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Pertelturm bei Saulheim ausgezeichnet

Weinbruderschaft Rheinhessen prämiert Weinbergsturm

Die Weinbruderschaft Rheinhessen zu St. Katharinen zeichnete im Rahmen ihrer traditionellen Weinbergshäuschenprämierung den Pertelturm aus, den die Familie des Saulheimer Winzers Heinz- Willi Dechent von 2009 bis 2011 zwischen Saulheim und Partenheim errichtet hat. Der imposante Turm, der sogar ein Probierzimmer birgt, steht an exponierter Stelle inmitten der Nieder-Saulheimer Weinlage Rohrbusch. Von hier aus bietet sich ein grandioser Blick ins rheinhessische Hügelland.

Die Weinbruderschaft Rheinhessen zeichnete den Pertelturm aus, erbaut vom Saulheimer Winzer Heinz-Willi Dechent. Der imposante Turm bietet einen grandiosen Blick ins Hügelland. Foto: Bettina Siée
Die Rheinhessische Weinprinzessin Cinderella Britzius und Brudermeister Prof. Dr. Axel Poweleit (2. von rechts) enthüllen die Messingtafel, mit der die Weinbruderschaft Rheinhessen den Saulheimer Pertelturm auszeichnet. Darüber freuten sich auch Dr. Werner Dahmen (links), Vorsitzender des Prämierungsausschusses der Weinbruderschaft, sowie Erbauer Heinz-Willi Dechent (rechts). Foto: Norbert Krupp

Die Weinbruderschaft Rheinhessen prämiert jedes Jahr ein Weinbergshäuschen, um die Aufmerksamkeit auf die weinkulturell interessanten Bauten in den Weinbergen zu lenken und sie vor dem Abriss zu bewahren. Dieses Jahr wurde allerdings ein Neubau ausgezeichnet. Wie Dr. Werner Dahmen, Vorsitzender des Prämierungsausschusses der Weinbruderschaft, erklärte, sei der Pertelturm der fünfte Weinbergsturm, der im Rahmen des 34-jährigen Wettbewerbs mit einer Plakette der Weinbruderschaft ausgezeichnet werde.

Das zehn Meter hohe Bauwerk aus verputzten Kalksandsteinen habe eine Grundfläche von gut 15 Quadratmetern und verfüge über Unter-, Erd-, Ober- und Dachgeschoss. Er rage majestätisch aus dem Rebenmeer hervor und erinnere architektonisch an einen römischen Wachturm.

Saulheims Ortsbürgermeister Martin Fölix freute sich, dass der Pertelturm der Familie Dechent ausgezeichnet wurde, der jetzt eine neue Attraktion der Weinbaugemeinde sei.

Winzer Heinz-Willi Dechent verriet, dass er sich mit dem Bau des Pertelturms einen Kindheitstraum erfüllt habe. Ein Rheinhesse denke in „Reihen-Kulturen“, angefangen bei Kartoffeln und Rüben, Dickwurz, Spargel bis hin zu Reben. Die Saulheimer Topografie verlange, dass die Rebzeilen in verschiedene Richtungen angelegt werden. Einzelne Bäume machten die Landschaft noch lieblicher. Wenn in einer solchen Landschaft Gebäude stünden, gebaut, um Schutz zu finden, sich auszuruhen oder einfach nur zum Spaß, dann werte dies die Landschaft auf. „Deshalb wollte ich einen Turm bauen“, gestand Dechent.

Mit dem Turmbau einen Kindheitstraum erfüllt

Zu seinem 60. Geburtstag wünschte sich Dechent Bausteine zum Bau des Weinbergshäuschens, das dann aber deutlich gewachsen sei. Das verwendete Material wurde aus allen Richtungen zusammengetragen: Die Terrasse vor dem Turm bestehe aus vier Tonnen Sandstein-Wacken, die 1930 beim Bau eines Gewölbekellers in Zahlbach übrig geblieben waren und seitdem an den Römersteinen lagerten. Die Wände des Turmes stammen von Dechents Großelternhaus, ebenso wie die eiserne Wendeltreppe, die zur Aussichtsplattform führt. Die Biberschwanz-Dachziegel lagen auf einem Forsthaus im Neuwieder Becken und konnten kostenlos abgeholt werden. Der Sturz über dem Kellereingang diente bis vor elf Jahren als Bahnsteigkante am Oppenheimer Bahnhof.

Markus Conrad, Bürgermeister der VG Wörrstadt, bestätigte, dass der Turm am richtigen Platz stehe: „Hier ist der schönste Blick, den man über Rheinhessen haben kann.“ Im Tal könne man den Partenheimer Bach sehen, den die Verbandsgemeinde renaturiert habe. Die Weinbergshäuschenprämierung sei wichtig, um auf besondere Gebäude in der Weinkulturlandschaft aufmerksam zu machen.

Weiteres touristisches Glanzlicht für Rheinhessen

Die aus Saulheim stammende rheinhessische Weinprinzessin Cinderella Britzius lobte das Engagement des Winzers Dechent, in privater Initiative einen solchen Turm zu errichten und damit ein weiteres touristisches Glanzlicht für Rheinhessen zu schaffen. Demnächst werde der neue Saulheimer Wanderweg nahe am Pertelturm vorbeiführen. Der Weinbruderschaft dankte die Prinzessin, dass diese die Tradition mit der Moderne verbinde und zur Erhaltung der Weinbergshäuschen beitrage, die zu Aushängeschildern Rheinhessens geworden seien.

Brudermeister Prof. Dr. Axel Poweleit dankte den Saulheimer Winzern für die organisatorische Vorbereitung der Feier. Urgedanke des Wettbewerbs sei es gewesen, die im Rahmen von Flurbereinigungen vom Abriss bedrohten und fast in Vergessenheit geratenen Wingertshäuschen zu bewahren. Poweleit überreichte der Weinprinzessin Cinderella sowie dem Winzer Dechent je ein Taschenbuch der Weinbruderschaft "30 Jahre Weinbergshäuschenprämierung" sowie die Festschrift "50 Jahre Weinbruderschaft", ein Jubiläum, das 2020 wegen Corona nicht gefeiert werden konnte.

Die am Eingang des Turmes angebrachte Messingtafel, die an die Auszeichnung die Weinbruderschaft erinnern soll, wurde schließlich durch Weinprinzessin Cinderella und Brudermeister Prof. Dr. Axel Poweleit enthüllt.

Der Männerchor Saulheim unter Leitung von Gerhard Wöllstein gestaltete mit weinfrohen Liedern den musikalischen Rahmen der Feier, die durch schönstes Spätsommerwetter gekrönt wurde. Die Saulheimer Winzer sorgten für Weine sowie Fleischwurst, Bratwurst und Weck.

Norbert Krupp – LW 39/2021