden. Bei der zweiten Behandlung kann dann nur noch Karate als Insektizid zum Einsatz kommen. Vor der Verwendung von Pirimor gegen Läuse in Radies, bei der zweiten Behandlung, muss nach letztjähriger Erfahrung gewarnt werden, denn die Summe der Rückstände (Metaboliten) kann über 70 Prozent des RHG betragen.
In Rucola können gegen Läuse Plenum (0,4 l/ha, WZ 14 Tage) oder Calypso (0,2 l/ha, WZ 7 Tage) bei der dritten Behandlung zum Einsatz kommen. Die Wirkstoffe beider Mittel haben in Rucola einen unbedenklichen RHG.
DüV Berechnungshilfen zur N-Düngebedarfsermittlung
Für die N-Düngebedarfsermittlung der neuen Düngeverordnung stehen weitere Berechnungshilfen des DLR Rheinpfalz auf der Homepage unter www.dlr-rheinpfalz.rlp.de zum Herunterladen zur Verfügung:
Rote Bete: In Roter Bete steigt bei schwül-warmer Witterung das Risiko für Infektionen durch Cercospora-Blattflecken (Cercospora beticola). Der wärme- (Optimum: 25 bis 35 °C) und feuchtigkeitsliebende Pilz (Luftfeuchtigkeit für einige Stunden über 90 Prozent) kann sich unter günstigen Bedingungen rasch im Bestand ausbreiten. Da es sich um den gleichen Erreger handelt, der auch in Zuckerrüben Blattflecken verursacht, sollten umliegende Zuckerrübenflächen im Auge behalten werden.
Pilz springt von Zuckerrüben auf Rote Bete
Von stark befallenen Flächen geht ein hohes Infektionsrisiko auf benachbarte Beteflächen aus. Vor allem bei Bundware gilt es einen Befall zu verhindern. Aber auch bei Knollenware sollte kein übermäßiger Befall zugelassen werden, da große Teile des Laubes absterben können und sich dies negativ auf den Ertrag auswirkt. Die Bestände sollten im Sommer nie abends beregnet werden, sondern immer morgens, damit die Pflanzen schnellstmöglich wieder abtrocknen und die Luftfeuchtigkeit im Bestand nicht zu lange zu hoch ist. Bundware sollte, aufgrund der langen Wartezeit der ausgewiesenen Fungizide, frühzeitig mit Fungiziden geschützt werden. Folgende Mittel sind derzeit in Rote Bete gegen Cercospora ausgewiesen: WZ 42 Tage: Ortiva (1,0 l/ha, max. 2x), WZ 28 Tage: Askon (1 l/ha, max. 1x), Juwel (1,0 l/ha, max. 2x), Opus (1,0 l/ha, max. 2x) und Score (400 ml/ha, max. 1x).
Speisezwiebel: Auf nahezu allen Zwiebelflächen weisen die Blätter der Zwiebelpflanzen mehr oder weniger braune Spitzen auf. In den meisten Fällen ist dies der Trockenheit und Hitze geschuldet, weil die Pflanzen an extrem heißen Tagen nicht ausreichend Wasser aufnehmen konnten, um die Blätter bis oben zur Spitze zu versorgen.
Daneben gibt es allerdings auch zahlreiche Flächen, auf denen nicht nur die Spitzen braun sind, sondern auch die älteren Blätter vollständig absterben. Dieses Schadbild hat ebenfalls mit der Hitze zu tun, aber nur indirekt, da hier bodenbürtige Schaderreger, wie Mehlkrankheit, die Hauptursache sind. In Sommerzwiebeln spielen jedoch zwei andere bodenbürtige Schadpilze eine viel größere Rolle: Fusarium oxysporum (Zwiebelbasalfäule) und Phoma terrestris (Rosa Wurzelfäule).
Fusarium oxysporum (Zwiebelbasalfäule) verursacht eine Fäule, die am Wurzelansatz des Zwiebelbodens auftritt. Oberhalb vergilbt das Laub, die Blätter welken und die gesamte Pflanze schrumpft und fault. Die Wurzeln sterben im Laufe der Zeit ab oder verfaulen. Je nach Bodenfeuchtigkeit entsteht eine Trocken- oder Nassfäule an der Bulbe. Die Pflanzen lassen sich leicht aus dem Boden ziehen. Unter feuchten Bedingungen oder auch im Lager bildet sich an der Bulbe ein weißes Myzel. Im Gegensatz zur Mehlkrankheit werden aber keine schwarzen Dauerkörper an der Bulbe gebildet. Die Zwiebeln müssen vor der Lagerung aussortiert werden, da bei einer relativen Luftfeuchte von 50 Prozent und Temperaturen ab 8 °C eine Ausbreitung stattfinden kann. Der Erreger kann im Boden durch Dauersporen längere Zeit überdauern und keimt bei geeigneten Bedingungen (Sporenkeimung bei Bodentemperaturen von 15 bis 32 °C).
Phoma terrestris (Rosa Wurzelfäule) verursacht wie Fusarium oberirdische Welke- und Absterbeerscheinungen. Auch hier sterben die ältesten Blätter ab. Allerdings stirbt die Pflanze nie vollständig und der Zwiebelboden wird nicht faul. Bei einem Befall durch Phoma sterben „nur“ die Wurzeln ab. Zunächst sind diese gelblich-braun und sehen aus wie vertrocknet. Im Anschluss färben diese sich rosa bis dunkelrosa, später schwarz und sterben schließlich ab. Da der Zwiebelboden gesund bleibt (im Gegensatz zu einem Befall mit Fusarium), werden immer wieder neue Wurzeln gebildet. Dies kostet die Pflanze viel Energie, die eigentlich für den Aufbau der oberirdischen Pflanzenteile und der Bulbe notwendig wäre. Bei kühl-feuchter Witterung kann sich die Pflanze noch eine Zeit lang normal entwickeln. Kommt es dann aber zu einer Hitzephase, sind die wenigen vorhandenen Wurzeln nicht in der Lage, alle Blätter mit Wasser zu versorgen.
Bekämpfung nur durch lange Fruchtfolgen
Die Folge davon: „plötzlich“ welken die ältesten Blätter, werden gelb und sterben ab. Da der Zwiebelboden jedoch nicht fault, anders als bei Fusarium, können die Zwiebeln noch problemlos geerntet werden. Allerdings ist das Kaliber meist sehr kleinfallend. Phoma ist noch deutlich wärmeliebender, als Fusarium. Das Temperaturoptimum für die Entwicklung im Boden liegt bei 23 bis 28 °C. Unter 16 °C tritt die Krankheit kaum noch auf. Daher sind Winterzwiebeln von Phoma weniger betroffen als Sommerzwiebeln.
Eine chemische Bekämpfung beider Pilze ist nicht möglich. Als Bekämpfungsmaßnahme stehen nur lange Anbaupausen und ein geeigneter Fruchtwechsel zur Verfügung. Bei Phoma terrestris ist ein guter Fruchtwechsel jedoch nicht ganz so einfach, da neben Zwiebeln noch eine ganze Reihe anderer Pflanzenarten als Wirtspflanzen dienen (Mais, Karotten, Erbsen, Spinat oder Kartoffeln). Beide Pilze werden auch mittels Zwiebelabfällen (Schäl-/und Putzabfälle, aussortierte Zwiebeln) verschleppt. Zwiebelabfälle dürfen deshalb nie auf Flächen ausgebracht werden, auf denen künftig (wieder) Zwiebeln angebaut werden sollen. Bisher unbelastete Flächen können so ansonsten schnell verseucht und die Belastung von bereits kontaminierten Flächen weiter erhöht werden. Es gibt wohl Sorten, die eine Widerstandsfähigkeit oder auch Resistenz gegen Fusarium oxysporum aufweisen. Auch bei Phoma terrestris sind immer wieder leichte Sortenunterschiede zu beobachten. Sorten mit mehr Wurzelmasse stecken einen Befall etwas besser weg. Diese Aspekte sollten in die Sortenauswahl mit einbezogen werden.
Gelegentlich wird der Einsatz von Bodenhilfsstoffen zur Befallsminderung diskutiert. Neuere Fusarium-Versuche aus Bayern in den Jahren 2015 und 2016, mit den Bodenhilfsstoffen Huminsäure und Mykorrhiza, sowie deren Kombination, vor Saatbeetbereitung ausgebracht, waren leider ohne befallsreduzierende Wirkung.
Stangenbohnen: Auf einigen Stangenbohnenfeldern droht in den nächsten Wochen ein höherer Anteil krummer Bohnen und Hülsen. Schuld daran sind mehrere Faktoren. In normalen Jahren ist Wind, der die jungen Hülsen an den Blättern und Stängeln der Bohne reibt, ein Hauptverursacher für dieses Problem. Dieses Jahr können die anhaltende Hitze und die Trockenheit, in Kombination mit einer ungleichmäßigen Wasserversorgung, dieses Problem verstärken. Um das Risiko krummer Bohnen zu verringern, sollte neben einem guten Windschutz bei jüngeren Anbausätzen jetzt unbedingt auf eine gleichmäßige Wasserversorgung geachtet werden. Der Wasserbedarf an heißen Tagen wird auch bei Stangenbohnen oft unterschätzt.
Auch Wanzen können zu krummen Bohnen führen
Die Trockenheit und die Hitze fördern zudem auch das Auftreten von Wanzen, die ebenso eine Ursache für krumme Bohnen sein können, wenn sie ganz junge Hülsen anstechen. Normalerweise tritt die Wanzenproblematik erst Ende Juli, Anfang August auf. Bei genauer Kontrolle sind aber bereits jetzt schon viele Wanzen und Wanzenlarven in den Anlagen auffindbar. Da die scheuen Tiere schwer zu entdecken sind, sollte auf Schäden an den Bohnenpflanzen (löchrige, zerfledderte Blätter oder angestochene Hülsen) kontrolliert werden. Das einzige, derzeit gegen Wanzen ausgewiesene Mittel ist Spruzit Neu. Temperaturbedingt macht der Einsatz dieses Mittels aktuell jedoch keinen Sinn. Besser ist es, die Nebenwirkung von Calypso (200-300 ml/ha, je nach Pflanzengröße, max. 1x, WZ 7 Tage) bei der Blattlausbekämpfung zu nutzen.
Vermutlich hat auch das derzeitige Vorhandensein zahlreicher Hummeln in den Stangenbohnenanlagen einen (indirekten) Einfluss auf das Auftreten krummer Bohnen. Einige Hummelarten mit kurzem Rüssel, wie Bombus terrestris, beißen ein Loch an der Blütenbasis, um so auf kurzem Weg zum Nektar zu gelangen. Aktuell sind in einzelnen Beständen kaum Blüten zu finden, die kein Loch an der Basis aufweisen. Da Nektar zu einem großen Teil aus Wasser besteht, ist die Trockenheit vermutlich eine Ursache für das verstärkte Auftreten löchriger Bohnenblüten. Finden die Hummeln in der Umgebung kein Wasser, müssen sie auf diesem Weg ihren Wasserbedarf decken. Besonders interessant dabei ist: zieht man eine löchrige Blüte ab, kommt darin oftmals bereits eine krumme Hülse zum Vorschein. Fraglich ist, ob die Krümmung durch das Aufbeißen der Blüte durch die Hummel verursacht wurde, oder ob nicht andere Insekten, wie Wanzenlarven, dieses Loch als leichten Zugang zu den jungen Hülsen nutzen und diese frühzeitig, „sekundär“ schädigen. Kontrollen der Bestände auf Wanzen sind auf jeden Fall ratsam.
Weißkohl: In empfindlichen Weißkohlsorten – meist hellere Sorten, siehe Sortenlisten des DLR Frischmarkt, Türkenkohl, Industrie, in www.hortigate.de – ist seit letzter Woche ein erhöhter Thripsbesatz mit nachfolgenden Verkorkungen an den äußeren Kopfblättern zu beobachten.
Massenvermehrung von Thripsen in Weißkohl
Die seit Wochen fast ununterbrochen anhaltenden, hochsommerlichen Temperaturen haben eine Massenvermehrung der Thripse in Gang gesetzt. Hinzu kommt, dass in vielen Regionen die Getreidemahd begonnen hat und massenweise Thripse, auch Thrips tabaci, aus den Getreidebeständen in die Gemüseschläge einfliegen, das Gemüse durch Probesaugstiche malträtieren und dann wieder weiterziehen. Wenn der Schaden erkannt wird, sind die Verursacher meist schon wieder verschwunden. Thrips tabaci allerdings kann sich in einigen Gemüsekulturen festsetzen und vermehren, vor allem in Zwiebelgewächsen und in Weißkohl. Nach dem Besaugen bilden die verletzten Zellen Kallusgewebe aus, um die Wunde zu schließen. Dadurch kommt es zu den typischen Wucherungen und Verkorkungen, die sich im Laufe der Zeit auch braun verfärben können und dann besonders ins Auge stechen.
Da der Schaden vom Handel bemängelt wird, müssen an den Kohlköpfen meist vier bis fünf Blätter von außen abgeputzt werden, bis keine Korkwucherungen mehr vorhanden sind. Eine teure Angelegenheit, in Zeiten von Dauerniedrigpreisen und Mindestlöhnen. Eine einfache und billige Lösung des Problems steht leider auch in chemischer Form nicht zur Verfügung. Die letzten vier bis fünf Blattschichten sollten zumindest einmal mit einem Insektizidfilm belegt werden, das bedeutet wöchentliche Applikationen mit Spintor (bis zu viermal erlaubt bei einer Wartezeit von drei Tagen). Bei der ersten und dritten Behandlung kann zur Wirkungsverstärkung noch Calypso mitbehandelt werden (0,2 L/ha, Wartezeit 7 Tage). Das Zusetzen eines Superspreiters erhöht die breitflächige Benetzung der Blätter und somit die Wirkung deutlich.
Vorsicht: Benevia ist bisher nur in Wirsing und Brokkoli gegen Kohlfliege nach Art. 53 genehmigt und darf nicht in Weißkohl und anderen Kohlarten gegen Kohlfliege oder Thripse eingesetzt werden. Falls auch für Weißkohl eine Genehmigung erfolgt, steht zur schwierigen Bekämpfung der Thripse in Kopfkohl aber ein weiteres, vielversprechendes Mittel zur Verfügung.
Nun auf Stemphyllium in Spargel achten
Spargel: Das Risiko für massive Infektionen durch Blattfleckenkrankheiten, besonders Stemphylium vesicarium, nimmt deutlich zu. Schwülwarme Bedingungen vor allem nachts und entscheidende, abendliche Gewitterniederschläge mit langen Blattnässezeiten, haben das Potenzial für starke Infektionen. Die dichter werdenden Bestände bieten unter solchen Bedingungen einen perfekten Brutkasten. Da aktuell gleichzeitig bewässert wird, möglichst per Tropf, um die Juli-Neutriebe abzusichern, wird das Bestandsklima zusätzlich feuchter. Den Fungizidschutz sollte man jetzt keinesfalls vernachlässigen. Das reine Kontaktmittel Cuprozin progress (2 l/ha, max. 6x) wird mit Haftmittelzusatz (z.B. Designer, Alkir) empfohlen.
Nach über 40 mm Gesamtniederschlag oder 21 Tagen muss möglichst umgehend nachbehandelt werden. Mitte Juli bis Ende August gilt normal als der kritische Zeitraum. Da der Spargel in der Regel erst ab August mit der Reservestoff (RKH)-Einlagerung für das kommende Jahr in den Wurzelspeicher beginnt sind gesunde Anlagen im August und September die Voraussetzung für eine hohe Ertragskapazität in 2018. Mit dem Austrieb sackt der Gehalt an RKH zunächst weiter ab, wird dann nochmals in viele Neutriebe investiert verzögert sich der Zeitpunkt bis zu einer positiven RKH-Bilanz.
Kr – LW 23/2017