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Praxisfragen gemeinsam bearbeiten

Beispiele für Leitbetriebe ökologischer Landbau

Seit 2013 werden im Rahmen der Leitbetriebe ökologischer Landbau Rheinland-Pfalz (Öko-Leitbetriebe) in Zusammenarbeit mit landwirtschaftlichen, garten- und weinbaulichen Betrieben Fragestellungen aus der Betriebspraxis heraus bearbeitet. Verschiedene Facetten der Praxisforschung und aktuelle Projekte stellt Katharina Cypzirsch vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Rheinhessen-Nahe-Hunsrück vor.

Ein Beispiel für einen anderen Ansatz in der Praxisforschung ist das Projekt „Modellkooperation Schafe im Weinbau“. Ziel ist es, in einer Region eine Kooperation zwischen Betrieben mit Weinbau und Schafhaltung aufzubauen und durch diese Art der Bewirtschaftung positive Effekte zu erzielen. Foto: Cypzirsch

Der ökologische Landbau hat über viele Jahre hinweg wenig Aufmerksamkeit in der Forschungslandschaft erfahren und ökospezifische Forschungseinrichtungen gab es lange Zeit kaum. Aus dieser Lage heraus haben sich Ökobetriebe selbst um Kooperationen zwischen Wissenschaft und Praxis bemüht und so maßgeblich zur Entwicklung der Praxisforschung beigetragen. Die gleichberechtigte Zusammenarbeit auf Augenhöhe ist dabei wesentliches Merkmal.

Praxisbezug ist heute gängige Praxis

Der Praxisbezug hat derweil Einzug in die landwirtschaftliche Forschungsarbeit gehalten. Schlagworte wie „Living Lab“ oder „Reallabor“ sind im wissenschaftlichen Kontext immer häufiger ein Thema und die Einbeziehung der Praxis bei der Ausschreibung von Forschungsprojekten häufig ein geforderter Bestandteil für Projektanträge. Je nach Forschungsthema und Fragestellung sind Praxisbetriebe mehr oder weniger aktiv in Projekte eingebunden. Die Spanne reicht dabei von „der Betrieb ist reiner Versuchsstandort und in die Umsetzung des Versuches nicht involviert“ bis hin zu „der Betrieb ist von der Erarbeitung der Frage über die Umsetzung bis hin zum Versuchsabschluss aktiv einbezogen“.

Der Begriff „Praxisforschung“ ist nicht eindeutig definiert und orientiert sich in erster Linie an den Faktoren, die für den Erfolg in der Praxis von Bedeutung sind. Um dennoch aussagekräftige Ergebnisse zu erzielen, werden die Grundsätze und anerkannte Methoden der Versuchsarbeit angewendet. Dadurch ergibt sich die große Stärke von Praxisforschung: In und mit der Praxis erarbeitete Erkenntnisse finden vermehrt Resonanz bei Betrieben und eher Eingang in die Bewirtschaftungspraxis. Nach diesem Prinzip findet auch die Arbeit im Rahmen der Öko-Leitbetriebe Rheinland-Pfalz statt.

Bottom up – Ideen kommen aus der Praxis

Der Grundgedanke, der hinter der Arbeit im Rahmen der Öko-Leitbetriebe steht, ist die Orientierung an den Bedürfnissen der Praxis: Zum einen geht es um die Optimierung und Weiterentwicklung von (etablierten) Bewirtschaftungsverfahren beziehungsweise -systemen. Darüber hinaus werden auch Verfahren, die noch nicht in der Praxis verankert sind auf Umsetzbarkeit und Auswirkungen untersucht.

Bodenverbesserung, Klimaanpassung und Förderung der Biodiversität sind Aspekte, die sich in allen durchgeführten Versuchen, Erhebungen und Demonstrationsvorhaben wiederfinden. Ökonomische und arbeitswirtschaftliche Betrachtungen spielen ebenfalls eine Rolle.

 – LW 27/2024