In der vergangenen Woche trafen sich Pfarrerinnen und Pfarrer aus dem Kirchenkreis Kaufungen, um im Zuge ihrer „Pfarrkonferenz“ den landwirtschaftlichen Betrieb Bollerhey in Schauenburg-Martinhagen kennen zu lernen. Unter dem Thema „Erneuerbare Energien – Landwirtschaft ist immer dabei“, entstanden auf dem Betrieb und anschließend im Gemeindehaus interessante Diskussionen.
Landwirt Bernd Bollerhey stellte den rund 30 Pfarrerinnen und Pfarrern am Vormittag seinen Betrieb vor. Er bewirtschaftet in einer Kooperation mit zwei Berufskollegen rund 300 ha. Zum Betrieb gehört ein Schweinemaststall mit 2 000 Plätzen und seit neun Jahren auch eine 440-kWel-Biogasanlage. Bollerhey führte die Gruppe über seinen Betrieb und erklärte, warum er sich dafür entschied eine Biogasanlage auf seinem Betrieb zu integrieren. Ein wichtiger Beweggrund sei vor allem gewesen, den „Abfallstoff“ Gülle noch weiter zu veredeln. Die Biogasanlage mit Schweinegülle, Mist und mit Mais- und Grünroggensilage betrieben. „Das Substrat der Biogasanlage ist ein hochwertiger Dünger, er ist deutlich geruchsärmer als die Schweinegülle und auch sofort pflanzenverfügbar“, erklärte Bollerhey der Gruppe.
Während der Führung über den Betrieb beantwortete der Betriebsleiter zahlreiche Fragen zum Anbau von Mais und Grünroggen, zur Agrarförderung und zum Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) und ging auch auf kritische Fragen, wie zur „Tank-oder-Teller-Diskussion“ ein. Dass erneuerbare Energien ein aktuelles und wichtiges Thema in der Landwirtschaft ist, zeigte sich den Besuchern nicht nur durch die Biogasanlage sondern auch die Photovoltaikanlage auf den Wirtschaftsgebäuden des Betriebs und die Windräder, die in unmittelbarer Nähe zum Betrieb stehen.
Im Anschluss an die Führung, traf man sich im Gemeindehaus in Breitenbach. Dort referierte Reinhard Schulte-Ebbert, Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes Kassel, über das Thema der Pfarrkonferenz. Er griff dabei die Gespräche des Vormittags auf und erklärte, welchen Stellenwert die Landwirtschaft beim Thema der erneuerbaren Energien einnimmt. Nicht nur als Betreiber von Biogas- und Photovoltaikanlagen sind Landwirte in erneuerbare Energien involviert. Auch als Bereitsteller von Flächen für Windräder oder folglich für Ausgleich- und Kompensationsmaßnahmen ist die Landwirtschaft direkt betroffen.
Stromtrassen beeinträchtigen die Landwirte in der Region
Ein weiteres Thema, dass dazu gehöre, sei der Bau des Stromnetzes. „Die geplanten Stromtrassen Wahle-Mecklar und Suedlink rund um Kassel, beschäftigen auch die Landwirte sehr“, sagte Schulte-Ebbert. Die Landwirtschaft stelle Flächen für den Bau der Trassen bereit und müsse mit Behinderungen während der Bauphase und auch mit langjährigen und dauerhaften Nachwirkungen zurechtkommen. Während des Vortrages entstanden zahlreiche Gespräche. Die Pfarrkonferenz stellte die Notwendigkeit der konkreten Stromtrassen in Zweifel. Schulte-Ebbert bekam Verständnis für die Haltung des Bauernverbandes, dass die Erdverkabelungstrassen mit 380 kV einen größeren Eingriff in die Landwirtschaft darstellen, als herkömmliche oberirdische Trassen. In der Bevölkerung ist oft nicht klar, dass mit Erdverkabelungstrassen ein massiver Bodeneingriff mit Arbeitsstreifen von 40 Meter verbunden ist.
Dekanin Jelinek vom Kirchenkreis Kaufungen, bedankte sich im Anschluss bei Bernd Bollerhey für die Führung über den Betrieb und den Vortrag von Schulte-Ebbert. Sie betonte, dass es wichtig sei, den Kontakt zur Landwirtschaft zu halten und sich darüber zu informieren.
Bollerhey forderte die anwesenden Pfarrerinnen und Pfarrer auf, mit den örtlichen Landwirten in Kontakt zu treten. „Wir schließen unsere Ställe und Gebäude gerne für interessierte Besucher auf“, sagte er.
Wollandt, KBV-Kassel – LW 17/2015