Mit der Einrichtung des Schlachthofes Gudensberg hat in Nordhessen vor rund zehn Jahren die landwirtschaftliche Produktion von Masthähnchen begonnen. Mittlerweile sind etwa 20 Betriebe in diesen Veredlungszweig eingestiegen. Im Hinblick auf die Vermarktung hat sich die Konstellation für die Erzeuger verbessert: Stand bis vor zwei Jahren nur ein Abnehmer zur Verfügung, so konkurrieren nun zwei Unternehmen um die Landwirte als Vertragspartner.
Die Küken und der größte Teil des Futters werden von den Unternehmen geliefert und die fertig gemästeten Hähnchen abgeholt. Der Erzeuger ist damit fest eingebunden und abhängig. Diese Integration stößt bei manch potenziellem Einsteiger auf Vorbehalte. Ein weiterer Punkt ist der hohe Anteil der Futtermittel an den Produktionskosten und das damit verbundene Risiko, dass Preisschwankungen beziehungsweise Kostenanstiege nicht weitergegeben werden können. Im Schnitt aber liefert die Hähnchenproduktion gute Deckungsbeiträge. Und der Verbrauch an Hähnchenfleisch steigt noch immer an. Auch die biologische Leistungsfähigkeit, insbesondere die Futterverwertung, hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen.
Einer weiteren Entwicklung aber stehen vor allem Widerstände in der Bevölkerung entgegen. Der Fall des Landwirts bei Marburg, der vor zwei Jahren einen Hähnchenstall bauen wollte und dem so viel Gegenwind von der Gemeinde und von einer Bürgerinitiative entgegenblies, dass er das Vorhaben demoralisiert aufgab, ist kein Einzelfall. Gute Informationsveranstaltungen über das Vorhaben nützten dabei überhaupt nichts. Mit Bestandsgrößen von 30 000 oder 40 000 Hähnchen ist das Klischee von Massentierhaltung erfüllt.
Unterdessen haben aber auch die Haltung, die Konstitution der Tiere und das Tiergesundheitsmanagement weitere Fortschritte gemacht. Für neue Ställe in den veredlungsschwachen Ländern Hessen und Rheinland-Pfalz ist im Gegensatz zum Nordwesten Deutschlands noch viel Platz vorhanden. Wenn der Verbrauch weiter steigt, sollte auch die Politik dafür sorgen, dass die Tiere unter hohen Standards in der Region produziert werden können.
Cornelius Mohr – LW 19/2014