Wie eine Bombe schlug kürzlich in Hessen die Ankündigung der rheinland-pfälzischen Landesregierung ein, künftig keine 1,3 Millionen Euro mehr an die Forschungsanstalt Geisenheim zu überweisen.
Seit 1987 bestand ein Staatsvertrag zwischen den beiden Bundesländern, der die Finanzierung und damit die weinbauliche Forschung in Geisenheim regelte. Nun sollen Kosten eingespart und die weinwissenschaftliche Zusammenarbeit neu geregelt werden. In Hessen war man über diesen rheinland-pfälzischen Schritt nicht sehr erbaut, zumal in der letzten Verwaltungsratssitzung der Forschungsanstalt Geisenheim, im Frühjahr, selbst auf Nachfrage, versichert wurde, dass ein Ausstieg aus der Mitfinanzierung kein Thema sei. Dass sich angesichts dieser Vorkommnisse und dazu noch der unterschiedlichen Parteifarben der jeweiligen Regierungen sich die Stimmung auflud, ist klar. So vermuten die Hessen, dass Rheinland-Pfalz zur Finanzierung ihres Prestigeobjektes Dualer Studiengang Weinbau und Oenologie, Einsparungen vornehmen will. Gerade dieser Studiengang ist es, der die Stimmung zwischen den beiden Bundesländern verschlechterte. Während man in Hessen die Notwendigkeit dieses Bildungsangebotes stark bezweifelt und auf den eigenen Studiengang an der Fachhochschule Geisenheim verweist, ist die rheinland-pfälzischen Sichtweise eine ganz andere. In Rheinland-Pfalz wird der Duale Studiengang als sinnvolle Alternative angesehen. Die voll im Plan liegenden Studierendenzahlen werden dabei als Indiz gewertet, dass die Branche diese Ausbildung annimmt.
Es bleibt zu hoffen, dass man sich trotz der Verstimmung wieder zusammenrauft und sowohl Forschung als auch Ausbildung in der Weinbranche als gesamtdeutsche Aufgabe ansieht, denn auch in diesem Fall bringt uns Kleinstaaterei und regionales Denken nicht weiter.
Henning Seibert