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Schaf- und Ziegenhalter bereichern Schau in Beerfelden

Ergebnisse der kleinen Wiederkäuer zum Pferdemarkt

Die Organisatoren der 117. Tierschau zum Beerfelder Prämienmarkt riefen auch die Odenwälder Schaf- und Ziegenhalter dazu auf, ihre Tiere auszustellen. Zwar wurden weniger Kollektionen ausgestellt als in den vergangenen Jahren, doch die gezeigten Schafe und Ziegen konnten sich hinsichtlich Rassevielfakt und Qualität sehen lassen.

Sieger der Wirtschaftsrassen bei der Tierschau zum Beerfelder Pferdemarkt wurde ein Texel-Schaf von Udo Wüstenhagen. Foto: Robin Johe

Viele Schäfer aus dem Odenwald sind jedes Jahr auf der Tierschau in Beerfelden präsent und stellen sich der Konkurrenz im Prämierungswettbewerb. Der Odenwälder Schäferverein setzt alles daran, sich mit seinen Tieren umfangreich auf dem Pferdemarkt in Beerfelden zu zeigen und außerdem über die Haltung der kleinene Wiederkäurer in der Region zu informieren. So gab es wieder eine hohe Beteiligung von Herdbuchzuchtbetrieben aus dem Odenwald.

Bewertet wurden Schafe aus insgesamt acht Zuchtherden und sieben Betrieben. Dazu kamen noch vier Ziegen aus zwei weiteren Betrieben. Heiko Berbalk, Schäfermeister aus Wüstems im Taunus und Besitzer einer Rhönschafherde und Arnd Ritter vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen in Kassel und Zuchtleiter der hessischen Schafzucht, übten das Amt des Preisrichters aus. Sie wurden unterstützt von Bernd Walter, Nolana-Herdbuchzüchter aus Mossautal, der sich vom hessischen Schafzuchtverband als Zuchtwart ausbilden lässt. Alle drei freuten sich über die große Rassenvielfalt. Neben den Tieren der Wirtschaftsrassen, Schwarzköpfiges Fleischschaf, Suffolk und Texel konnten die Besucher auch eher seltene Rassen, die zum Teil vom Aussterben bedroht sind, wehen, wie das Bretonische Zwergschaf oder die italienische Landziegenrasse Ne­ra Versasca und die Haarschafrasse Barbados Black Belly. Eine komplette Schaugruppe, das sogennante Los, besteht aus einem im Zuchtbuch eingetragenen Zuchtbock (gekört), zwei Mutterschafen, zwei weiblichen Jährlingen und zwei Lämmern. Nicht alle Auftreiber konnten zum Markttag mit einem kompletten Los aufwarten. Dazu muss alles passen im Betrieb. Auch den Aufwand, den die Betriebe zur Vorbereitung der Tiere auf die Schau betreiben können, richtet sich nach den betrieblichen Gegebenheiten. Bernd Keller aus Michelstadt-Rehbach präsentierte ein Los aus seiner Landschaftspflege-Herde Herdbuchtiere der Schwarzköpfigen Fleischschafe. Diese waren direkt von den Pflegeflächen und aus der Lämmeraufzucht ausgesucht worden. Die durchgezüchtete Kollektion des Haupterwerbsbetriebs überzeugte mit viel Rahmen, einer langen Mittelhand, korrekten Fundamenten und einer tadellosen Zahnstellung. Kellers junger Zuchtbock aus der Zucht Schönfeld in Lauterbach glänzte mit einem hervorragenden und ausgeglichenen Wollvlies, er brachte dem Züch­ter den Preis „Wollsieger der Wirtschaftsrassen“ ein.

Im Los der Suffolk Schafe von Matthias Michel aus Wald-Michelbach fielen den Preisrichtern besonders zwei gut entwickelte korrekte Lämmer auf, Vollgeschwister aus einer Zwillingsablammung. Auch die ausgestellten Mutterschafe von Herdbuchzüchter Michel konnten überzeugen. Die gestandenen, älteren Tiere mit einem tadellosen Gebiss glänzten durch eine beeindruckende Zuchtkondition, trotz mehrwöchiger Lämmeraufzucht, bei intaktem Euter. Ein Beispiel dafür, dass Suffolkschafe bei guter Haltung und Fütterung auch in puncto Nutzungsdauer überzeugen können. Das Los der Texelschafe aus der Herdbuchherde von Udo Wüstenhagen, Beerfelden, präsentierte sich „aus einem Guss“ und machte es den Juroren leicht, dem Züchter den Preis „Bestes Los der Wirtschaftsrassen“ zu vergeben. Der Betrieb hatte seine Kollektion mit viel Aufwand für die Schau vorberei­tet. Im Merkmal Fleischansatz ließen die Tiere von Wüstenhagen keine Wünsche offen, wobei die Mutterschafe den Preisrichtern in diesem Punkt, neben dem Zuchtbock besonders auffielen. Innerhalb der Konkurrenz der Landschafrassen zeigte Rolf Schäfer aus Beerfelden-Falkengesäß eine Auswahl seiner Coburger-Fuchsschaf-Herde. Auch er zeigte Mutterschafe beeindruckender Qualität, die ein gutes Beispiel für die Eigenschaften dieser attraktiven Landschafrasse darstellten. Die beiden Preisrichter vergaben dafür die Auszeichnung „Beste Mutterschafe der Landschafrassen“. Jedoch fehlt dem korrekten Bock aus eigener Nachzucht die Eintragung ins Zuchtregister.

Severiano Ortiz Fernandez schaffte es, zwei Schaugruppen aus seiner Schafhaltung in Michelstadt zu präsentieren. Neben einem kompletten Los der Rasse „Ostpreusische Skudde“ mit zwei herausragenden Jährlingen, für das er den Preis „Bestes Los der Landschafrassen“ verliehen bekam, zeigte er eine Auswahl von Bretonischen Zwergschafen (Ouessant Schaf) mit einem rassetypischen Altbock, der leider nicht ins Zuchtbuch registriert ist. Zuchtleiter Ritter hob hervor, dass diese korrekten Tiere von Ortiz Fernandez dem schwer einzuhaltenden Rassemerkmal der „Zwergwüchsigkeit“ vollständig entsprachen. Harald Brandel, Herdbuchzüchter der „Weißen Gehörnten Heidschnucken“ aus Hesseneck war ebenfalls mit einer Auswahl von Tieren präsent. Neben dem prächtigen Altbock gefielen den Preisrichtern die beiden Lämmer mit einer schneeweißen, rassetypischen Misch­wol­le. Der Züchterwurde dafür mit dem „Wollsiegerpreis Landschafe“ bedacht. Allerdings fehlten dem Züchter diesmal zwei Jährlinge in der Kollektion, so dass er nicht mit den anderen vollständigen Losen konkurrieren konnte. Jan Schwinn aus Beerfelden-Hetzbach bot den vielen Besuchern die Möglichkeit, einen Eindruck von der exklusiven und vom Aussterben bedrohten Haarschafrasse „Barbados Black Belly“ zu bekommen. Diese sehr elegannten Tiere beeindruckten durch den Glanz im Haarkleid. Schwinn hatte Tiere in mehreren rassekonformen Brauntönen in seiner Kollektion. Weitere Qualitätsmerkmale dieser Zuchtauswahl waren die korrekte Beinstellung und der harmonische Gesamteindruck.

Zwei Ziegenhalter waren auch an der Tierschau in Beerfelden beteiligt. Georg Stüber aus Ober-Ramstadt präsentierte die Ziege „Miwa“ der Rasse „Bunte Deutsche Edelziege“. Das Tier gefiel durch einen großen Rahmen und gute Fundamente. Leider war sie die einzige Vertreterin ihrer Rasse. Thomas Holzhauer aus Rothenberg-Ober-Hainbrunn war mit einer Auswahl der seltenen Tiere der italienischen Landziegenrasse „Nera Verzasca“ vertreten. Die zwei Böcke und eine Mutterziege, zeigten das rassetypische, namensgebende, schwarz glänzende Haarkleid die dieser interessanten, robusten Ziegenrasse und markierten damit einen weiteren auffälligen Farbtupfer der Tierschau. Nach Meinung der Juroren hatte dieser junge Herdbuchbetrieb die Schauzeigen sehr schön vorbereitet. Bei der Vorstellung der Prämierungsergebnisse hob Zuchtleiter Ritter Vielfalt der Schaf- und Ziegengruppen und deren gute Qualität hervor. Er machte auch deutlich, dass die engagierten Schafhalter im Odenwald mit ihrer Zuchtarbeit überregional wahrgenommen werden. Außerdem würdigte er die Landschafts­pflegearbeit der Schaf- und Ziegenhalter im Odenwald, deren Arbeit einen großen Beitrag zur Offenhaltung der artenreichen Grünlandflächen leiste.

Arnd Ritter, LLH – LW 31/2017