Zukunftsforscher sehen in der Individualisierung des Konsums und des Lebensstils einen Megatrend der Gesellschaft. In einem schier unüberschaubaren Angebot suchen Kunden authentische Produkte. Deshalb sollte auch bei der Weinvermarktung über den Lebensmitteleinzelhandel (LEH) eine Individualisierung erfolgen. In den letzten Jahren haben es Projektweine von Winzern bis in die Regale der großen Discounter geschafft. Der Beratungsring Weinbauqualitätsmanagement begleitet Projekte von Erzeugergemeinschaften und Wein- oder Sektkellereien, dabei stehen weinbauliche und kellerwirtschaftliche Maßnahmen im Vordergrund. Die Winzer bleiben anonym, so sind die Weine ohne persönliche Note und letztlich austauschbar.
Die Winzerprojekte im LEH könnten eine Lösung für den anonymen Fassweinmarkt darstellen. Die bisherigen Projektweine wurden gut nachgefragt und gelobt, darauf gilt es aufzubauen. Zur Personifizierung des Weines braucht es einen Namen und eine wahre Geschichte dahinter. Wesentlich für das Gelingen ist auch eine kontinuierliche Marktbeschickung, die durch den spekulativen Fassweinmarkt, gerade in Rheinhessen, erschwert wird. Händeringend sucht die Erzeugergemeinschaft Goldenes Rheinhessen in Bornheim Winzer, die beim bewährten Riesling-Projekt mitmachen. Ein Sauvignon-blanc-Projekt steht in den Startlöchern und braucht Mitstreiter. Die Erzeugergemeinschaft Winzersekt Sprendlingen wirbt für ein Grauburgunder-Projekt. Wenn solche Projekte nicht zustandekommen, gehen mühsam erkämpfte Regalmeter im Handel verloren. Möglichst viele Winzer sollten die Projektweine unterstützen, die sich deutlich über dem Niedrigpreissegment positionieren können und eine Chance sind für Rheinhessen die Vermarktung zu verbessern – letzlich zum Wohle jedes einzelnen Winzers.
Bettina Siée