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Schonende Pflege von Gewässern und Gräben

Große Bandbreite an Technik bei Maschinenvorführung

Jetzt beginnt wieder die Hochsaison für die Reinigung von Gräben und Gewäs-sern. Ob angebauter Mähkorb oder ferngesteuerter Böschungsmäher, in Hausstette, Landkreis Vechta, wurde vergangene Woche bei einer Maschinenvorführung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen die ganze Bandbreite moderner Technik geboten.

Trennt großes von kleinem sowie leichtes von schwerem Grabenaushubmaterial: Die mobile Siebanlage BS-19 von Knott wurde in Hausstette erstmalig vorgestellt. Foto: Kahnt-Ralle
Der Kettendumper 4010 von Bergmann Maschinenbau, Meppen, ist mit einer automotiven Fahrantriebssteuerung für feinfühliges Fahren auf druckempfindlichem Untergrund und geringen Kraftstoffverbrauch ausgerüstet. In seiner Kippmulde kann er bis zu 10 t Grabenaushub transportieren.Foto: Kahnt-Ralle

Das Wetter hielt und so konnte die 9. Vorführung „Technik zur Gewässerunterhaltung“ der Landwirtschaftskammer Niedersachsen in Haus­stette unter überwiegend trockenen Bedingungen stattfinden. Im Kern der Veranstaltung ging es aber um eher nasse Angelegenheiten: Maschinen und Geräte, die zur Reinigung von wasserführenden Gräben zum Einsatz kommen. Diesmal standen Techniken im Fokus, welche die Gewässer und Gräben besonders umweltschonend reinigen sollen.

Über 100 Geräte zur Ansicht

Durch das Niederungsgebiet und den einbezogenen Fladderkanal bot das Vorführgelände ideale Voraussetzungen für eine solche Maschinenvorführung. Das wissen die Fachbesucher seit Jahrzehnten und strömten diesmal besonders zahlreich nach Südoldenburg; die Kammer konnte über 3000 Besucher in Hausstette begrüßen. Belohnt wurden die Besucher, die auch aus dem europäischen Ausland angereist waren, mit einer großen Bandbreite an Technik zur Gewässerunterhaltung und Landschaftspflege. Über 100 Geräte aus den Bereichen Böschungsmäher, Mähausleger, Spezialarbeitsgeräte, Trägerfahrzeuge sowie Mäh- und Amphibienboote von 47 Anbietern standen entlang der Gewässer und auf dem Ausstellungsgelände.

Gewässerunterhaltung richtet sich nach der Laich- und Brutzeit

Eine umweltschonende Gewässerunterhaltung schont zum einen die im und am Graben lebende Tierwelt, die trotz regelmäßiger Räumung der Gräben eine gewisse Überlebenschance erhalten soll, und zum anderen die Pflanzen im und am Grabenrand. So richtet sich der Zeitpunkt der Gewässerunterhaltung nach der Laichzeit der Fische und Brutzeit der Vögel. Von März bis Juni sollte deshalb keine Krautung stattfinden beziehungsweise von März bis Ende September keine Mahd. Der Grabenaushub einer Sohlkrautung sollte noch ein bis zwei Tage an der Böschung liegen bleiben, um Lebenwesen die Möglichkeit zu geben, abzuwander. Der Bewuchs am und im Graben sollte nicht zu tief abgeschnitten werden. Außerdem kann durch einseitiges und nur abschnittsweises Arbeiten für die Ökologie einiges getan werden. Die beste Technik nutzt aber nichts, wenn sie nicht richtig eingesetzt wird. Auch mit einem Mähkorb kann zu tief gemäht werden oder zu oft. Auch die ökologische Gewässerunterhaltung ist mit Grabenaushub verbunden, der anschließend abgefahren werden muss, was zusätzliche Technik und Arbeitszeit erfordert und die Maßnahme verteuert.

Im Rahmen einer Sonderschau wurde Aushub aus dem Mähkorb direkt in ein Transportfahrzeug übergeladen. Zu sehen war der Kettendumper 4010 von Bergmann Maschinenbau, Meppen. Das mit einem Kettenlaufwerk und Mulde für eine Nutzlast von 10 t ausgestatte Fahrzeug ermöglicht feinfühliges und bodenschonendes Fahren über eine automotive Fahrantriebssteuerung. Der Muldenkipper wurde direkt beladen durch einen Mähkorb von Hobelmann-Halle, der an den Schmalspurbagger Hooby GT 85 vom selben Hersteller angebaut war.

Scheibenseparator trennt Mähgut in verschiedene Fraktionen

Bei einer Mähkorbbreite von 6,20 m ist diese Grabenreinigungstechnik mit einer neuartigen automatischen Nivellierung (Gradertronic) und Mähkorbführung (Faunatronic) ausgestattet. Damit ist es möglich, den Mähkorb mit gleichbleibendem Abstand zur Grabensohle zu führen, was die schonende Räumung erleichtert. Durch Drive control fährt der Bagger dann automatisch immer eine Mähkorbbreite weiter. Auch das erleichtert das genaue Arbeiten. Zum ersten Mal wurde in Hausstette die Siebanlage BS 19 von Knott aus Kluse vorgestellt. Dieser 250 000 Euro teure Scheibenseparator trennt das angelieferte Mähgut in große und kleine sowie schwere und leichte Fraktionen und ist mit extralangen Austragebändern für die direkte Beladung von LKWs ausgerüstet.

Hydraulische Schwenkvorrichtung für den Straßentransport

Da nicht nur das leichte Arbeiten bei bester Übersicht von der Fahrerkabine aus wichtige Entscheidungskriterien für die Anschaffung einer Technik sind, sondern auch der leichte Transport über die Straße und damit das schnelle Weiterkommen zum nächsten Einsatzort, wurde im Rahmen der Sonderschau auch der Michaelis Mähkorb mit hydraulischer Schwenkvorrichtung zur Einstellung der Transportstellung von Christoph Gers-Grapperhaus, Landtechniker der Landwirtschaftskammer, genauer erläutert. Der 4 m breite Mähkorb war am Ausleger des Baggers 140 W „bigfoot“ von Atlas Maschinen GmbH aus Lauenbrück montiert. Das Trägerfahrzeug zeichnete sich zudem durch eine Sonderbereifung mit Sondergröße sowie einen erhöhten Turm aus.

Sondervorstellung mit Raupen- und Spezialbaggern

Im Fokus des Interesses standen auch Raupen- oder Spezialbagger. Während der Sondervorstellung wurde der Mecalac Job 12 MTX Speeder von Ahlmann Nederlande BV, Vertrieb durch Lars Hoppe GmbH in Stadthagen, im Einsatz mit einem Mulcher gezeigt. Mit diesem Spezialbagger ist der Mulchbetrieb durch Mehr-Pumpen-Bauart unabhängig vom Fahrbetrieb möglich. Am Fladderkanal zog dann der Raupenbagger Mecalac Green Job 8 MCR derselben Firma, dessen Fahrwerk für eine Geschwindigkeit von 10 km/h ausgelegt ist, die Aufmerksamkeit auf sich. Insgesamt konnten die Besucher 18 verschiedene Trägerfahrzeuge von zwölf verschiedenen Ausstellern vergleichen und sich auf dem Ausstellungsgelände beim Anbieter direkt weitere Informationen holen, was von den Besuchern nach ihrem Rundgang teils intensiv genutzt wurde.

Ein solches Trägerfahrzeug ist auch der Trac 3700 von Berky, der durch die Anton Berkenheger GmbH in Haren vertrieben wird, und während der Sonderschau kommentiert wurde. Neben dem Anbau von verschiedenen Geräten zur Gewässerunterhaltung bietet dieser Trac auch die Möglichkeit zum Ziehen von Anhängern, eine Dreipunkthydraulik für Frontmulcher und eine um 270° schwenkbare Kabine für eine bessere Übersicht während der Arbeit. Die Maschinenvorführung in Hausstette zeigte Technik für den großen und kleinen Anwender sowie Lösungen für den Spezialeinsatz. Die Veranstaltung ist damit zu Recht „das Mekka der Maschinenvorführungen“, wie Andrea van Eijden, Vizepräsidentin des Bundesverbandes der Lohnunternehmen, abschließend feststellte.

Edith Kahnt-Ralle  – LW 42/2015