Der Spätfrost am 4. Mai hat viele Winzer hart getroffen. In Rheinhessen und der Pfalz sind geschätzte 6 000 ha Rebfläche stark geschädigt, vor allem in den Senken. Aber auch in weniger betroffenen Gemarkungen rechnen viele bereits jetzt mit fünf bis zehn Prozent Ertragsausfall. Die Entwicklung der Rebe liegt 16 Tage vor dem langjährigen Durchschnitt, so wird es durch den Austrieb der Beiaugen in extrem betroffenen Anlagen dieses Jahr doch noch Erträge geben, die jedoch deutlich geringer ausfallen dürften als erhofft.
Es wäre die dritte kleine Ernte hintereinander. Wein wird zunehmend knapp, sodass die Erzeugerpreise im vergangenen Jahr deutlich gestiegen sind. Weitere Preiserhöhungen sind auf dem Fassweinmarkt kaum zu erwarten, weil die Kellereien ihre gestiegenen Aufwendungen nur teilweise an den Lebensmitteleinzelhandel weitergeben konnten, der die Verbraucherpreise nur moderat anhob.
Die Mengensituation auf dem Fassweinmarkt wird wohl längerfristig angespannt bleiben. Deshalb ist es für die Winzer umso wichtiger, die verbliebenen Triebe „gut durch den Sommer zu bringen“. Die Traubenblüte beginnt extrem früh. In den meisten Gemarkungen dürften erste Käppchen bereits im Laufe der letzten Maiwoche fallen. Die Witterung der nächsten Woche ist entscheidend für die Blüte und damit den Ertrag. Wenn die Käppchen fallen, besteht Infektionsgefahr für alle wichtigen Krankheiten. In dieser Phase ist ein vorbeugender, dauerhafter Rebschutz nötig, um den Ertrag abzusichern. In gesunden Weinbergen sollten Winzer mit Qualitätsvorgaben nach der Blüte die Traubenzone entblättern, denn dies hat sich als unabdingbar für die Erzielung gesunder Trauben und die Verminderung fäulebedingter Verluste erwiesen. Die rekordverdächtig frühe Blüte lässt einen frühen Reifebeginn erwarten. Mehr zum Thema ab Seie 26.
Bettina Siée