Hof & Familie | LW HEUTE

Pflegeheim oder Pflege zu Hause?

Bei Pflegebedürftigkeit wichtige Entscheidung treffen

Für M. Mayer war es ein Schock, als ihre Mutter (72) nach einem Schlaganfall halbseitig gelähmt und plötzlich auf Hilfe angewiesen war. Die rüstige Seniorin hatte auf dem Milchviehhof ihrer Tochter und des Schwiegersohns morgens im Haushalt geholfen, sich regelmäßig um die Kinder und den Gemüsegarten gekümmert. Nun konnte sie sich nur noch im Rollstuhl bewegen – und M. Mayer war mit der Pflege, dem Hof und den drei Kindern völlig überfordert.

Angehörige sollten sich verschiedene Pflegeheimeinrichtungen ansehen, um sich selbst ein Bild von den Heimen zu machen. Wie ist die Atmos­phäre, wie treten die Pflegekräfte auf, wie sind die Räumlichkeiten, darf eigenes Mobiliar mitgebracht werden? Foto: SVLFG
Die Pflegekräfte im Altenheim achten darauf, dass die Bewohner ihre notwendige Medizin regelmäßig einnehmen. Dies wird zudem protokolliert. Foto: imago images

„Drei Monate war sie nach dem Schlaganfall zu Hause, dann verschlechterte sich auch der geistige Zustand meiner Mutter mehr und mehr, und wir haben uns nach einem Pflegeheim umgesehen. Wir hätten sie gerne bei uns behalten, aber es war einfach nicht machbar. Der Abschied war schwer, aber wir haben eine sehr gute Einrichtung in der Nähe gefunden, und jetzt geht es uns allen besser“, erinnert sich die 41-jährige Landwirtin.

Aufgrund der Umstände zur vollstationären Pflege

Die Betreuung pflegebedürftiger Menschen durch die Familie ist oftmals gar nicht zu schaffen: Es mangelt gegebenenfalls am passenden Platz, an medizinischen Kenntnissen oder familiär bedingten Grenzen. Wenn die Familie an ihre Grenzen gelangt, kommen nur noch professionelle Pflegelösungen in Frage. Niemand wünscht sich das, aber manchmal ist eine vollstationäre Pflege unumgänglich.

Die Kosten für das Pflegeheim übersteigen die Leistung der Pflegekasse jedoch deutlich. Je nach Bundesland variieren die durchschnittlichen Kosten zudem beträchtlich. Die Höhe des Eigenanteils hängt von der Pflegestufe ab, in die der ältere Angehörige eingestuft wurde. Und: Je nach Standard des Heims sind auch die Kosten für die Unterbringung ganz verschieden.

Kosten für Pflegeheime sind unterschiedlich

Die Kosten für ein Pflegeheim betragen im Bundesdurchschnitt knapp 3 300 Euro pro Monat, hat das Finanzportal „bonnfinanz.de“ errechnet. Die Experten beziehen sich auf eigene Berechnungen und Angaben des Verbands der Ersatzkassen. Der Betrag kann jedoch nur als grobe Orientierung dienen, da die Kosten je nach Bundesland stark schwanken und selbst innerhalb der Bundesländer abhängig vom gewählten Pflegeheim und von der gewählten Preiskategorie variieren.

Der Kostenanteil, den die Pflegekasse – im Fall von M. Mayer´s Mutter die Landwirtschaftliche Pflegekasse (LPK) – übernimmt, wenn ein Angehöriger die vollstationäre Pflege in Anspruch nehmen muss, hängt von der gewährten Pflegestufe ab. In der niedrigsten Pflegestufe I übernimmt die Pflegekasse monatlich 1 023 Euro. In Pflegestufe II steigt der Betrag auf 1 279 Euro, in Pflegestufe III beteiligt sich die Pflegekasse mit 1 550 Euro an den Kosten für das Pflegeheim. In besonderen Ausnahmefällen können Pflegekassen bis zu 1 918 Euro monatlich gewähren. Voraussetzung hierfür ist, wenn ein außergewöhnlich hoher und intensiver Pflegeaufwand erforderlich ist, der das übliche Maß der Pflegestufe III weit übersteigt. In keinem Fall lassen sich damit die vollen Kosten für das Pflegeheim decken.

Wie hoch letztlich der eigene Anteil an den Kosten für das Pflegeheim ist, hängt entsprechend von den tatsächlichen Heimkosten sowie der Pflegestufe ab. Der Differenzbetrag muss aus eigener Tasche bezahlt werden. Der Bundesdurchschnitt liegt bei knapp 1 750 Euro. Aber auch hier gilt: Die tatsächlichen Kosten bestimmt letztendlich die Preisliste der gewählten Pflegeeinrichtung.

Qualität eines Pflegeheimes

Der Preis der Pflege ist eine Sache – die Qualität aber eine andere. Wie aber erkennt man ein gutes Pflegeheim? Verschiedene Studien haben gezeigt, dass es teils erhebliche Qualitätsunterschiede im Pflegesektor gibt. Nicht jedes Pflegeheim ist gut. Während zu Hause etwa einer von zwanzig Pflegebedürftigen nicht optimal gepflegt wird, lag die Quote in Pflegeheimen im Jahr 2007 sogar bei zehn Prozent. Untersuchungen haben auch gezeigt, dass in deutschen Pflegeheimen ein Drittel aller Pflegebedürftigen schlecht ernährt sind. Als Grund dafür wird genannt, dass in der stationären Pflege meist zu viele Patienten auf einen Pfleger kommen.

Pflegekompass nutzen

Da Pflegekassen die Prüfergebnisse zur Qualität von Pflegeeinrichtungen übersichtlich und vergleichbar veröffentlichen müssen, bietet die LPK den sogenannten Pflegekompass an. Diese Datenbank hilft bei der Suche nach einer geeigneten Pflegeeinrichtung. Unter www.svlfg.de (Suchbegriff: Pflegekompass) finden Interessierte Informationen zu den verschiedensten Leistungserbringern – von der häuslichen Krankenpflege bis zur ambulanten, vollstationären und teilstationären Pflege. Über die Angabe der Postleitzahl oder des Ortsnamens können die Einrichtungen vor Ort abgefragt werden. Eine erweiterte Suchfunktion ermöglicht, eine Pflegeeinrichtung auch nach pflegefachlichen Schwerpunkten (zum Beispiel für Menschen mit Demenz oder im Wachkoma) und nach besonderen Angeboten auszusuchen.

Wie man ein gutes Pflegeheim erkennen kann, wissen die regionalen und überregionalen Anlaufstellen wie Sozialämter, Wohlfahrtsverbände oder Krankenhäuser. Ein geeigneter Weg, um die gute Qualität eines Pflegeheims zu erkennen, ist und bleibt auch die Mundpropaganda: Fragen Sie Freunde und Bekannte nach einem Pflegeheim.

Sich selbst ein Bild von dem Heim machen

Auch sollten sich Angehörige unbedingt selbst ein Bild von der Einrichtung verschaffen. Nicht, indem sie das Informationsmaterial gründlich lesen, sondern indem sie Beratungsgespräche vor Ort führen und die Einrichtung besichtigen. Ein freundliches Auftreten der Mitarbeiter und eine angenehme Atmosphäre sind Indizien, an denen man ein gutes Pflegeheim erkennen kann. Auch eine Unterbringung auf Probe sollte möglich sein. Denn die Pflegebedürftigen verbringen oft eine lange Zeit im Pflegeheim. Entsprechend sollten sie die Möglichkeit erhalten, herauszufinden, ob sie sich überhaupt mit der Atmosphäre, dem Tagesablauf und dem Pflegepersonal anfreunden können.

Hier finden Sie einen Link zum Flyer

Pflegeberatung der SVLFG:

http://www.svlfg.de/60-service/serv02_brosch/serv0202leist/serv020204pk/pfl_ber_hrs_2013.pdf

Ambulante Pflege zu Hause

Wenn die Kinder ihre Eltern mit dem Vorschlag konfrontieren, sie in die Obhut eines Altenheimes zu geben, reagieren diese oft mit Zorn und Ängsten, da sie von schlechten und lieblosen Zuständen in Altenheimen gehört haben. Allerdings gibt es mittlerweile Mischlösungen, die eine gute Möglichkeit bieten, pflegebedürftige Personen nicht ganz und gar dem Alltag zu entreißen: die ambulante Pflege zu Hause.

Wenn die Gesundheit noch einigermaßen mitspielt, ist eine ambulante Pflege eine gute Alternative. Mobile Pfleger kommen in regelmäßigen Abständen in das Haus des Pflegebedürftigen und übernehmen verschiedene Aufgaben, die von Waschen bis zu Tätigkeiten im Haushalt reichen. Die zu betreuende Person wird dadurch in dem bekannten Umfeld belassen und kann ein persönliches Verhältnis zu den Pflegern aufbauen.

Die Kosten für das Pflegeheim Eine hilfreiche Checkliste Sabine Hense-Ferch

Sabine Hense-Ferch redaktion-lippstadt.de

 – LW 32/2013
Alzheimer in jungen Jahren Wenn die Reise ins Vergessen mitten im Leben beginnt